Wie die „Future Says_“-Initiative Big Tech-Unternehmen zur Verantwortung ziehen will

Eine neue globale Initiative arbeitet daran, ein andere Verteilung der Kräfte im Tech-Ökosystem zu erreichen. Sie will die Macht von "Big Tech" einschränken und sucht Wege, wie Technologie von den Menschen für die Menschen gebaut und gestaltet werden.

Autor*in Katie Cashman:

Übersetzung Katie Cashman, 06.04.21

Der Begriff „Big Tech“ bezieht sich auf Tech-Giganten wie Amazon, Apple, Alphabet, Facebook und Microsoft, die die Industrie und den öffentlichen Informationsraum dominieren. Unsere Regierungs- und Regulierungssysteme konnten mit der Geschwindigkeit, mit der sich diese Unternehmen entwickelt und ihre Macht ausgebaut haben, kaum Schritt halten. Während Technologien an sich dabei helfen können, zu verbinden, zu befähigen und zu informieren, ist keine Technologie neutral – und es hat sich gezeigt, dass die Technologien, die diesen Giganten gehören und von ihnen betrieben werden, ohne eine Rechenschaftspflicht zunehmend negative Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Demokratie selbst haben können. In den letzten Jahren haben wir das unzählige Male gesehen.

Future Says_ ist eine neue, von der australischen Minderoo Foundation finanzierte Initiative, die durch kollektives Handeln und Zusammenarbeit neue Werkzeuge und Techniken entwirft, um einige dieser Missstände korrigieren können. Die Initiative konzentriert ihre Bemühungen auf drei Schlüsselbereiche. Der erste ist die „Bekämpfung der Gesetzlosigkeit“ – denn viele Dinge, die heute im Technologie-Ökosystem passieren, sind nicht deshalb legal, weil sie es sein sollten, sondern einfach, weil wir die Regeln bisher nicht geschrieben haben. Das zweite ist die „Befähigung von Arbeitenden“ – die Reduzierung von gefährlicher, prekärer und unsichtbarer Arbeit, die einen großen Teil der Tech-Lieferkette aufrechterhält. Und das dritte ist „Reimagining Tech“ – also Entwicklung von Zukunftsvisionen für einen anderen Einsatz von Technologien.

Ein Teil der Initiative sind die „Playmakers“, ein Team von Akademiker*innen, Unternehmer*innen und Forscher*innen – darunter auch einige der schärfsten Kritiker*innen von Big Tech -, die mit Public-Engagement-Strategien und Publikationen Gemeinschaften Werkzeuge und Techniken an die Hand geben, um die Macht weg von den monopolisierenden digitalen Plattformen zu verlagern. Das „Tech Impact Network“ bildet den anderen Teil der Initiative, ein globales Netzwerk von Forschungs- und Innovationszentren an fünf renommierten Universitäten: der University of Cambridge, der University of Western Australia, der University of California, Los Angeles, der New York University und der University of Oxford. Diese Hubs sollen als fünf Knotenpunkte in einem virtuellen, globalen, wirkungsorientierten Netzwerk fungieren – eingerichtet, um verschiedene Projekte zu „inkubieren“, darunter solche, die sich mit Gesetzesreformen, Ethik der künstlichen Intelligenz und indigenen Ansätzen zu Datenethik, kollektiver Privatsphäre und Data Governance beschäftigen.

Technologie ohne Verantwortlichkeit führt zu Ungerechtigkeit

Das Predictive-Analytics-System der New York City Welfare Services ist eine „Black Box“, seine interne Funktionsweise und seine Algorithmen sind nicht transparent und damit unbekannt. Die Auswirkungen davon sind für gefährdete Familien in der Stadt spürbar, denn sie geraten häufiger ins Visier der Politik und werden von ihr geschädigt, wie Khadijah Abdurahman, eine der Macherinnen von Future Says_, erklärt. Khadijahs Familie ist selbst von diesem System direkt betroffen, und jetzt wehrt sie sich dagegen. Sie plädiert dafür, das System der menschlichen Dienstleistungen zu überdenken und gemeinsam mit Aktivist*innen, Technolog*innen, Datenpolitiker*innen und Rechtswissenschaftler*innen zu gestalten.

Andere „Playmakers“ untersuchen die Transparenz von Social Media Feeds. Sie argumentieren, dass zum Beispiel die Google-Suche keine unvoreingenommene Wissensquelle ist. Genaugenommen ist die Suchmaschine mit ihrem Geschäftsmodell von Google eigentlich eine Werbeplattform. Aufgrund seiner Profitorientierung können sich die Höchstbietenden an die Spitze des Feeds kaufen und die Zuschauer mit ihren Anzeigen bestmöglich erreichen.

Sarah T. Roberts, die das Forschungszentrum des Tech Impact Network an der UCLA mit leitet, macht auch auf die „Content Moderation“ aufmerksam, bei der „unzüchtige“ Inhalte von Social-Media-Plattformen aussortiert werden, um die Feeds der Nutzenden unberührt zu halten. Sie sagt, dass die Tech-Industrie ihre Content-Moderations-Arbeitskräfte versteckt, um zu vermeiden, dass die Nutzenden von diesen Prozessen erfahren. Diese Art von Arbeitsplätzen sind Orte des Machtungleichgewichts, Zonen, in denen es keine traditionellen Schutzmaßnahmen und Prozesse gibt.

Während sich Expert*innen und Aktivist*innen schon lange zu den Gefahren der Monopolisierung digitaler Plattformen durch riesige Tech-Unternehmen geäußert haben, bietet diese Initiative diesen Stimmen hoffentlich die Chance, in einem starken Netzwerk unterstützt, verstärkt und verbunden zu sein, das schnelle und effektive Reform besser vorantreiben kann.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschien im Original zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

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