Neben Müll spart das auch vergammelte Lebensmittel, die oft dadurch entstehen, dass die vorgepackte Menge eigentlich zu viel ist.
Wer sich die Problematiken vor Augen führt, die durch die Unmengen an Müll entstehen, die wir alltäglich entstehen lassen, wird Schwierigkeiten damit haben zu verstehen, wie wertvolle Materialien und Ressourcen aus der Erde gewonnen werden können, um sie dann unter einem immensen Energieaufwand in kurzlebige Verpackungsmaterialien zu verwandeln – die nach wenigen Tagen auf der Müllkippe landen und lange brauchen, um zu „verschwinden“. Vor allem der Plastikmüll wird uns noch Jahrhunderte erhalten bleiben.
Der Londoner Laden Unpackaged wurde von Catherine Conway aus der Überzeugung gegründet, dass es einen besseren Weg gibt, Produkte zu verkaufen; nämlich den, den Kunden zu ermöglichen, dass Richtige zu tun – für sich und die Umwelt. Vom Obst bis zum Waschmittel, alles wird in ihrem Laden offen verkauft. Der Kunde kann mitbringen, was er will: „there’s nothing to date that we haven’t been able to refill (even our lovely friend who likes putting lentils in old water bottles!)“. Üblichere Behälter sind Glassgefäße, Tupperware, alte takeaway-Kartons und Papier- und Plastiktüten.
in.gredients heisst der Laden in Austin, Texas, der demnächst nach dem gleichen Prinzip seine Waren anbieten wird. Im Moment ist er noch in der Fundraising-Phase, doch bald werden sich auch hier Menschen mit Taschen voller Dosen, Tüten und Gläser einfinden, um biologische, lokale, saisonale und vor allem verpackungsfreie Produkte einzukaufen.
Ein Video zu dem Laden kannst du Dir hier anschauen:
Neu ist die Idee eigentlich nicht, vielmehr handelt es sich um eine konsequente Weiterführung vorhandener und einer Renaissance alter Verkaufsmodelle. Wer im Hofladen, auf dem Wochemarkt, in Bioläden und -märkten einkaufen geht, bekommt auch hier Obst, Gemüse, Eier Öle, Weine und anderes unverpackt. Aber wer denkt schon dran, seine eigenen Tüten oder Behälter mitzubringen? Meist landen die Tomaten und Äpfel doch in einer immer wieder neuen Plastiktüte.
Auch gab es Zeiten vor den Supermärkten, in denen die vielen kleinen Läden neben Obst und Gemüse auch andere Lebensmittel offen anboten. Mittlerweile verkauft allerhöchstens noch der Kiosk vor der Schule offene Süßigkeiten, die für wenige Cents in klebrigen Kinderhände landen.
Was in.gredients und Unpackaged neu macht, ist die Erweiterung der Idee auf klassische „Verpackungswaren“ wie Zahnbürsten, Cremes, Waschmittel, Mehl und anderes, was sonst nicht offen erhältlich ist und die explizite Aufforderung, seine eigenen Behälter mitzubringen.
In Deutschland gibt es bisher keinen Laden, der ein müllfreies Konzept in gleichem Umfang umgesetzt hat wie die Läden in London und Austin. Erste Ansätze lassen sich beispielsweise am Berliner Bioladen Biosphäre erkennen, der derzeit 19 Produkte unverbackt anbietet und dieses Sortiment erweitern möchte.
Bis es auch hier soweit ist – und da bin ich ganz optimistisch! – kann jeder schon jetzt etwas tun, um Verpackungsgmüll einzusparen: auf Märkten, in Hofläden und Bioläden einkaufen und alles, was offen angeboten wird, in mitgebrachte und wiedereinsetzbare Tüten und Behälter füllen und aufwändig verpackte Waren meiden. Praktisch sind hierfür die wiederverwendbaren Taschen und Tüten von rePETbags, die aus 94% recycelten Materialien bestehen und herkömmliche Plastiktüten überflüssig machen .
Auch bei anderen Produkten kannst Du Müll vermeiden, zum Beispiel wenn Du Dinge gebraucht kaufst, leihst und verleihst und tauschst. Wie und wo das geht erfährst Du in unserem Handeln-Artikel Recycling kontra Wegwerfgesellschaft.
Doch es geht noch weiter: Ein Konzept, dass die Produkte so herstellt, dass nicht nur danach, sondern auch unterwegs, im Produktionsprozess, kein Müll ensteht, ist das Cradle to Cradle-Prinzip.