Forschende der ETH Zürich haben zusammen mit australischen und US-amerikanischen Kollegen herausgefunden, dass reflektierende Oberflächen Hitzewellen deutlich dämpfen. Und damit werden wir es in Zukunft häufiger zu tun haben, dafür sorgt der Klimawandel. Vor allem kontinentale Landstriche und urbane Regionen heizen sich im Sommer stark auf. Im Rahmen der kürzlich im Fachmagazin Nature Geoscience veröffentlichten Studie haben die Forschenden einen praktikablen Ansatz entwickelt, wie die extreme Sommerhitze regional durch clevere Landnutzung und städtisches Strahlungsmanagement abgekühlt werden könnte.
Was aber sind reflektierende Flächen? Gemeint sind damit keine High-Tech Installationen, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern ungepflügte Felder und aufgehellte Städte. Derartige Flächen könnten vor allem in Agrarregionen und dicht besiedelten Gebieten Europas und Nordamerikas nach Berechnungen der Forscher die Temperatur um 2 bis 3 Grad senken. Der Kühlungseffekt beruht auf den veränderten Rückstrahlungseigenschaften von Landoberflächen: So reflektieren Felder, die nach der Ernte nicht umgepflügt werden, deutlich mehr Sonnenstrahlung als gepflügte. Auch ausgewählte Getreidesorten können diesen Effekt verstärken. Ein klassisches Beispiel für aufgehellte Städte ist unter anderem der schon jahrhundertlang im Mittelmeerraum verbreitete Anstrich von Häusern mit weißer Farbe.
Helle Dächer und ungepflügte Felder
Übertragen auf neue Maßnahmen könnten dies beispielsweise bedeuten, dass Hausdächer in den Städten bewusst in weiß oder zumindest hellen Farben gehalten werden. Straßen und andere Betonoberflächen könnten durch spezielle Materialien reflektierender gemacht werden. Dies würde das Aufheizen dieser Oberflächen verringern und so dem typischen Wärmeinsel-Effekt der Stadt entgegenwirken, wie die Forscher erklären.
Dabei gilt: Je heißer es wird, desto stärker der Effekt. Die Kühlung wirkt allerdings eher kurzfristig und lokal bis regional, nicht aber global. Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass dieser regionale Beitrag nicht zu unterschätzen sei.
„Regionales Strahlungsmanagement kann effektiv sein, aber wir müssen auch hier allfällige Effekte auf die Nahrungsmittelproduktion, Biodiversität, CO2-Aufnahme, Erholungsgebiete und vieles mehr berücksichtigen, bevor wir es in die Tat umsetzen“, sagt Sonia Seneviratne, ETH-Professorin für Land-Klima-Dynamik und Erstautorin.
Low-Tech statt High-Tech
Die Maßnahmen für ein solches Strahlungsmanagement existieren bereits und sind größtenteils getestet. Anders sieht das bei klimatechnischen Ansätzen, wie sie aktuell unter dem Begriff „Geoengineering“ zusammengefasst werden. Hier gibt es teilweise noch einen enorme Unterschied zwischen technischen Potenzialen und realer Machbarkeit. Über Eingriffe wie das Versprühen von Sulfid-Aerosolen in der Atmosphäre, die Düngung des Ozeans mit Eisen oder riesige Spiegel im Weltraum zur Anpassung und Vermeidung des Klimawandels existieren kaum Erkenntnisse und es steht daher zu befürchten, dass solche Maßnahmen die Klima- und Ökosysteme der Erde unvorhersehbar verändern und die Situation vielleicht sogar verschlimmern könnten. Auf das Pflügen von Feldern zu verzichten und städtische Flächen aufzuhellen scheint da die wesentlich bessere, weil weniger invasive Alternative.