Wie wir während der Corona-Krise helfen können

Der beste Weg, um in der aktuellen Krise zu helfen ist klar: durch Social Distancing. Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten, jetzt zu helfen, zum Beispiel bei der Ernte- oder Nachbarschaftshilfe bis hin zur Unterstützung des Lieblingsrestaurants – und das oft, ohne das Haus verlassen zu müssen.

Autor*in Leonie Asendorpf, 14.04.20

Wir nehmen Abstand, waschen unsere Hände, fassen uns möglichst nicht ins Gesicht, sehen Freunde und Familie nicht. All das, um die Schwächsten unserer Gesellschaft zu schützen, eine Verbreitung des Covid-19-Virus zu verlangsamen und eine Überlastung unseres Gesundheitssystems möglichst zu vermeiden. Menschen, die in Krankenhäusern, in der Pflege, im Lebensmittelhandel oder den anderen Berufen arbeiten, die gerade essenziell für das Funktionieren unserer Gesellschaft sind, haben nun besonders viel zu tun. Gleichzeitig haben andere durch den Lockdown mehr Zeit als sonst, zum Beispiel durch die Arbeit von zu Hause und das Wegfallen vieler kultureller Veranstaltungen.

Alten und einsamen Menschen ein offenes Ohr leihen

Die bundesweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus fordern Kontaktverbote an allen Stellen, wo es nur möglich ist. Gerade für Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen, die zum Schutz ihrer Gesundheit nun besonders isoliert leben, kann dies besonders hart sein. Auch Betroffene von psychischen Krankheiten wie Depression, trifft die aktuelle Situation hart. Physische Distanzierung bedeutet jedoch nicht, dass wir uns auch psychisch distanzieren müssen. Über Video-Anrufe, Telefonate oder Briefe können wir in Kontakt mit Freunden und Familie bleiben.

Da es jedoch auch Menschen gibt, die keine engen Bezugspersonen haben, die sich nun regelmäßig bei ihnen melden, gibt es Vermittlungshilfen wie beispielsweise Silbernetz.org. Auf dieser Website werden Senior*innen mit Menschen vernetzt, mit denen sie regelmäßig ein bisschen telefonieren können. So lässt sich die Isolation besser aushalten und sie fühlen sich weniger alleingelassen.

Nachbarschaftshilfe

Auch Organisationen wie The Butterfly Effect, Deutschland zusammen oder die Nachbarschaftshilfe Nebenan.de vermitteln. Zum Beispiel, um bedürftige Menschen mit freiwilligen Helfer*innen aus ihrer Nachbarschaft zu verbinden, die für sie zum Supermarkt oder zur Apotheke gehen, Kurierdienste machen oder mit dem Hund raus gehen.

Noch direkter geht das auch analog: Einfach einen Zettel an die Haus-/ Hoftür hängen, den Kontakt angeben und direkte Hilfe für Menschen aus der Nachbarschaft anbieten. Vorlagen dafür gibt es beispielsweise hier.

Teil eines Supercomputers werden

Weltweit wird zu den Eigenschaften und der Verbreitung des Covid-19-Virus geforscht. So auch an der Universität Standford, wo Wissenschaftler*innen an einer Computersimulation arbeiten, die nachstellt, wie Viren den Menschen befallen. Dazu brauchen sie eine starke Rechenleistung. Und hier kommen wir ins Spiel – bzw. unsere Heim-Computer: Mithilfe des Programms Folding at Home kann jede*r von zu Hause aus die Rechenleistung des eigenen Computers beitragen. Nach einer schnellen Installation des Programms wird der eigene Computer also Teil eines Supercomputers und leistet damit einen Beitrag zur Erforschung des Corona-Virus. Auf ihrem Blog berichten die Forschenden über ihre Arbeit.

#LeaveNoOneBehind

Menschen, die kein Zuhause haben oder unter sehr prekären Bedingungen leben, haben es gerade besonders schwer. Obdachlose sind oftmals auf Hilfeleistungen von Tafeln angewiesen, die nun vielerorts geschlossen sind und schlafen in Unterkünften, die nun überfüllt sind oder keine neuen Menschen aufnehmen können. Organisationen wie Karuna in Berlin verteilen nun unbürokratisch Geld an Wohnungslose, damit diese trotzdem über die Runden kommen. Mit Spenden kann man sie unterstützen.

