WoW – Ein CO2-Rechner, der weiter denken will

Mockups der geplanten App, mit der man eigene Klimaziele festlegen und tracken können soll.

Die App „Worldwatchers“ will nicht nur den persönlichen CO2-Fußabdruck berechnen, sondern auch umweltfreundlichere Alternativen vorschlagen. CO2 als Währung soll helfen, dem Ziel – CO2 einsparen – einen Schritt näher zu kommen.

Autor*in RESET , 23.09.19

WoW – während die meisten wohl bei diesen Buchstaben an ein populäres Multiplayer-Online-Rollenspiel denken, will ein Startup aus München damit seine App assoziieren. WoW steht hier für „Worldwatchers“. Die Grundidee ist nicht neu: Verschiedene Lebensbereiche wie Ernährung, Mobilität oder Wohnen werden abgefragt und anhand dieser Daten wird der persönliche CO2-Fußabdruck ermittelt. Dies können viele andere Programme zwar auch, mit der WoW-App soll es aber außerdem möglich sein, ökologische Ziele zu formulieren. Worldwatchers will dann durch Tipps von Expert*innen und mit Vorschlägen zu alternativen Produkten helfen, den persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

Schnell und einfach Klimasünder im Supermarkt identifizieren

Die App will vor allem alltagstauglich sein. Im Supermarkt ist es schwer, den Überblick über den CO2-Wert der vielen Produkte zu behalten. Nicht nur die Rohstoffe müssen beachtet werden, relevant ist auch wann und wo ein Produkt hergestellt wurde. Mit der App soll es möglich sein, direkt den Barcode zu scannen. So könne schnell und ohne eigene, aufwendige Recherche der CO2-Wert eines Produktes ermittelt werden. Möglich wird das auch durch die Kooperation mit dem Wuppertal Institut. Das Institut stellt der App seine Datenbasis von ca. 400 Basisstoffen und Produktbereichen bereit, anhand derer das Institut den jeweiligen Fußabdruck berechnet. Diese Datenbasis paart sich in der App mit den Datenbanken der App-Entwickelnden. Michael Kochs, Co-Founder des „Worldwatchers“-Projekts, erklärt gegenüber RESET dazu: „In Verbindung mit unseren Datenbanken und unserer KI wissen wir dann, welche CO2-Kosten für die Rohstoffe anfallen, für die Produktion, die Logistik und gegebenenfalls für die Entsorgung. Sollten bei der Nutzung ebenfalls CO2-Kosten anfallen, werden diese von einer weiteren Datenbank zur Verfügung gestellt.“

Bei all den persönlichen Informationen darüber, was man isst, wie man von A nach B kommt oder welche Kleidung man trägt, sollte man die Datensicherheit nicht aus den Augen verlieren. Für die statische Berechnung des CO2-Verbrauchs werden die Daten nicht gespeichert. Will man jedoch die App so nutzen, dass sie auch weiter geht als bisherige Rechner, muss ein Profil angelegt werden, damit die Daten gespeichert, aktualisiert und an das gewünschte CO2-Ziel angepasst werden können. Bei dieser Speicherung muss man den Entwickelnden von „Woldwatchers“ vertrauen, dass sie diese Daten so sensibel behandeln, wie sie es versprechen.

Nicht nur Individuen sollen Verantwortung tragen

In erster Linie will die App es Individuen ermöglichen, umweltbewusster zu konsumieren. Dabei betont Kochs jedoch, dass so auch die Wirtschaft beeinflusst werden könne, wenn ersichtlich wird, dass Konsumierende ihre Kaufentscheidungen nicht nur nach dem Preis richten, sondern auch das Ziel verfolgen CO2 einzusparen. Zudem möchte „Worldwatchers“ Unternehmen auch eine Beratung zu ökologischer Produktherstellung anbieten. Neben der Wirtschaft muss auch die Politik Maßstäbe setzen, um schnell Ergebnisse beim Einsparen von CO2 zu erzielen. Die App-Entwickelnden hoffen, aufzeigen zu können, wie wichtig Klimaschutz den Wählerschaft ist, um so den Druck auf die Politik zu erhöhen.

© Worldwatchers Jonas Schreyer und Michael Kochs von Worldwatchers

Finanzieren will sich das Startup durch eine Crowdfunding-Kampagne. Bisher wurden knapp 30 Prozent des benötigten Geldes gesammelt (Stand: 23.09.2019). Sollte die Summe von 35.000  Euro nicht im vorhergesehenen Zeitraum zusammen kommen, so würden die Entwickelnden versuchen, die App aus eigenen Mitteln zu finanzieren. „Das wird allerdings deutlich langsamer sein als mit der finanziellen Unterstützung und eigentlich befinden wir uns Klima-mäßig ja schon in einem Wettlauf gegen die Zeit“, betont Kochs.

Um diesen Wettlauf noch gewinnen zu können, könnte eine allgemeine CO2-Steuer uns helfen, einen besseren Überblick darüber zu gewinnen, welche Produkte besonders umweltschädlich sind. Ob und wie die Politik in Deutschland diese Steuer einführen wird, bleibt abzuwarten. Bis dahin können wir jetzt schon handeln und beginnen CO2 systematisch in unserem Alltag einzusparen: 12 Tipps, was du sofort gegen den Klimawandel tun kannst.

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