Sion: Ein Crowdfunding-Projekt revolutioniert die Elektroautomobilbranche

Das Solarauto ist ein erster Schritt hin zu einer sich regenerativ ladenden Elektromobilitäts-Infrastruktur… und bei Model Sion wächst Moos im Inneraum des Fahrzeuges.

Autor*in Simon Dupree, 11.08.16

Geht es um E-Autos, zögern viele Anwender noch mit dem Umstieg. Zu den Hauptgründen hierfür zählen die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten und rar gesähte Ladestationen. Das junge Münchener Startup Sono Motors  ist sich dieser Problematik bewusst und möchte E-Mobilität umweltschonender und preiswerter gestalten. Sono Motors, das sind die drei GründerInnen Jona Christians, Navina Pernsteiner und Laurin Hahn sowie ein vielseitig besetztes Team aus Designern, Entwicklern, Technikern und Studenten. Begonnen hat Sonos Geschichte vor vier Jahren in einer Garage. Damals fingen die drei GründerInnen an, den Prototyp eines Elektroautos mit Solarzellen in der Karosserie zu planen. Bezüglich ihrer Motivation sagt Laurin Hahn: „Wir wollten endlich Veränderung sehen und konnten nicht länger zuschauen, wie unsere Umwelt zerstört wird. Der Sion ist unsere Antwort.“

Solarzellen für ’ne gratis Tankfüllung und Moos für saubere Luft

„Sion“, so nennen die Entwickler ihr einzigartiges Elektroauto. Was daran so einzigartig ist? 
Zunächst der Fakt, dass sich das Fahrzeug, zumindest teilweise, automatisch mit Sonnenenergie aufladen kann. Die Oberfläche des Autos samt Türen, Dach und Motorhaube ist nämlich mit Solarzellen bedeckt. Diese befinden sich unter einer stoßsicheren Kunststoffschicht und lassen das Auto, je nach betriebener Motorleistung, bis zu 30 Kilometer weit fahren. Das sonnige Selbstladesystem, genannt „viSono“, soll die integrierte aufladbare Batterie unterstützen. Mit einer regulären Ladung über die Säule oder Steckdose liegt die Reichweite des Sions dann insgesamt bei stolzen 250 Kilometern und ermöglicht eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h. Selbst Langstrecken und Urlaubsfahrten sind damit denkbar.

Der Sion kann sogar als mobile Stromquelle genutzt werden. Das Fahrzeug ermöglicht für alle gängigen Elektrogeräte eine Stromentnahme von bis zu 2 kW. Dieses Feature könnte beispielsweise Benzingeneratoren auf Baustellen oder Katastropheneinsätzen ersetzen oder aber im Campingbereich von Bedeutung sein.

Ein weiteres Highlight „wächst“ innerhalb des Autos: Im Innenraum des Armaturenbretts ist Moos integriert. „Die Leute sind erst mal stutzig, wenn sie davon hören“, sagt Gründer Laurin Hahn. Das Moos versorgt sich selbst aus der durchströmenden Luft mit Wasser, muss also nicht gepflegt werden, und wirkt als natürlicher Feinstaubfilter. Das Moos braucht außer Licht keine weitere Pflege, bleibt trocken und ist hinter einer Plexiglas-Blende verbaut.

Sono Motors legt statt teurer Extras eher Wert auf eine simple Grundausstattung. Mit sechs Sitzplätzen (vorne und hinten jeweils drei), umlegbaren Rückbänken oder optionaler Anhängerkupplung ist der Sion ein praktisches Auto.

DIY und Crowdfunding

Ähnlich wie beim Fairphone setzen die Macher auf den DIY-Ansatz. Besitzer können im Reparaturfall selber (lizenzfrei herstellbare) Ersatzteile nachkaufen und diese unproblematisch einbauen. Es soll aber auch Werkstätten geben, die keine teure Lizenz erwerben müssen und denen ein Werkstatthandbuch öffentlich zugänglich gemacht wird. Das bayerische Startup stellt zu jeder Komponente des Fahrzeugs die CAD-Datei kostenlos online, um so dem Kunden zu ermöglichen, Ersatzteile lokal per CNC-Fräse oder 3D-Drucker herstellen zu lassen.

Der fünftürige Kompakt-Van soll, je nach Variante, 12.000 bis 16.000 Euro kosten (120 oder 250 km Reichweite) und gehört damit zu den bezahlbaren Elektroautos. Die Batterie ist im Preis allerdings nicht enthalten. Laut den Machern ist die Produktion des Sions die größte Challenge. Zulassungsbestimmungen wie beispielsweise Crash Tests, das Produktions-Management und die Finanzierung stellen großen Hürden da. Um diese zeitnah zu überwinden, hat Sono Motors auf Crowdfunding gesetzt und über die Plattform Indiegogo mit seiner Kampagne das Funding-Ziel innerhalb kurzer Zeit erreicht. Mit der Summe der Spenden soll genügend Kapital für die Produktion mehrerer produktionsnaher Prototypen (Anfang 2017) eingesammelt werden. Danach soll die Massenproduktion des Sions, gemeinsam mit bestehenden Automobilherstellern und Zulieferern, realisiert werden, sodass kein eigener Produktionsstandort nötig sein wird. „Wir sind kein Großkonzern und hinter uns steht auch kein großer Investor. Wir sind einfache Leute mit dem Willen, etwas anders zu machen“, so das sympathische Unternehmen.

Eine super Vorstellung des Sions und der Vision von Sono Motors seht ihr in diesem Clip:

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