Auch Geflüchtete, die in Sammelunterkünften in Deutschland oder in Zeltlagern an den Grenzen Europas unter oft menschenunwürdigen Bedingungen ausharren, sind nun mehr denn je auf Unterstützung angewiesen. Mit Spenden an Organisationen wie ProAsyl oder Seebrücke, die sich für eine menschenwürdige Unterbringungen von Geflüchteten in Deutschland und die Aufnahme von Menschen einsetzen, die beispielsweise in den Lagern auf den griechischen Inseln untergebracht sind, kann jetzt geholfen werden.

Wer nicht viel Geld zur Verfügung hat, kann trotzdem Solidarität zeigen, beispielsweise mit Plakaten am Fenster oder der Teilnahme an Online-Demonstrationen, welche die Regierung zum Handeln auffordern. Unter dem Hashtag #LeaveNoOneBehind finden zu diesem Thema aktuell verschiedenste Aktionen statt.

Restaurants und Künstler*innen unterstützen

Besonders im Bereich Kultur und Gastronomie werden gerade massive finanzielle Einbußen gemacht. Damit es nicht dazu kommt, dass Theater, Künstler*innen, Kinos, Clubs, kleine Bücherläden oder der Imbiss um die Ecke nach der Krise ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen können, bieten verschieden Plattformen die Möglichkeit auszuhelfen. Über Pay Now Eat Later können Kund*innen beispielsweise Gutscheine bei Gastronomiebetrieben kaufen, um sie später einzulösen. Über Kochen Für Helden kann man Restaurants und Imbisse finanziell unterstützen, die Menschen aus Funktionsberufen bekochen.

Musikalisch wird es bei United We Stream, einer Plattform, die die Musiker*innen der Berliner Clubs per Stream ins eigene Wohnzimmer bringt und diese per Online-Tickets unterstützt. Wer es ruhiger mag: Viele Buchläden bieten nun eine kontaktlose Lieferung oder Abholung von im Vorhinein bestellten Büchern an. Besonders die kleinen Läden profitieren davon, wenn wir trotz der aktuellen Lage weiter bei ihnen und nicht bei großen Online-Lieferdiensten wie Amazon bestellen.

Blut und Plasma spenden

Zwar kann man bei dieser Form der Hilfe nicht zu Hause bleiben, dafür ist sie gerade jetzt besonders wichtig und für Krankenhäuser in der aktuellen Situation unabdinglich: Blut und Plasma spenden. Laut einer Untersuchung des Roten Kreuzes (DRK) ist ein Großteil der Menschen in Deutschland mindestens einmal im Leben auf solche Spenden angewiesen. Wer also zwischen 18 und 65 Jahren alt und gesund ist und in letzter Zeit weder in einem Corona-Risikogebiet, noch in Kontakt mit einer nachweislich mit Covid-19 infizierten Person war, kann bei verschiedenen lokalen Abnahmestellen spenden. Das dauert nicht länger als etwa eine Stunde und es gibt eine Blutuntersuchung inklusive. Infos zur Blutspende und besonderen Hygienevorschriften gibt es beispielsweise vom DRK.

Als Erntehelfer*in aushelfen

Durch die aktuellen Reisebeschränkungen fehlen den Landwirt*innen bundesweit viele Saisonarbeiter*innen aus dem Ausland. Zwar sollen etwa 80.000 von ihnen trotz Kontaktbeschränkungen nach Deutschland gebracht werden, laut Angaben des Spiegels fehlen dennoch rund 220.000 Erntehelfer*innen, die notwendig sind, damit die Erne nicht eingeht. Hierbei geht es nicht nur um die medial vielzitierten Erdbeeren oder um Spargel, sondern durch das Fehlen der Saisonarbeiter*innen ist die Ernte und Weiterverarbeitung verschiedener Nahrungsmittel gefährdet. Über Plattformen wie Bauer sucht Hilfe, Land Arbeit oder Das Land hilft werden engagierte Menschen an Landwirt*innen in ihrer Umgebung vermittelt, um bei der Ernte von Spargel und Co aushelfen. Je nach Tätigkeit liegt der Stundenlohn laut „Bauer sucht Hilfe“ zwischen neun und elf Euro.

