Wie RENUMESH mit einem solarbetriebenen Router für „grünes“ Internet in Uganda sorgt

Renumesh router
© RENUMESH

Mit den innovativen solarbetriebenen Routern S618 versorgt das ugandische Unternehmen RENUMESH die „stromlosen“ Regionen des Landes mit Internet.

Autor*in Joseph Maina:

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut, 14.05.25

In vielen Regionen Afrikas brennt die Sonne fast das ganze Jahr vom Himmel. Innovative Köpfe sehen hierin vor allem unbegrenzte Mengen an frei verfügbarem grünen Strom. Einer dieser Innovatoren ist RENUMESH Technologies. Das ugandische Unternehmen versorgt einige der abgelegensten Regionen des Landes mit Internetzugang und nutzt dafür die reichlich vorhandene Sonneneinstrahlung. Der S618 des Unternehmens ist ein solarbetriebener Router, der besonders für Gebiete ohne Stromanschluss geeignet ist.

Uganda ist nach wie vor weitgehend vom Netz abgeschnitten

Die ugandische Regierung hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Internetzugang durch Investitionen in die Infrastruktur auszubauen. Dennoch ist der Zugang ins World Wide Web in dem ostafrikanischen Land nach wie vor ungleich verteilt. Das ist auch daran gekoppelt, dass die Stromversorgung in vielen ländlichen Gebieten unzuverlässig oder gar nicht vorhanden ist.

Zahlen des ugandischen Statistikamtes zeigen, dass im Jahr 2022 nur ein Fünftel der Haushalte in Uganda Strom für die Beleuchtung nutzte. In ländlichen Gebieten war die Stromversorgung noch schlechter. Kerosin war hier die Hauptenergiequelle für die Beleuchtung der Häuser.

Ein Mann trägt ein Solarpanel auf ein Dach.

Solarenergie in Afrika: „Wenn wir das eigentliche Problem nicht kennen, wird die Lösung wahrscheinlich eine falsche sein.“

Das gemeinnützige Access to Energy Institut (A2EI) will so viele Menschen wie möglich in Afrika mit Solarstrom versorgen – und setzt dazu auf eine umfassende, datengetriebene Problemanalyse und optimierte Lösungen.

Die Bereitstellung einer angemessenen Breitbandversorgung für alle Gebiete und die gesamte Bevölkerung Ugandas ist daher mit enormen Kosten verbunden. Das Ministerium für Informations- und Kommunikationstechnologie und nationale Orientierung schätzt, dass in den nächsten zehn Jahren insgesamt 70 Millionen US-Dollar erforderlich sind, um mindestens 90 Prozent der Bevölkerung Zugang zu festem oder mobilem Breitband zu gewährleisten. Den Prozess beschleunigen könnte der solarbetriebene Router von RENUMESH.

Ein solarbetriebener Router für eine stabile Internetverbindung

Der S618 ist ein robuster und vielseitiger Router, der speziell für abgelegene Regionen Afrikas entwickelt wurde. Das Besondere: Er braucht kein Stromnetz, sondern wird aus Sonnenenergie gespeist. Dazu ist der Router mit einem 50- bis 100-Watt-Solarpanel und Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet und kann nach eigenen Angaben bis zu fünf Tage ohne Unterbrechung betrieben werden. Der S618 unterstützt 3G-, 4G- und 5G-Netzwerke und hat eine Funkreichweite von 350 Meter. Außerdem untertstützt er Mesh-Netzwerke, sodass mehrere Router nahtlos miteinander verbunden werden können.

© RENUMESH

Die Innovation ist eine Partnerschaft zwischen RENU, einer gemeinnützigen Organisation aus Uganda, die Highspeed-Internetverbindungen anbietet, und Mesh++, einem Hersteller von Verbindungslösungen mit Sitz in Chicago.

Mit Sonnenenergie Lücken in der Infrastruktur schließen

Laut Caroline Tuhwezeine von der Kommunikationsabteilung von RENU ist der solarbetriebene Router eine entscheidende Innovation. Er unterstützt Ugandas Roadmap für die digitale Transformation, indem er unterversorgten Gemeinden einen besseren Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung ermöglicht und wirtschaftliche Chancen bietet. „Die Nutzer profitieren von einem Modell, das die Abhängigkeit vom Stromnetz beseitigt und durch Energieeffizienz und gemeinschaftliche Nutzung die Betriebskosten senkt. Darüber hinaus minimiert die Mesh-Technologie die Infrastrukturkosten und macht das Gerät zu einer wirtschaftlichen Wahl für Institutionen und Haushalte in abgelegenen Gebieten“, erklärte Caroline gegenüber RESET.

nachhaltige Digitalisierung

Wie sieht eine grüne digitale Zukunft aus?

Elektroschrott, CO2-Emissionen durch KI, Wasserverbrauch von Rechenzentren – aktuell scheint  die ungezügelte Digitalisierung nicht mit einem gesunden Planeten vereinbar. Doch es gibt viele Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung – wir haben sie recherchiert:

Bis Ende 2024 hat RENUMESH Technologies bereits über 200 solarbetriebene Router in ganz Uganda installiert und damit 123.187 einzelne Nutzer:innen verbunden. Darunter sind Einrichtungen wie das Lokopio Hills Technical Institute und die African Rural University.

