Kleidung zu kaufen, die der Umwelt nicht schadet, ist eine wirkliche Gratwanderung! Man läuft ständig Gefahr, auf Greenwashing-Behauptungen hereinzufallen. Kleidung, die zu 50 Prozent aus recyceltem Polyester besteht, mag erst einmal klimafreundlich klingen. Aber sind recycelte Materialien tatsächlich das Beste für die Umwelt? Was ist mit veganer Kleidung und kompostierbaren Schuhen? Fallen die mir beim Tragen irgendwann von den Füßen? Und was um alles in der Welt bedeutet „Next Generation“?
Willst du nachhaltige Kleidung kaufen, solltest du die Vor- und Nachteile verschiedener Materialien kennen. Denn nur so kannst du verstehen, welche deiner Kleidungsstücke auf einer Mülldeponie enden – und welche nach dem Tragen nur minimale Schäden für den Planeten haben.
Recycling-Materialien
Bevor wir uns mit den Vor- und Nachteilen der recycelten Textilien befassen, wollen wir zunächst klären, um welche Art von Recycling es sich handelt. Closed-Loop-Recycling bedeutet, dass ein Produkt wieder zu dem Produkt recycelt wird, das es vorher einmal war. Beim Open-Loop-Recycling hingegen wird ein Produkt zu einer völlig neuen Produktkategorie recycelt.
Du hast womöglich schon gesehen, dass Marken wie H&M oder ASOS mit Kleidung aus recycelten Plastikflaschen werben. Das klingt toll, oder? Aber diese offene Recyclingmethode ist weniger umweltfreundlich als es zunächst scheint. Beim Waschen von Kleidung aus Plastik (egal ob recycelt oder neu) gelangen immer wieder Mikroplastikartikel in den Ozean. Darüber hinaus bedeutet die Umwandlung einer Plastikflasche in Polyesterfasern, dass sie nur einmal recycelt werden kann. Würde man sie hingegen zu einer Plastikflasche recyceln, könnte man diesen Prozess mindestens zehnmal wiederholen. Die Verwendung von Plastikflaschen zur Herstellung unserer Kleidung bedeutet also, dass Plastik schneller wieder auf Deponien landet.
Was das geschlossene Recycling angeht? Nunja, leider werden weniger als ein Prozent der Kleidungsstücke zu neuen Kleidungsstücken recycelt. Halte also am besten Ausschau nach Marken, die echte Kreislaufwirtschaft betreiben. Hinweise darauf sind lebenslage Garantien, die Herstellung von Kleidung aus recycelten Textilien oder Rücknahmeprogramme, bei denen Kleidung zu neuen Kleidungsstücken verarbeitet wird.

Kenne deine Umweltlabel für Kleidung
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Fasern in der Mode zu kennen, ist unerlässlich, um zu verstehen, welche deiner Kleidungsstücke auf der Mülldeponie landen werden – und welche ihr Leben mit minimalen Schäden für den Planeten beenden werden.
Beim Kauf von Kleidung sollte man nicht nur darauf achten, das am wenigsten schädliche Material zu wählen. Informiere dich über die Standards und Zertifizierungen, die Marken verwenden, und vergleiche sie dann mit hilfreichen Leitfäden wie diesem, um die Nachhaltigkeitsangaben einer Marke zu überprüfen.
Kompostierbare oder biologisch abbaubare Optionen
Hast du die Begriffe „kompostierbar“ und „biologisch abbaubar“ bisher als Synonyme verwendet? Dann wusstest du vielleicht nicht, dass sie unterschiedliche Dinge bedeuten. Kompostierbare Materialien zersetzen sich innerhalb weniger Monate zu nährstoffreicher Biomasse, benötigen dafür aber bestimmte Bedingungen. Biologisch abbaubare Materialien zersetzen sich hingegen überall und jederzeit. Dieser Prozess dauert jedoch viele Jahre und setzt unter Umständen Giftstoffe frei. Entscheidend ist dabei, dass alle kompostierbaren Materialien biologisch abbaubar sind, aber nicht alle biologisch abbaubaren Materialien kompostierbar sind.
Paradox ist hierbei: Kompostierbare Kleidung besteht wahrscheinlich nicht aus recycelten Materialien und ist wahrscheinlich auch nicht vegan. Die Sportschuhmarkte SOLK hat neulich den weltweit ersten kompostierbaren Sneaker auf den Markt gebracht. Und dessen Hauptbestandteil ist tierisches Leder. Auch wenn manche Menschen sich mit tierischen Materialien nicht wohlfühlen, sind kompostierbare Materialien, die nicht auf Mülldeponien landen, eine großartige Option für Kleidung.
