What happens if we enter the keyword „climate activist“ in the input field of our search engines? Unsurprisingly, we receive pages and pages of articles about a now world-famous Swedish teenager. Without question, Greta Thunberg’s contribution to the current climate debate is significant – from initiating the global climate strikes to popularizing concepts like Flygskam to shaking up the stuffy world of the climate conferencewith their impassioned speeches. It is thanks to her that the topic of climate change is making more headlines and that young people have come together to form a global movement in recent years. But the media’s continued focus on this one activist is a reflection of mainstream climate reporting – which often lacks diversity when it comes to voices, experiences and opinions.
But it is precisely people in the Global South who are most severely affected by man-made climate change. And they are activists, educators and decision makers for change as well. They are committed to making the world a better place, they innovate and inspire others to address the issues we face as humanity.
In dieser Interview-Reihe mit Aktivist*innen von „Fridays for Future“ aus Lateinamerika, Afrika und Asien wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dieses Ungleichgewicht zu beheben und unterrepräsentierten Stimmen innerhalb der Klimabewegung Gehör verschaffen.
Im ersten Interview dieser Serie sprechen wir mit Sadrach Nirere, dem Kommunikationsmanager von Fridays for Future Uganda. Uganda ist das derzeit jüngste Land der Erde: 78 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 30 Jahre. Das macht das Land zu einem idealen Standort für eine von Jugendlichen geführte Klimabewegung. Mit Sadrach sprachen wir über die Auswirkungen des Klimawandels auf seine Gemeinde, den positiven Beitrag, den er leisten möchte, und die Rolle, die digitale Technologien auf seinem Weg als Aktivist gespielt haben.
Sadrach, woher kommt dein Aktivismus für das Thema Klimawandel?
Als jemand, der in dem landwirtschaftlich geprägten ländlichen Distrikt von Kiboga geboren wurde, wuchs ich mit dem Wissen auf, dass unser Überleben von den saisonalen Regenfällen abhängt. Bei uns Kindern ging es nach der Schule darum, Obstbäume zu finden und im nahen Busch dem Vieh nachzulaufen. Das hat Spaß gemacht. Aber das hat sich geändert, die Regenzeiten gibt es nicht mehr, und die Hitze der Sonne ist viel zu stark. Im Laufe der Zeit habe ich selbst miterlebt, wie es ein Klima, das zusammenbricht, für uns immer schwieriger macht zu überleben. Meine Familie wanderte zusammen mit anderen aus den ländlichen Gebieten aus und floh vor Erdrutschen, Dürren und Wüstenbildung – nur, um verschmutzte Luft, verseuchtes Wasser, Plastikmüll und Überschwemmungen in städtischen Gebieten vorzufinden.
Bei einer Präsentation der Green Climate Campaign Africa an meiner Universität lernte ich mehr über den Klimawandel. Die Informationen waren so verpackt, dass sie sehr informativ waren und uns zum Handeln inspirierten – zu dieser Art von Wissen hatte ich in meinen früheren Schuljahren nie Zugang gehabt.
Und die Studentenstreiks, was war deine Motivation, dich dabei zu engagieren?
Ich beschloss, mich mit anderen Studierenden zusammenzuschließen und eine grüne Aktivistengruppe an der Universität zu gründen. Durch unsere Arbeit und die Nutzung digitaler Plattformen erfuhren wir etwas über Greta und darüber, was andere Studierende in Europa und auf der ganzen Welt taten. Das inspirierte uns, den Kampf weiterzuführen, und wir starteten Fridays For Future Uganda. Als Studierende in Afrika konnten wir uns nicht einfach hinsetzen und zusehen, wie Mitstudierende in Europa für etwas kämpften, das uns alle betrifft.
Jetzt beginnt die Klimabewegung – durch Proteste und andere Aktivitäten – Erfolge zu erringen. Und während die Entscheidungsträger*innen vielleicht weiterhin versuchen, unsere Aktionen und Botschaften einfach zu ignorieren, wird es für sie immer schwieriger, dies zu tun. In Kenia zum Beispiel mobilisierte 350.org Einheimische und stoppte die Kohlemine Lamu, die das erste Kohlekraftwerk in Kenia gewesen wäre. In Uganda haben wir als „Fridays For Future“ eine Petition an den Parlamentspräsidenten gerichtet, und wir steuern nun den parlamentarischen Ausschuss für natürliche Ressourcen an. Die Kampf geht weiter, obwohl wir als junge Menschen betrachtet werden – wir verstehen, dass wir eine Klima-Generation sind, und das ist unser Kampf.
Worin siehst du die Rolle der digitalen Medien in deiner eigenen Entwicklung als Aktivist?
