Wasserfilter aus Ton und Kaffeesatz!

Wie Studenten aus München ein nachhaltiges Geschäftskonzept für einfache Wasserfilter nach Tansania bringen.

Autor*in Simon Dupree, 04.11.16

Sauberes Trinkwasser ist die Grundlage eines gesunden Lebens. Viele Krankheiten werden durch verschmutztes Wasser verursacht und täglich sterben 10000 Menschen an den Folgen von verunreinigtem Wasser (Caritas). Weitere negative Begleiterscheinungen im Zusammenhang mit dem fehlenden Zugang zu sauberem Wasser sind Ausfälle in der Schule oder dem Berufsleben. Zudem sind viele Behandlungsmethoden sehr kostspielig und können die Betroffenen in finanzielle Schwierigkeiten bringen.   

Das in diesen Breitengraden oftmals als selbstverständlich geltende Menschenrecht auf eine sichere Frischwasserversorgung, ist in den meisten Teilen der Welt weiterhin nicht existent. Sauberes Wasser wird einerseits verschwendet und ist gleichzeitig extrem ungerecht verteilt. Während wir im Durchschnitt 127 Liter reinstes Trinkwasser pro Tag für das Waschen, Putzen und Kochen verbrauchen, haben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation mehr als eine Milliarde Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser (im RESET-Wissensartikel „Mangelware Wasser“ erfahrt ihr mehr über dieses Thema).

Das junge Projekt „Waterfilter„, gegründet von einem Team aus engagierten Münchener Studenten unterschiedlicher Studienfachrichtungen, hat folgende Vision: Menschen durch einen nachhaltigen, unternehmerischen Ansatz, zu einem besseren Leben zu verhelfen und somit langfristig die Welt zu verbessern. 

Zu weit gegriffen? Abwarten… 

Der Wasserfilter, etwa so groß wie eine Küchenrolle, kann mit den einfachsten lokalen Ressourcen und einem simplen Verfahren hergestellt werden: Man nehme Ton und organisches Material, wie beispielsweise Kaffeepulver, presst alles zusammen in eine brennfeste Form und schiebt es in den Ofen. Hierbei verbrennt das organische Material und ein extrem feinporiger Zylinder wird erschaffen. Durch eine zusätzliche Beschichtung aus Silbernitrat, kann der Wasserfilter nachweislich 99,9 Prozent der Bakterien abwehren. 

Dieser kurze Videoclip zeigt den Herstellungsvorgang: 

Oben beschriebenes Filtermodell gab es zwar schon vor der Entstehung von „Waterfilter“, für die jungen Gründer geht es jedoch vor allem darum, lokale Selbstversorgersysteme aufzubauen.

In einem Pilotprojekt im Nordwesten Tansanias, bauen die Studenten derzeit eine Filterproduktionsstätte mit allen notwendigen Maschinen und einer sinnvollen Infrastruktur. Ein Netzwerk, bestehend aus verschiedenen NGOs, fördert den Austausch des Projekts. „Unter Berücksichtigung von regionalen Strukturen lässt sich unsere Vision, Menschen zu unternehmerischem Handeln zu befähigen und den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, verwirklichen“, heißt es auf der Waterfilter-Webseite

Vor Ort werden sogenannte „Waterpreneurs“ ausgebildet. Diese stellen die Wasserfilter selber her und verkaufen sie in eigenen Geschäften an die lokale Bevölkerung. Um eine langfristige Qualitätssicherung gewährleisten zu können, werden die Waterpreneurs auch im Testen der Wasserqualität, der Wartung der Filter und in der lokalen Aufklärungsarbeit geschult. Mit diesem Konzept möchte Waterfilter wirtschaftliche Perspektiven und Raum für mehr Beschäftigung geschaffen.

Also doch eine realisierbare Vision der Junggründer?

Klar, Schwierigkeiten in der Projektumsetzung gibt es sicherlich. Die wirtschaftliche Armut der Menschen in den Dörfern Tansanias und ein fehlendes Bewusstsein für sauberes Wasser und bakteriell übertragbare Krankheiten, gelten als allseits bekannte Hindernisse. Diese gilt es langfristig zu überwinden. Aufklärungsarbeit im öffentlichen Raum (vor allem an Schulen), ein weitestgehend eigenständig funktionierendes Herstellungs- und Vertriebssystem der Wasserfilter, sowie das hohe Maß an Engagement der Münchner Studenten sind allemal bessere Strategien, als nörgelnd vor sich hin zu stammeln: „Nicht schon wieder diese Weltverbesserer“. 

Jetzt Beteiligen! Das Projekt kann man als Werbepartner oder mit Spenden unterstützen. Infos gibt’s unter muenchen.enactus.de. Direkt Spenden kann man hier.

 
Mangelware Wasser

Während wir in Deutschland im Durchschnitt rund 120 Liter reinstes Trinkwasser pro Tag für das Waschen, Putzen und Kochen verbrauchen, haben laut dem aktuellen UN-Weltwasserbericht 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu trinkbarem und durchgängig verfügbarem Trinkwasser.

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