Materialien der nächsten Generation
Wenn du schonmal Kleidung aus Ananasschalen oder pflanzlichem Leder gesehen hast, dann bist du bereits mit Materialien der nächsten Generation in Berührung gekommen. Diese innovativen Fasern, die eine bessere Umweltbilanz als herkömmliche Materialien aufweisen, werden laut Fashion for Good bis 2030 einen Marktanteil von acht Prozent erreichen.
Auch wenn manche dieser Lösungen super cool klingen mögen – schonmal von den „Bananen-Balenciagas“ gehört? – solltest du dir vorher trotzdem eine wichtige Frage stellen. Kann man sie zu neuen Fasern recyceln? Verfügt die Marke für Materialien der nächsten Generation über ein Kreislaufsystem? Und wie viel Prozent des Produkts bestehen überhaupt aus Materialien der nächsten Generation?

Mach dich bereit für digitale Produktpässe
Digitale Produktpässe sind ab 2027 in der EU vorgeschrieben. Sie bieten Kund:innen Informationen über die Materialien, aus denen ihre Kleidung hergestellt wird. Möglich wird das über QR-Codes auf dem Kleidungsetikett. Hier erfährst du mehr über digitale Produktpässe!
Vegane Optionen
Die Aussage, dass Kleidung vegan ist, klingt erstmal richtig klimafreundlich! Aber von Kunstfell bis Kunstleder bestehen vegane Alternativen zu Tierhäuten oft einfach nur aus Kunststoff. Dabei ist es natürlich super, Tierquälerei zu vermeiden, die in der Leder- und Pelzindustrie nach wie vor besteht. Aber die Herstellung veganer Polyester-Alternativen schadet der Umwelt und zerstört Lebensräume und Ökosysteme von Tieren. Das wiederum schadet natürlich anderen Tieren. Für Fans von Pelz und Leder gibt es hier keine eindeutige Antwort. Aber denk daran, dass „vegane” Kleidung möglicherweise nicht so ethisch ist, wie sie scheint.
Bio-Textilien
Bei biologischen Anbaumethoden werden keine Pestizide verwendet, wodurch die Belastung für Umwelt und Tiere minimiert wird. Außerdem erzielen Landwirte damit wahrscheinlich höhere Erträge und benötigen oft weniger Wasser für die Produktion. Aber auch Bio-Stoffe sind noch immer Neuware und nicht unbedingt kompostierbar. Wenn du Bio-Produkte kaufst, achte darauf, dass das Produkt zu 100 Prozent biologisch ist und nicht nur Bio-Fasern enthält.
Pflanzliche Fasern
Durch Begriffe wie „vollkommen natürlich“ oder „pflanzlich“ suggerieren Marken, dass ihre Produkte nachhaltig sind, ohne viel dazu sagen zu müssen. Spoiler: Diese Begriffe eignen sich ideal für Greenwashing. Baumwolle beispielsweise ist eine pflanzliche, natürliche Faser, die aufgrund ihres hohen Wasserverbrauchs, dem Einsatz von Pestiziden und der Verschlechterung der Bodenqualität auch die Umwelt schädigt. Wenn eine Marke Begriffe wie „pflanzlich“ verwendet, solltest du daher darauf achten, dass sie transparent über die Materialien informiert, aus denen die Kleidung hergestellt wird.
Das allerbeste Material? Überhaupt keines!
Zu schauen, welche Materialien wir beim Kleidungskauf wählen, ist schonmal ein guter Schritt. Dadurch können wir den CO2-Fußabdruck unseres Kleiderschranks reduzieren. Aber bevor du alle kompostierbaren Artikel in den Einkaufskorb legst, solltest du an folgende Sache denken: Das umweltfreundlichste Material, was du kaufen kannst, ist gar keins!
Die Entscheidung hin zu Second-Hand-Kleidung ist eine Möglichkeit, die Textilproduktion insgesamt zu reduzieren. Und das wirkt sich wiederum positiv auf die Klimaauswirkungen entlang der gesamtem Lieferkette der Modebranche aus. In unserem Ratgeber zu nachhaltigen Mode-Apps findest du einige Tipps, wie du deine Kleidung so umweltfreundlich wie möglich kaufen kannst.
