Um NFTs wird in den letzten Jahren viel Wirbel gemacht. NFT steht für „non-fungible token“ und dahiner verbergen sich digitale Eigentumszertifikate für digitale Produkte wie Bilder, Videos oder Tweets. Vor allem die riesigen Geldbeträge – oft in Form von Kryptowährungen – zu denen sie gehandelt gehandelt werden, sorgen dafür, dass NFTs viel Aufmerksamkeit erregt haben. Auch einige gemeinnützige Organisationen und NGOs setzen mittlerweile auf NFTs zu, um Spenden und potenziell langfristige Einnahmen zu generieren – allerdings lösen sie damit auch Kontroversen aus.
Der Wildlife-Streaming-Dienst WildEarth gibt digitale NFTs für lebende Tiere heraus. Nach dem Vorbild anderer Organisationen wie NatureSeychelles hat WildEarth NFTs für mehrere seiner tierischen „Stars“ wie Tlalamba, einem vierjährigen Leoparden im südafrikanischen Djuma-Wildreservat, erstellt. Graham Wallington, Mitbegründer von WildEarth, hofft, dass die Zuschauer*innen über die NFTs mit ihren Lieblingstieren auf eine ganz neue Weise interagieren können – und zusätzlich Gelder in die Kassen spielen. Schon heute schalten bis zu 5 Millionen Zuschauer*innen jeden Monat ein, um Tlalamba und andere Tiere bei ihrem täglichen Leben in der Wildnis zu beobachten.
Nach dem Kauf eines einzigartigen Tlalamba NFT erhalten die Besitzer*innen Zugang zu exklusiven Bildern, aktuellen Nachrichten und sogar ein Stimmrecht bei der Namensgebung des zukünftigen Nachwuchses.
Derzeit kostet jedes NFT von WildEarth rund 200 USD, wobei 40 Prozent des Verkaufspreises an WildEarth gehen. Dieses Geld wird dann an die Betreuer*innen des betreffenden Tieres weitergegeben, um für dessen Pflege und Sicherheit zu sorgen. Nach Angaben von WildEarth hat der Verkauf von rund 1.000 NFTs der NGO bereits zusätzliche 14.000 USD eingebracht.
Wird ein NFT dann weiterverkauft, erhält die NGO jedes Mal Lizenzgebühren. Damit könnte der aufkeimende Handel mit NFTs für einen kontinuierlichen Geldfluss sorgen. Allerdings ist noch nicht klar, wie sich der Markt für Tier-NFTs tatsächlich entwickeln wird.
NFTs und die Umwelt
NFTs haben jedoch auch eine große Debatte ausgelöst. Ein Teil dieser Debatte dreht sich darum, dass ein NFT ein reines Eigentumszertifikat für ein digitales Gut ist und nicht dasselbe wie der Erwerb von Lizenzrechten an einem Kunstwerk oder einer Musik. Daher werden NFTs auch als Eigentumszertifikate für Vermögenswerte ohne echten physischen Wert diskutiert. Für Befürworter*innen ist das Konzept des Eigentums jedoch nicht von einem physischen Wert abhängig, und NFTs bringen ihrer Ansicht nach das Eigentum in das digitale Zeitalter.
Für Umwelt- und Naturschützer*innen haben NFTs jedoch eine viel greifbarere und weniger umstrittene Wirkung. Das hat damit zu tun, dass NFTs wie Kryptowährungen auf einer Blockchain, also einer dezentralen Datenbank, basieren. In der Blockchain sind dann die Transaktionsdetails gespeichert, also Verkäufer*innen, Käufer*innen und die Transaktionssumme. Dass die technischen Prozesse hinter einer Blockchain für einen enormen Energieverbrauch sorgen, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr.
Traditionelle Plattformen wie Bitcoin und Ethereum 1.0 verwenden „Proof-of-Work“-Konzepte, um ihre Transaktionen zu genehmigen. Dies erfordert zahlreiche Computer, die komplexe Berechnungen durchführen, um eine sichere Transaktion zu entschlüsseln. All dies erfordert Computerleistung, oft in Form von leistungsstarken GPU-Karten. Da ein Großteil dieser Energie aus nicht erneuerbaren Quellen stammt, gelten Kryptowährungen als Verursacher riesiger Mengen CO2-Emissionen. Allein Ethereum könnte einen CO2-Fußabdruck haben, der dem von Schweden entspricht.
NFTs einzusetzen, um Natur- und Klima zu schützen, stößt daher häufig auf Widerstand. Anfang Februar sah sich der WWF-UK mit einem Shitstorm konfrontiert, nachdem die Organisation angekündigt hatte, NFTs zu verkaufen. Twitter-Nutzer*innen kritisierten die Entscheidung und drohten sogar damit, dem WWF ihre Spenden zu entziehen. Eine fast identische Reaktion gab es weniger als drei Monate zuvor, als der WWF-Deutschland ein ähnliches Projekt in Angriff nahm.
WWF UK – und WildEarth – verwiesen darauf, dass sie die Blockchain Polygon nutzen, die nach einem anderen Verfahren als Bitcoin und Ethereum funktioniert. Polygon verwendet ein „Proof-by-Stake“-Modell, bei dem Transaktionen nicht durch rohe Rechenleistung abgeschlossen werden, sondern dadurch, dass die Nutzer*innen einen Teil ihrer Krypto-Bestände im Austausch für eine festgelegte Belohnung verpfänden, sobald die Blockchain validiert wurde. Der „Proof-of-Stake“-Ansatz verbraucht dabei viel weniger Energie als „Proof-of-Work“, was den CO2-Fußabdruck der Polygon-Blockchain deutlich reduziert.
Allerdings verlässt sich Polygon immer noch auf Bitcoin, um seine Kryptowährung in traditionelle Währungen wie Euro, Pfund oder Dollar umzuwandeln. Das bedeutet, dass die Blockchain teilweise immer noch von den CO2-intensiven Blockchains abhängig ist. Aber es zeichnen sich Verbesserungen ab. Ethereum hat angekündigt, auf ein „Proof-of-Stake“-Modell umzusteigen, um den Energiebedarf zu senken und die Transaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen.
Es bleibt also abzuwarten, wie nachhaltig NFTs in Zukunft sein werden.