Die digitalen Medien haben mir geholfen, zu lernen und mich zu vernetzen, vor allem aber haben sie mir eine Plattform und einen Raum gegeben, meine Arbeit mit anderen zu teilen. Ich sehe sie als eine Gelegenheit, ein ständig wachsendes Publikum zu schaffen, mit dem ich meine Arbeit teilen kann. Sie erleichtern es, Menschen zu erreichen, und tragen dazu bei, die Arbeit des Aktivismus attraktiv und informativ zu gestalten.
Natürlich hat uns auch die Corona-Pandemie beeinflusst und wir mussten einige unserer Aktivitäten online stellen. Unser Kommunikationsteam hat eine Umfrage über den aktuellen #ClimateStrikeOnline durchgeführt. Dabei haben wir herausgefunden, dass wir in Uganda eine relativ kleine lokale digitale Gemeinschaft sind. Das liegt daran, dass es in vielen Regionen des Landes nur einen begrenzten Zugang zum Internet gibt, weshalb unsere Online-Proteste nur eine begrenzte digitale Reichweite haben. Viele Menschen besitzen weder einen Laptop noch ein Smartphone, was es schwierig macht, sich an Online-Aktivitäten zu beteiligen. Außerdem nutzen viele unserer führenden Politiker*innen keine digitalen Plattformen, wie soziale Medien, so dass sie unsere Protestbotschaften nicht sehen können – und jetzt mit Social Distancing ist es noch schwieriger, mit ihnen in Kontakt zu treten.
Wie wurde deine Arbeit in den letzten Monaten noch beeinflusst?
Die Coronavirus-Pandemie hat unsere Arbeit beeinträchtigt, aber sie hat uns nicht aufgehalten. Die Abriegelung hat unsere Protestdauer begrenzt, die Beteiligung verringert und alle unsere Aktivitäten in den lokalen Gemeinschaften auf Eis gelegt. Der Kampf gegen das Coronavirus wird auch als Vorwand benutzt, um die Durchsetzung von Umweltvorschriften auf Eis zu legen.
Doch die globale Antwort auf die Coronakrise ist das, was wir brauchen, um auch die Klimakrise zu bekämpfen. Sie hat uns gezeigt, dass es Richtlinien geben kann, die auch global eingehalten werden, die für uns alle funktionieren. Und die Unterstützung der Gesundheitsbudgets ist die gleiche Überlegung, die auch für die Beschleunigung von Klimalösungen und die Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen angestellt werden sollte. All dies sollte also als ein Weckruf für mehr Zusammenarbeit, gemeinsame Nutzung, Unterstützung und gegenseitigen Austausch von Ressourcen sein, um eine widerstandsfähige Gesellschaft aufzubauen.
Wenn du draußen protestierst, was steht auf dem Plakat, das du hochhältst? Und wer soll es sehen?
Als Einzelperson habe ich meinen Aktivismus auf die Klimakrise und die Auswirkungen des Plastikmülls konzentriert. Meine Plakate haben Botschaften wie „Our Actions, Our Future“, „People Over Profit “ und „End Plastic Pollution„. Ich habe auch Plakate in meiner Landessprache mit den Aufschriften „Tukuume Obutonde“ (Schützt die Natur) und „Tomansa Kasasiro“ (Schluss mit der Müllverschmutzung).
Alle meine Botschaften dienen der Kommunikation, veranschaulichen und fordern ernsthafte Maßnahmen von Regierungen und Unternehmen als auch Verhaltensänderungen von Einzelpersonen. Zusammen mit anderen Aktivist*innen führen wir globale Klimastreiks durch, in der Hoffnung, einen grundlegenden Systemwechsel zu erreichen. Als Teil dieses Wandels werden wir unsere Klimaaktionspläne umsetzen, auf globale Vereinbarungen hinarbeiten und wollen mehr Beteiligung und Einbeziehung erreichen.
Selbst mitten in der Coronavirus-Pandemie geht die Klimakrise nicht in den Urlaub. Wir können unsere Stimme beitragen, und gemeinsam erreichen wir mehr – zum Beispiel den Stopp eines neuen Kohlebergwerks oder die Durchsetzung eines Politikwechsels. Unsere natürliche Welt verschwindet vor unseren Augen. Wir müssen sie retten. Klimaschutz muss unsere tägliche Pflicht sein. Bis dahin sind wir alle nur Opfer dieser Krise.
Vielen Dank, Sadrach!
Fridays for Future Uganda hat einen sehr informativen und regen Twitter-Account, auf dem die Aktivist*innen regelmäßig Informationen über lokale Klimafragen und ihre Kampagnenarbeit austauschen. Auch über Sadrachs Arbeit kannst du über seinen Twitter-Channel dem Laufenden bleiben.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.