Als Caroline van Renterghem eines morgens durch die Pariser Innenstadt radelte, bekam sie auf einmal Atemprobleme. An jenem Tag war die Luftverschmutzung einfach zu hoch. Van Renterghem, die täglich auf dem Rad sitzt, musste absteigen.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jedes Jahr mehr als acht Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung, Tendenz steigend. Spätestens wenn ein Kubikmeter Luft mehr als 10 Mikrogramm (µg) Feinststaub enthält, wird die Verschmutzung zum gesundheitlichen Risiko. Asthma und chronische Lungenkrankheiten sind die Folge.
Die äußerste Luftverschmutzung ist in Afrika, Asien und im Mittleren Osten zu finden. Insgesamt leben 92 Prozent der Weltbevölkerung an Orten, an denen die sogenannten WHO-Luftgüteleitlinien nicht eingehalten werden. Mit Hilfe dieser Leitlinien soll laut WHO eine Grundlage für den Schutz der Bevölkerung vor gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Luftschadstoffen geschaffen werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Auch europäische Großstädte leiden unter dicker Luft. Und mit ihnen ihre Einwohner. In manch einer Region mag die Luft in den vergangenen Jahren zwar durchaus besser geworden sein, aber belastet ist sie trotzdem weiterhin. Und im Sommer kommt noch die Ozonbelastung hinzu.
Die Entstehung von WAIR
Zurück zur eigentlichen Geschichte: Caroline van Renterghem sah sich aufgrund des Vorfalls nach geeigneten Atemmasken für Radfahrer um, war mit den meisten Produkten aber unzufrieden. Deshalb gründete sie ihr eigenes Projekt und entwarf „WAIR“.
WAIR, so nennt Caroline den modischen Schal mit integriertem Feinstaubfilter. WAIR ist also nicht nur ein stylisches Modeaccessoire, sondern schützt seine Träger durch innovatives Gewebe und ein Filtersystem. Zieht man WAIR über Mund und Nase, werden schädliche Feinstaubpartikel am Eindringen in die Atemwege gehindert.
Der Schal schützt seine Besitzer aber auch anderweitig: Mit WAIR kommt zugleich eine Smartphone-App zur Überwachung der aktuellen Luftqualität zum Einsatz. Wird ein gewisses Level überschritten, kommunizieren Schal und App via Internet der Dinge und informieren sogleich den Träger. Dieser schützt sich dann wiederum, indem er durch den eingebauten Feinstaubfilter atmet.
Obwohl WAIR bisher nur als Prototyp existiert, plant Caroline van Renterghem die Kombination aus Schal und App im Sommer 2017 zu launchen. Die Schals sollen in verschiedenen Größen und Designs vorhanden sein. Eine Crowdfunding- Kampagne für WAIR startet am 27. Oktober 2016.
Ob durch den WAIR-Atemschutz tatsächlich alle hochtoxischen Abgase und krebserregenden Partikel zurückgehalten werden können, bleibt fraglich. Mit einer Verringerung der Schadstoffmenge kann man jedoch sicherlich rechnen.
Fahrradtest.de rät daher, falls möglich den großen Abgaswolken aus dem Weg zu gehen: Nicht gerade an der Ampel hinter einem Diesel warten, vielbefahrene Straßen meiden und ruhig radeln. Die eigenen Atemzyklen und seinen Fahrweg anzupassen scheint immer noch der beste Weg zu sein, um seine Lungen zu schützen.