Am südlichen Rand Kopenhagens soll Ende dieses Jahres der erste Spatenstich für ein besonderes Bauprojekt gesetzt werden: Das UN17-Village. Geplant ist eine Siedlung für 830 Bewohner auf 35.000 qm, die alle 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen adressiert und umsetzt. Der Architekt Anders Lendager und seine Unternehmen der Lendager Group sind die Schöpfer des Projekts. Lendager konnte letztes Jahr einen Wettbewerb um die bauliche Vollendung des neuen Viertels Ørestad Süd gewinnen. Nach aktuellem Zeitplan sollen bis 2023 fünf Häuserblocks mit etwa 400 Wohnungen entstehen. Anders Lendagers Ziel ist es, durch die Überordnung der 17 SDGs neue Standards für nachhaltige Gebäudekonstruktion zu setzen. Die Baumethoden sollen auf „Projekte aller Größenordnungen“ übertragen werden können.
Das Design des UN17-Village soll „Nachhaltigkeit aus verschiedensten Perspektiven erreichen“, so Anders Lendager. Während der Bauphase sind zunächst die verwendeten Baustoffe besonders relevant. Hier setzt der Architekt vor allem auf Upcycling von Baumaterialien, die bisher als Müll galten. Die Tochterfirma der Unternehmensgruppe Lendager UP hat sich ausschließlich der Produktion von upcycelten Baumaterialien verschrieben. Neue und innovative Materialien werden entwickelt um dem geringen Angebot upcycelter Produkte entgegenzuwirken und diese im großen, industriellen Stil einzusetzen. Lendager UP bezieht Bauabfälle aus Beton, Plastik, Holz und Glas. Diese werden aufbereitet und im UN17-Projekt in Form von Böden, Decken und Fenstern wiederverwendet.
Um das Ziel bezahlbarer und sauberer Energie zu erreichen, wird die Siedlung eigene Energie produzieren und somit völlig autark funktionieren. Eine 200m tiefe Bohranlage soll die Grundlage für Heiz- und Kühlsysteme auf Basis von Geothermie sein. Zusätzlich werden Solaranlagen installiert. Die Gebäude sind so konzipiert, dass sie den Energieverbrauch begrenzen und Energie produzieren und recyceln können. Einige dieser Gebäude werden planmäßig mehr Energie als nötig produzieren, die dann strategisch auf andere Komplexe verteilt wird.
Zusätzlich ist ein eigener Wasserkreislauf für die Siedlung geplant. Durch die Aufbereitung von Regenwasser, der doppelten Nutzung von Abwasser für Toiletten sowie der Reinigung und Wiederverwendung von Wasser aus Schwimmbereichen sollen jährlich 1,5 Millionen Liter Wasser recycelt werden.
Leben in der nachhaltigsten Siedlung der Welt
Nach den Überzeugungen von Anders Lendager sollten neue Bauprojekte die „natürliche Biodiversität des bebauten Gebietes unterstützen“. Teil des UN17-Village werden daher neben den Gebäuden auch große Grünflächen, die an die spezifische Flora und Fauna angepasst werden. Ebenso sind Küchen und Gartenanlagen auf Balkonen mit natürlichen Komponenten geplant. Das Ziel des Architekten ist die „nachhaltige Nutzung vorhandener Ökosysteme“.
Um einen nachhaltigen Lebensstil zu fördern, ist geplant, Obst und Gemüse in Gewächshäusern und Dachgärten anzubauen. Die Erzeugnisse sollen direkt in den Restaurants der Siedlung verwendet werden um so Emissionen durch Lebensmitteltransport einzusparen. Insgesamt wird mit genug lokalem Anbau für 30.000 Mahlzeiten pro Jahr gerechnet. Zusätzlich soll Food Sharing gefördert und übriggebliebene Lebensmittel an Bedürftige abgegeben werden. Auch soziale Faktoren spielen eine Rolle in der Vision der Planer: Ziel ist die „Reduzierung von Ungleichheit durch diverse Nachbarschaft von Menschen aller Familienstrukturen und jeden Alters“, so Anders Lendager. Angedacht ist eine vielfältige Altersstruktur, davon etwa 175 Kinder sowie 100 ältere Bewohner*innen. Lokale Gastronomien und die Eröffnung eines Conference Centers für Events mit Bezug zu Nachhaltigkeit werden – so der Plan – zusätzlich ca. 100 neue Jobs schaffen. Diese sollen vor allem auf ungelernte und marginalisierte Arbeitskräfte zugeschnitten werden.
Lendagers Vision ist, mit dem UN17-Village eine Siedlung zu schaffen, die beweist, dass nachhaltiges Bauen möglich ist. Durch Transparenz während der Planphase und die Organisation von Konferenzen nach der Fertigstellung soll motiviert werden, in der Zukunft ähnliche Bauprojekte umzusetzen. Das große Ziel von Anders Lendager ist, dass das UN17-Village „der Maßstab dafür sein wird, wie wir in Zukunft bauen.“