Das Lokopio Hills Technical Institute ist 540 Kilometer von der Hauptstadt Kampala im Bezirk Yumbe entfernt. Lange hatte das Institut mit einer instabilen Internetverbindung und Stromversorgung und eingeschränkter Zugänglichkeit zu kämpfen. Die Einführung des solarbetriebenen Routers war ein entscheidender Wendepunkt und sorgt nun für eine stabile und konstante Internetverbindung auf dem gesamten Campus.

„Die Router wurden strategisch auf dem Campus platziert und bilden ein robustes WLAN-Netzwerk, das das gesamte Institut abdeckt. Über dieses Netzwerk können die Studierenden auf Online-Ressourcen zugreifen, virtuell lernen und sich mit Gleichaltrigen und Experten aus aller Welt vernetzen. Die solarbetriebenen Router haben die Bildung verbessert und diesen Studierenden wirtschaftliche Chancen, Innovationen und eine bessere Zukunft eröffnet.“

Solar panel
© RENUMESH

Wegbereiter für eine grüne, vernetzte Zukunft

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Wert der Unternehmensphilosophie, so Caroline. „Unser Flaggschiffprodukt, der S618, verkörpert dieses Engagement, indem es erneuerbare Solarenergie nutzt, den CO2-Fußabdruck reduziert und den Zugang zu wichtigen Diensten in netzfernen Gebieten ermöglicht. Unsere Innovation steht im Einklang mit globalen Nachhaltigkeitszielen wie SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) und SDG 7 (bezahlbare und saubere Energie) und fördert eine inklusive Entwicklung.“ Auf die Nachhaltigkeit des solarbetriebenen Routers zahlt auch seine Robustheit ein. Damit ist er lange haltbar und mit jedem Jahr, das ein Gerät länger genutzt wird, relativieren sich die CO2-Emissionen der Herstellung.

Das Unternehmen plant eine Expansion auf dem Kontinent. Derzeit ist die Einführung des S618 in anderen Regionen Afrikas geplant, die mit ähnlichen Herausforderungen in den Bereichen Konnektivität und Energieversorgung konfrontiert sind. „Darüber hinaus integrieren wir neue Technologien wie eSIMs und LoRaWAN, um die Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit zu verbessern. Diese Innovationen werden unsere Router noch besser an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer anpassen“, erklärte Caroline.

dbu-logo

Dieser Artikel ist Teil des Dossiers „Digital und grün – Lösungen für eine nachhaltige Digitalisierung“, in dessen Rahmen wir Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung vorstellen. Wir danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für die Projektförderung!

Du willst keinen Artikel zum Thema verpassen? Dann abonniere unseren Newsletter oder RSS-Feed und folge uns auf Mastodon, Bluesky oder LinkedIn!

 

KI-Modell Aardvark prognostiziert das Wetter – ohne CO2-intensive Supercomputer

Das KI-Modell Aardvark kann das Wetter schneller und genauer vorhersagen als bestehende Systeme – und das bei einem tausendfach geringeren CO2-Ausstoß.

©
Um 30 Prozent effizienter: Neuer Code reduziert Energieverbrauch von Linux

Das Betriebssystem Linux ist Grundlage für viele Server. Eine neue Codezeile soll nun für mehr Effizienz sorgen – und könnte den weltweiten Energieverbrauch von Rechenzentren um fünf Prozent senken.

Werden Pilzbatterien eine Energiequelle der Zukunft?

Forschende der Empa haben eine Batterie aus Pilzen entwickelt. Sie ist vollständig biologisch abbaubar und wird mit 3D-Druckverfahren hergestellt.

Scope-3-Emissionen verringern: Plattform ClimateChoice will Unternehmen helfen

ClimateChoice nutzt KI dazu, Scope-3-Emissionen zu tracken. Die Plattform soll es Unternehmen so ermöglichen, die Umweltauswirkungen von Zulieferern und der Entsorgung ihrer Produkte zu reduzieren.

Aus dem Salz der Erde: Der Aufstieg der Natrium-Ionen-Batterien

Nach einigem auf und ab scheinen Natrium-Ionen-Batterien ihren Platz als Energiespeicher zu finden. Die neuesten Entwicklungen sind vielversprechend.

Klimafreundlicher Gütertransport: Kommen unsere Waren in Zukunft auf dem Förderband?

Japan plant eine autonome „Autoflow-Straße“, die als klimafreundliche Alternative im Gütertransport gepriesen wird. Aber kann sie die Erwartungen erfüllen?

Möglicher Recycling-Meilenstein: Hat Trinasolar die Lösung für die Solarzellen-Kreislaufwirtschaft gefunden?

Der chinesische Solar-Gigant Trinasolar hat das erste zu 100 Prozent recycelte Photovoltaik-Modul gefertigt. Das Verfahren könnte eine große Chance sein, da immer mehr Solarpaneele zu Elektroschrott werden.

Symbolbild Klimawende
© RESET/ Benjamin Lucks
Interview: “Mission Klimaneutralität” – Diese Wege führen zum Ziel

Welche Rolle kommt der Digitalisierung auf dem Weg in ein klimaneutrales Deutschland zu? Die Microsite "Mission Klimaneutralität" gibt einen Überblick. Im Interview teilt die RESET-Redaktion wesentliche Erkenntnisse aus dem Projekt.