Bei den Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen, hat kaum etwas einen so großen Einfluss auf Klima und Umwelt wie das, was wir essen. Die Landwirtschaft ist verantwortlich für etwa ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen – durch das von Rindern produzierte Methan, die verwendeten Düngemittel und Waldrodungen; und auch der Transport von Lebensmitteln von einem ins andere Land erfordert enorme Mengen an Energie. Ein Bericht des IPCC vom vergangenen Jahr empfahl, weniger Fleisch und Milchprodukte zu kaufen, mehr Lebensmittel aus der Region zu essen und weniger davon wegzuwerfen.
Was hindert uns also an der Umsetzung? Es gibt eine ganze Reihe von Gründen: Was wir zu uns nehmen, wird stark von unserem kulturellen Hintergrund, unseren emotionalen Assoziationen und sogar unseren Genen beeinflusst. Der Versuch, die Umweltauswirkungen von allem, was man während des hektischen Abends im Supermarkt kauft, zu berücksichtigen, ist – verständlicherweise – für die meisten Menschen keine Priorität. Und bei so vielen verschiedenen Variablen ist die genaue Abschätzung der Klimaauswirkungen verschiedener Lebensmittel eine große und ermüdende Herausforderung, selbst für die am besten informierten Konsumenten.
Eine kürzlich durchgeführte zweiteilige Studie in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature Climate Change legt jedoch nahe, dass es nicht primär ein Mangel an Anreizen dahinter steckt, sondern ein Mangel an Informationen. Im ersten Teil der Studie wurde eine Gruppe von mehr als 1000 Verbrauchern gebeten, die Klimaauswirkungen verschiedener Lebensmittelarten zu bewerten. Obwohl sie generell ein Bewusstsein dafür zeigten, dass Rindfleisch zum Beispiel einen größeren CO2-Fußabdruck hat als Gemüse, unterschätzten sie tendenziell die Auswirkungen von Lebensmitteln, insbesondere wenn es um Produkte wie rotes Fleisch ging. Diese Lücke zwischen der eigenen Einschätzung und der tatsächlichen Realität erkannten sie als „einen möglichen blinden Fleck, der für eine Intervention geeignet ist“, was uns zu Teil 2 führt…
Im zweiten Teil der Studie wurde eine Computersimulation durchgeführt, bei der die Verbraucher zwischen verschiedenen Suppenarten wählen konnten. Die Dosen waren alle mit einem Etikett versehen, das die jeweiligen Treibhausgasemissionen auf zwei sehr anschauliche Arten verdeutlichte: eine grüne bis rote Skala der Klimabelastung und die Energie, die benötigt wurde, um jedes Produkt in „Glühbirnenminuten“ zu erfassen. Die Analyse ergab, dass die Test-Verbraucher, ausgerüstet mit diesen Informationen, letztendlich umweltfreundlichere Entscheidungen trafen.
Warum liegen wir bei der Einschätzung der Umweltauswirkungen von Lebensmitteln so daneben?
Bemerkenswert ist, dass die Teilnehmer auch die Klimaauswirkungen verschiedener Haushaltsgeräte – wie Mikrowellen und Laptops – unterschätzten, aber nicht so stark wie bei Lebensmitteln. Es gibt mehrere Gründe dafür, aber der wichtigste ist wahrscheinlich, dass die Auswirkungen von Elektrogeräten einfach viel deutlicher sichtbar sind. Oftmals tragen die Geräte bereits ein Umweltlabel, und natürlich haben wir auch ein besseres Gefühl für deren Energieverbrauch – immerhin sehen wir die kleinen roten und grünen Lichter beim Ein- und Ausschalten und wir bezahlen den Strom, den sie verbrauchen (zumindest nach dem Kauf). Aber bei Lebensmitteln ist der komplexe CO2-Fußabdruck hinter jedem einzelnen Produkt, das wir essen, größtenteils verborgen – eine Mischung aus Entwaldung, Transport und Düngemitteln, die für die meisten von uns schwer zu erfassen ist.
Da die Untersuchung in einem Labor durchgeführt wurde, können die Daten bei einem realen Szenario natürlich abweichen. Und im wirklichen Leben kommen natürlich auch andere Faktoren wie Kosten, Komfort und persönliche Werte ins Spiel. Aber die Studie zeigt, dass es hier eine große Chance gibt, die wir nicht nutzen. Technologie kann uns bereits helfen, bewusstere, informierte Entscheidungen zu treffen – wie nachhaltige Konsum-Apps und Smart Labels, die es uns ermöglichen, die Lieferketten verschiedener Produkte nachzuverfolgen. Warum aber wird erwartet, dass Verbraucher sich selbst informieren, statt sie einfach mit den Informationen versorgen, die sie benötigen? Vielleicht könnte das bereits die Veränderung sein, die die Welt braucht.
In jüngster Zeit wurden Regierungen in EU-Ländern dazu angehalten, solche Kennzeichnungen verbindlich vorzuschreiben, „um nachhaltige Unternehmen zu belohnen, nachhaltiges Essen zu ermöglichen und eine bessere Politik zu unterstützen“. Derzeit scheint jedoch nur die dänische Regierung ernsthaft über die Zusammenarbeit mit Lebensmittelherstellern und Supermärkten bei der Entwicklung dieser Art von Kennzeichnung zu diskutieren, um dazu beizutragen, dass das Land sein ehrgeiziges Ziel erreicht, bis 2050 klimaneutral zu sein.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.