Vom Feld direkt in den Supermarkt – das ist das Ziel von Fresh.Land

Fresh.Land: Vom Bauern in den Supermakrt in 4 Tagen

Wie lange dauert es eigentlich, bis ein Apfel vom Bauern in unserem Einkaufskorb landet? Zu lange, findet das B2B-Startup Fresh.Land und will eine digitale Direktspur zwischen Agrarunternehmern und Supermarkt errichten.

Autor*in Laura Wagener, 25.10.16

Übersetzung Marisa Pettit:

Vier Monate. So lange dauert laut Fresh.Land die Reise einer durchschnittlichen Orange, bis sie vom Baum zum Verbraucher gelangt. Dass sie diese lange Reise ohne größere optische Blessuren übersteht, dafür sorgen Chemikalien und Pestizide. Natürlich wird Obst und Gemüse bei so einem langen Weg bis in den Supermarkt auch nicht zum Reifezeitpunkt geerntet, sondern deutlich vorher. Entsprechend unausgereift ist dann jedoch auch der Geschmack des Produkts. Das Startup Fresh.Land ist der Ansicht, dass das auch anders geht und will den Vertriebsweg von Farmprodukten deutlich verkürzen: Supermärkte sollen über die Online-Plattform Produkte direkt beim Bauern bestellen. Kooperationspartner übernehmen dann den direkten Transport von der Farm zum Laden. So soll der Verbraucher zum einen frischere, qualitativ hochwertigere Produkte erhalten, das Verfahren sorgt zugleich für bessere Gewinnmargen der Produzenten und erzeugt durch kurze Transportwege ohne lange Lager- und Kühlzeiten nur einen Bruchteil an CO2.

Schlechtes Produkt und wenig Gewinn durch lange Lieferketten

Der Gründer des Business-to-Business-Startups, Filipe Leal, ist selbst Sohn eines Bauern. Er beobachtete besorgt, wie der Berufsstand seines Vaters durch die sinkenden Preise für Agrargüter in immer prekärere Verhältnisse geriet. Er suchte nach Gründen und wurde fündig: Eine lange Kette von Zwischenhändlern zwischen Bauern und Einzelhandel sorgt dafür, dass die Agrarunternehmer immer weniger an ihren Produkten verdienen. Zusätzlich sorgen lange Liefer- und Lagerzeiten dafür, dass unreife Produkte geerntet und verkauft werden müssen, damit sie die Reise bis in das Supermarktregal überhaupt überstehen. Erst durch die Begasung mit Ethylen (ein Pflanzenhormon, welches verschiedene Früchte und Gemüse während des Reifeprozesses bilden) reifen die Früchte in den Lagerhallen nach, während Fungizide den Befall mit Schimmel verhindern und Wachs für einen appetitlichen Glanz der Frucht sorgt. Ethylen sorgt für die gleichzeitige und rechtzeitige optische Reifung der Produkte bei der Lieferung zum Endkunden, allerdings fehlen dem Gemüse die Sonne und Verbindung zur Nährstoffquelle in Form von Baum oder Wurzel, um tatsächlich einen reifen Geschmack zu entwickeln. Für Leal ein Betrug am Produzenten und am meist ahnungslosen Käufer.

Mit Fresh.Land Bauern stärken und Qualität sichern

Mit seinem jungen Unternehmen wendet  sich Leal direkt an die Bauern sowie die Vertriebler. Agrarproduzenten sollen auf der Plattform Art und Menge der bei ihnen aktuell reifen Produkte ausschreiben. Diese können dann  direkt vom Einzelhandel bestellt und gekauft werden. Durch den direkten Handel erhalten Bauern dabei bis zu drei Mal höhere Erträge für ihre Ware. Logistische Kooperationspartner sorgen anschließend für den direkten Transport von Erzeuger zum Verkäufer. Innerhalb von drei Tagen sollen die Produkte so im Laden erhältlich sein – schnell genug, damit auf chemische Haltbarmacher verzichtet werden kann.

Laut dem WWF-Programm „Climate Solver“ würden mit diesem Konzept durch den Verzicht auf unnötige Transportwege, lange Kühlung und chemische Behandlung bis zu 88 Prozent weniger Treibhausgase emittiert werden. Wenn nur 20 Prozent des Marktes ihre Einkäufe nach Fresh.Land-Idee umstellen würden, könnten so jährlich 12,7 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das ist etwa so viel, wie alle Bewohner in Frankfurt am Main jährlich gemeinsam emittieren. Zusätzlich sorgt die direkte Koppelung von Angebot und Nachfrage für deutlich weniger Lebensmittelabfälle.

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