Regional, Bio, nährstoffreich und mit kleinem ökologischen Fußabdruck – so wünscht sich der moderne Esser seine Lebensmittel. Gleichzeitig zieht es einen Großteil der Weltbevölkerung in die Städte, wo der Zugang zu vor Ort angebauten Lebensmitteln, positiv ausgedrückt, „eine Herausforderung“ darstellt. Forscher des Technischen Forschungszentrums Finnland (VTT) haben jetzt einen Bio-Reaktor entwickelt, der den Menschen wieder näher an den Entstehungsort seines Essens bringen soll: In dem sogenannten CellPod wachsen Lebensmittel einfach auf dem Küchentisch – und innerhalb von nur einer Woche.
Fad aber gesund – Essen aus dem CellPod
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„Die Urbanisierung und die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft machen es nötig, bei der Produktion von Lebensmitteln neue Wege einzuschlagen. CellPod ist einer von ihnen“, sagt Lauri Reuter, einer der Forscher des VTT. Der kleine Bio-Reaktor wird per 3D-Drucker gefertigt und ist darauf spezialisiert, Pflanzenzellen zu reproduzieren. Licht und Wärme erzeugt der Inkubator selbst und ist somit vollkommen ortsunabhängig einsetzbar. Theoretisch möglich sei die Kultivierung jedweder Art von Pflanze. Getestet wurde der CellPod bisher jedoch vor allem mit verschiedenen nordischen Beerenarten. Dafür wurden Samenkörner in den Inkubator gelegt. Mit Licht, Luft und Nährstoffen entstehen nach wenigen Tagen einige Liter Zellmasse, aus der die wichtigen Nährstoffe gewonnen werden.
Die gute Nachricht: In nur einer Woche konnten neue „Beeren“ aus dem Inkubator geerntet werden und wiesen alle Nährstoffe und Vitamine ihrer herkömmlich gepflanzten Artgenossen aus. Die schlechte Nachricht: Die CellPod-Beeren sehen bisher nur entfernt bis gar nicht so aus wie normale und auch der Geschmack ist bisher noch eher fad. Hier arbeiten die Wissenschaftler noch an einer appetitlicheren Lösung. Dann könnten „Konsumenten bald auf neue und spannende Weise regionales Essen daheim produzieren“, so Reuter über das Ziel des Projektes.
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Nahrungssicherheit und Arterhaltung
Die finnische Erfindung ist besonders dort interessant, wo aufgrund von widrigen Wetterbedingungen gar keine Nutzpflanzen angebaut werden können oder wo die Grundversorgung mit Nährstoffen kritisch ist. Außerdem hilft das Gerät dabei, besonders gesunde Lebensmittel, die an bestimmte Wachstumsbedingungen gebunden sind, auch außerhalb ihres natürlichen Habitats zu kultivieren und von ihrem Nutzen zu profitieren. Es lohnt sich in jedem Fall, die Entwicklung des ProCell zu verfolgen und in ein paar Jahren vielleicht eigene, garantiert regional angebaute Blaubeeren zu frühstücken.