Übersetzen und Hausaufgabenhilfe geben

Die Aufklärung über das Corona-Virus, den Umgang damit und mögliche Krankheitssymptome ist momentan besonders wichtig. Wenn die Ärztin oder der Arzt jedoch nicht die gleiche Sprache spricht wie die Patient*innen, dann kann das sehr schwierig werden. Wer also gute Sprachkenntnisse hat und bereits Erfahrung im Übersetzen, kann bei der Kommunikation zwischen medizinischem Personal und Patient*innen helfen. Auf der Plattform Triaphon können sich Engagierte als Sprachmittler*innen registrieren. Hier werden die Anrufe dann weitergeleitet und die Übersetzer*innen helfen bequem von zu Hause. Das funktioniert sowohl spontan, als auch im Bereitschaftsdienst, wenn mehr Zeit zur Verfügung steht.

Gerade für Kinder und Jugendliche, die zu Hause keine Unterstützung von ihren Eltern bekommen oder keinen ruhigen Rückzugsort haben, ist die aktuelle Unterrichtssituation eine extreme Herausforderung. Um Familien, Lehrer*innen und die Kinder selbst zu entlasten vermittelt die Corona-School Studierende an Schüler*innen. Diese sollen die Kinder und Jugendliche dabei unterstützen beim Unterrichtsstoff am Ball zu bleiben.

Spenden und Petitionen unterschreiben

Wer keine Zeit hat, aber in der Lage ist, finanzielle Unterstützung zu leisten, kann an Organisationen wie beispielsweise Ärzte ohne Grenzen oder das Internationale Rote Kreuz spenden, die momentan weltweit an der vordersten Front im Kampf gegen Covid-19 stehen.

Neben finanzieller Hilfe lässt sich auch mit Petitionen, die viele Unterstützer*innen finden, etwas bewegen. Auf Seiten wie 2gather.jetzt oder Change.org sind unterschiedliche Petitionen gesammelt, welche die Anliegen von Menschen, die besonders unter der Krise leiden, öffentlich machen und politische Entscheidungsträger*innen zum Handeln auffordern.

Mundschutzmasken nähen

Während die medizinischen Mundschutzmasken vorrangig für das Personal im Gesundheitssystem und aktuell sowieso schwer zu beschaffen sind, können auch selbstgenähte Modelle einen Beitrag zur Eindämmung des Corona-Virus leisten. Diese dienen besonders dem Schutz von Mitmenschen, weniger dem eigenen Schutz vor einer Ansteckung. Umso wichtiger also, dass möglichst viele eine Maske freiwillig tragen. Eine Anleitung, wie man einen Mundschutz zu Hause selbst nähen kann gibt es hier.

Aufmerksam sein

Menschen weltweit verbringen nun deutlich mehr Zeit zu Hause, teils auf sehr engem Raum. Berichte aus China zeigten bereits, dass mit den Ausgangsbeschränkungen auch die Anzahl an Fällen häuslicher Gewalt gestiegen ist. Auch in Deutschland macht sich dieses Phänomen bereits anhand gestiegener Notrufe und überfüllter Frauenhäuser bemerkbar. Es gilt zwar es grundsätzlich immer aufmerksam zu sein, jetzt jedoch umso mehr. Auch bevor es zu häuslicher Gewalt kommt und wir im schlimmsten Fall einen Notruf tätigen, können wir dabei helfen, die Situation gefährdeter Menschen zu erleichtern, in dem wir uns um Nachbar*innen kümmern, sie fragen wie es ihnen geht, oder, wenn möglich, sogar Kinderbetreuung anbieten, um die Situation zu Hause zu entspannen. Auch mit der finanziellen Unterstützung von Frauenhäusern im eigenen Wohnort lässt sich ein Beitrag zur Hilfe von Betroffenen leisten.

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