Rima berichtet aus Honduras für RESET

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Männer mit Cowboyhüten, Sandstrände, Wälder, staubige Straßen, Frijoles, Punta und Salsa - Willkommen in Honduras!

Autor*in Rima Hanano, 22.08.08

Seit 6 Wochen bin ich nun schon in Honduras und arbeite für drei Monate bei der Mikrofinanzorganistation Financiera Solidaria in der Stadt San Pedro Sula im Norden des Landes.

Honduras ist ein Land, in dem sage und schreibe mehr als 50 Prozent der 7,3 Millionen Einwohner jünger als 18 Jahre alt sind, in dem Reagaton, Merenge und Salsa die Tanzflächen regieren und Cola eine Art Nationalgetränk zu sein scheint. Gleichzeit ist Honduras ist ein typisches Entwicklungsland und gehört zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Von der Bevölkerung lebt, schwer übersehbar, ein großer Teil in Armut (mehr als 40 % leben von weniger als 2 US$ pro Tag). Probleme wie die hohe Arbeitslosigkeit, ein extremes Gewaltproblem, ein miserables Gesundheits- und Bildungssystem und eine hohe Korruptionsrate prägen das Land und die Menschen, sorgen für Gesprächsstoff in den Medien und sind natürlich Gegenstand der hiesigen Entwicklungsprogramme.

Wahrscheinlich ist es die Not, die viele Menschen erfinderisch macht. Denn in Honduras wimmelt es geradezu von Klein- und Kleinstunternehmern. Wer kann, der betreibt sein eigenes kleines Geschäft „um über die Runden zu kommen“. Mehr als 1 Millionen Kleinunternehmen bieten in Form von bspw. Pulperias (kleine Mini Supermärkte), „Allesläden“, Obstlädchen oder Comedores (oft familienbetriebene kleine Restaurants) im ganzen Land ihre Dienste und Produkte an. Große Namen und Geschäfte sucht man in den kleinen Städten und Dörfern häufig vergebens.

Die Financiera Solidaria

Bei der Mikrofinanzorganisation Finsol bewegt sich meine Arbeit zwischen Büro und „Feld“, wobei letzteres für mich natürlich zu den spannendsten Aufgaben zählt. Während sich meine Arbeit im Büro vor allem darum dreht, zusammen mit meinen Kollegen dass bestehende Angebot für die Kleinunternehmer zu verbessern und mehr über die Bedürfnisse der „kleinen Leute“ herauszufinden, lerne ich die Kleinunternehmer bei Hausbesuchen natürlich erst kennen.

Also weg vom Schreibtisch und raus in die Städte und auf´s Land! Es gibt bestimmt keinen besseren Weg um mehr Mikrofinanzen zu erfahren, als von den Kleinunternehmern selbst. Rund 98 Asesores (Außendienstmitarbeiter) ziehen für die Financiera Solidaria tagtäglich durch die Städte und über die Dörfer in Honduras, um Menschen über Kleinkredite zu informieren und Kleinunternehmer ausfindig zu machen. In den 22 Filialen von Finsol betreuen dann Oficiales de crédito gemeinsam mit den Asesores die Kreditvergabe, die einzelnen Kreditnehmer und die Grupos Solidarios (Kreditgruppen), die Namen wie bspw. „Amigos Luchadores“ (Kämpferische Freunde), „Mi Esperanza“ (Meine Hoffnung) oder „Buen Jesus“(Guter Jesus) tragen.Aber auch jenseits des Mikrofinanzkosmos unterhalte ich mich bei meinen täglichen Taxifahrten mit den Fahrern oft und gerne über Deutschland, Honduras, die in der Fachwelt so häufig diskutierten Probleme des Landes und die Unterschiede zu Deutschland. Und plötzlich sind die sonst eher abstrakten entfernten Probleme ganz greifbar, bekommen eine andere Bedeutung und vor allem ein Gesicht.

Mikrofinanzen – Finanzdienstleistungen für kleine Leute

Spätestens seit der Gründer der Grameen Bank Muhammad Yunus 2006 den Friedensnobelpreis erhielt für seine Bemühungen, die Armut in Bangladesh zu reduzieren, ist der Begriff Mikrofinanzen bzw. Mikrokredite für die meisten kein Fremdwort mehr. Doch wie hilfreich ist die Vergabe von Kleinstkrediten im Kampf gegen die Armut wirklich?