Bei der Ortung mit Sonar werden Schallimpulse ausgesandt, mit denen Gegenstände im Raum und unter Wasser geortet werden können. Vor allem das Militär nutzt unterschiedliche Sonar-Typen, um feindliche U-Boote ausfindig zu machen. Die dabei ausgesendeten Schallimpulse können eine Lautstärke von bis zu 240 dB haben; das ist so laut, als befände man sich sieben Meter neben einer startenden Saturn-V-Mondrakete.
Wale nutzen ähnliche Frequenzbereiche, um miteinander zu kommunizieren, zu jagen und sich durch die Ozeane zu navigieren. Die Schallwellen von Schiffen oder U-Booten können die Meerestiere und ihre empfindlichen Hörorgane so sehr schädigen, dass sie stranden. Und auch viele andere Meeressäuger werden jedes Jahr durch militärischen Sonar dauerhaft geschädigt.
Zwei Projekte haben sich aufgemacht, eine für Meerestiere verträglichere Alternative zu suchen. Die Lösung: Die Geräusche von verschiedenen Meeresorganismen abhören, um Informationen über Bedrohungen unter Wasser zu erhalten.
Das Projekt Persistent Aquatic Living Sensors (PALS) zum Beispiel hört die Schnappgeräusche von Krabben (das so ähnlich klingen soll wie bratender Speck) ab. Ähnlich wie bei einem Sonargerät würde das Militär auf die Anwesenheit eines Fahrzeugs aufmerksam gemacht, wenn es das Zischen einer Krabbenkolonie zurückschallt.
Das Projekt Grouper Guard hofft, sich auf die lauten, niederfrequenten Töne von Zackenbarschen verlassen zu können. Wenn diese Fische ein Eindringen in ihr Revier wahrnehmen, regen sie sich lautstark über diese Bedrohung auf.
Natürliche Sonar- und Warnmethoden können auch für mehr als nur militärische Aufklärung genutzt werden. „Wenn man sich auf die Geräusche normaler Meeresbewohner einstellt und lernt, wie sie sich verändern, hätten Forscher eine kostengünstige und umweltfreundliche Möglichkeit, die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten unter Wasser zu verfolgen. Dies wäre nützlich für Projekte wie Offshore-Windparks, Ölbohrungen und Meeresbodenabbau,“ schreibt BBC. Eine viel umweltfreundlichere Lösung wäre es natürlich, den Abbau von fossilen Brennstoffen im Meer ganz zu unterlassen, aber das ist eine andere Geschichte.
Dennoch gibt es Zweifel, ob ein Ökosystem aus lebenden Sensoren zuverlässig funktionieren kann. Sidharth Kaushal, Spezialist für Seekriegsführung, verweist auf frühere Versuche, U-Boote anhand des Leuchtens von biolumineszierendem Plankton aufzuspüren. Angeblich wurde einmal ein U-Boot versenkt, aber andere Erfolge waren nur selten zu verzeichnen. „Die Bemühungen der Sowjets und der Amerikaner im Kalten Krieg, [das Plankton] systematisch zu nutzen, waren erfolglos“, sagt Kaushal. „Zum Teil, weil sie keine Möglichkeit hatten, falsch positive Ergebnisse, wie die Reaktion eines vorbeiziehenden Wals, von den echten zu unterscheiden.
Wie dem auch sei, wir haben seit dem Kalten Krieg große technologische Fortschritte gemacht. Die Krabben- und Zackenbarsch-Methoden würden durch Algorithmen, künstliche Intelligenz und spezielle Software verbessert, um sozusagen das Rauschen zu reduzieren und genauere Messwerte über die Quelle und den Standort eines Objekts von Interesse zu erhalten.
In jedem Fall ist jeder Fortschritt auf diesem Gebiet ein Gewinn für die Wale, die in unverhältnismäßig hohem Maße von Sonaren betroffen sind. Und vielleicht können die natürlichen Sonare zusammen mit Satellitentechnologie eines Tages die Schädigung von Meeresbewohnern verhindern.