Schiffe hat Watch the Med nicht, die für eine Rettung aus Seenot eingesetzt werden könnten. Dafür aber ein großes internationales Netzwerk auf beiden Seiten des Mittelmeers, eine Telefonkette – und das Alarmphone, eine Notrufhotline, die rund um die Uhr für Flüchtlinge erreichbar ist. Das Telefon klingelt bei einem der Aktivsten, wenn wieder mal ein Schiff zu sinken droht oder die Küstenwache Flüchtlinge nahe dem europäischen Festland in einer sogenannten Push Back Aktionen wieder auf hoher See zurückdrängt. Was dann passiert? Die Teams alarmieren die zuständigen Seenotrettungsbehörden, fordern von ihnen sofortige Rettungsaktionen ein, üben politischen Druck aus, wenn keine Aktionen folgen, und versuchen auch, Schiffe in der Nähe für Rettungsaktionen zu gewinnen. Außerdem werden die Vorgänge dokumentiert. Doch das ist längst nicht alles. Dazu Hatem Geribi, Telefonaktivist für das Alarmphone: „Wenn ich Flüchtlinge am Telefon habe, die extrem unter Stress stehen, dann reicht es oft nicht, einfach nur bei der Küstenwache Alarm zu schlagen. Man muss die Menschen auch begleiten, sie beruhigen, gerade dann, wenn sie in Panik sind und wild durcheinander schreien oder vielleicht noch Babys im Hintergrund plärren.„
Ins Leben gerufen wurde das Alarmphone im Oktober 2014 und seitdem schon oft angewählt. Zwölf Mal konnten die Aktivisten dabei tatsächlich Leben retten und hunderte Menschen per Telefon sicher an eine europäische Küste lotsen. Neben der Rettung von Menschenleben hat es sich die Organisation zur Aufgabe gemacht, mit Watch the Mediterranean Sea auf einer Online Mapping Plattform Rechtsverletzungen und Todesfälle bei Migranten an den maritimen Grenzen Europas zu dokumentieren.
Die Aktivisten hoffen, dass das Alarmphone keine langfristige Lösung sein muss, sondern lediglich eine Notfalleinrichtung bleibt, die bei neuen politischen Rahmenbedingungen in Europa nicht mehr gebraucht wird.
Via BR