Nicht kochen müssen und trotzdem ein warmes Essen an egal welchem Ort – Essen zum Mitnehmen hat einige Vorteile. Und in Zeiten, in denen kein Aufenthalt in Restaurants möglich war, ist die Nachfrage nach dem portablen Essen weiter deutlich gestiegen. Allerdings hat die Sache einen Haken: Take-away-Gerichte gehen fast nur in Einwegverpackungen über den Tresen – und sorgen damit für jede Menge Abfall.
Doch umweltverträglichere Mehrwegalternativen sind bereits verfügbar und deren Angebot wird ab dem 1. Januar 2023 sogar Pflicht sein. Denn dann müssen die Anbieter*innen von Take-away-Essen mit einer Verkaufsfläche von über 80 Quadratmetern darauf hinweisen, dass das gewünschte Essen auch in einer Mehrwegverpackung ausgegeben werden kann. Zusätzlich sind schon ab dem 3. Juli diesen Jahres einige Einwegverpackungen aus Kunststoff, darunter auch Styropor, ganz verboten. Damit ist es also auch für jene, für die der Umwelt- und Klimaschutz kein großes Thema ist, allerhöchste Zeit, sich mit den Alternativen zu beschäftigen.
Mehrweg statt Einweg
Eine dieser Alternativen sind die Mehrwegbehälter von Vytal. Das Unternehmen bietet ressourcenschonende Mehrwegsysteme für Lebensmittel und Getränke to go an. Das Besondere daran: Der Verleih funktioniert über eine App, bei der Kund*innendaten mit den Gefäßdaten verknüpft werden. Die Nutzer*innen laden sich die Vytal-App herunter und scannen bei der Essensabholung einfach den QR-Code des Behälters. Sobald sie diesen wieder an einem der beteiligten Orte abgeben, ist die Sache erledigt, für die Kund*innen fallen keine weiteren Kosten an. Werden die Gefäße nicht innerhalb eines festgelegten Zeitraums zurückgegeben, wird das Konto der Kund*in mit den Kosten für das Gefäß belastet.
Die Nachfrage scheint schon jetzt, bevor die neuen Vorgaben für Einwegverpackungen greifen, riesig zu sein. „Dabei spielt es uns besonders in die Karten, dass durch Corona die Nachfragen nach Take-away und Lieferessen stark zugenommen hat und die dadurch entstehenden Berge an Verpackungsmüll den Menschen sehr präsent geworden sind“, sagt Mit-Gründer Tim Breker gegenüber RESET. „Unser Mehrwegsystem wird von mehr als 100.000 Menschen genutzt und es werden täglich mehr.“ Und die Rücklaufquote ist beeindruckend hoch; laut Breker finden 99 Prozent der Behälter nach durchschnittlich drei Tagen ihren Weg zurück in eines der beteiligten Restaurants.
Um die Nutzung des Mehrweg-Systems so bequem wie möglich zu machen, schließt Vytal aktuell viele Partnerschaften mit denen, die das Essen liefern, wie zum Beispiel WOLT und Lieferando, aber auch dem Lebensmittellieferservice Gorillas. © Das Gründerteam von Vytal: Sven Withöfft, Fabian Barthel, Tim Breker (v.l.n.r.)
Mehrwegbehälter schonen das Klima
Für den Umwelt- und Klimaschutz machen die Pfandsysteme absolut Sinn, denn sie holen Einwegverpackungen in Puncto Klimabilanz ziemlich schnell ein – bereits nach durchschnittlich zehn Nutzungen.
Allerdings liegt die ökologische Nutzenschwelle bei anderen Auswirkungen auf die Umwelt, wie zum Beispiel die Schwächung der Ozonschicht und die Überdüngung von Gewässern, deutlich höher. Daher ist es wichtig, dass die Mehrweggefäße möglichst lange genutzt werden. Auch die die Reinigung spielt bei der Ökobilanz eine wesentliche Rolle. Am besten sollten Kund*innen bei Gefäßen, die vom Gastronomiebetrieb bereitgestellt werden, auf eine zusätzliche Reinigung nach der Nutzung verzichten.
Übrigens schneiden auch Einwegverpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen ziemlich schlecht ab im Vergleich zu den Pfandsystemen, da bei ihrer Produktion viel Energie benötigt wird und mitunter problematische Chemikalien eingesetzt werden. Zudem sind die meisten Biokunststoffprodukte nicht vollständig biologisch abbaubar bzw. ist der Abbau nur in speziellen Kompostierungsanlagen möglich.
Poolingsysteme sind im Kommen
Vytal ist nicht das einzige Unternehmen, das ein solches Poolingsystem in Deutschland betreibt. Auch REBOWL, reCIRCLE, Relevo, Tiffin Loop und FairBox bieten Mehrweggefäße für Take-Away-Essen. Vier der Anbieter*innen geben die Behälter über Pfand raus, Relovo setzt ebenso wie Vytal auf die Verknüpfung von Gefäß- und Kund*innendaten via App. Für Gastronom*innen haben die Mehrwegsysteme einige Vorteile. Sie müssen sich keine eigenen Mehrwegbehältnisse anschaffen und da Einwegverpackungen meist teurer sind sparen sie Geld. Zudem kommt ihnen die Erfahrung und Bekanntheit der Mehrweganbieter zu Gute.
Das Kölner Unternehmen Vytal hat vor wenigen Wochen für sein Poolingsystem den Blauen Engel verliehen bekommen. Das Umweltzeichen garantiert unter anderem, dass für die Mehrweg-Becher und Schüsseln keine umwelt- oder gesundheitsbelastenden und lange haltbare Materialien verwendet werden. Darüber hinaus müssen die Anbieter*innen der Mehrwegsysteme nachweisen, dass ihr Logistikkonzept zur ökologischen Optimierung von Transportwegen und von Transportfahrzeugen beiträgt.
Für Tim Breker ist klar, dass das EU-weite Plastikverbot noch lange nicht ausreicht, damit Einwegverpackungen wirklich abgelöst werden: “Das Verbot greift zu kurz, weil beispielsweise Einwegessensbehälter aus Aluminium weiterhin erlaubt bleiben. Dennoch ist es im Sinne der Umwelt natürlich schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Psychologisch wäre aus meiner Sicht eine Abgabe auf Einweg das richtige Signal. Wir müssen dahin kommen, dass Preise die „wahren Kosten“ der Produkte spiegeln.“