Nichts geht mehr ohne digitale Tools und Dienstleistungen – die wenigsten können sich noch ein Leben ohne Smartphone vorstellen. Doch der Datenverkehr, so „körperlos“ er auch erscheinen mag, bedarf einer Infrastruktur aus Servern, Rechenzentren, Übertragungstechnologien und natürlich entsprechender Geräte. Damit führt unsere digitale Welt schweres Gepäck mit sich: einen stetig wachsenden Energieverbrauch, die oft ausbeuterische und umweltschädliche Produktion der smarten Tools und am Ende ihres häufig viel zu kurzen Lebens landen sie als Elektroschrott in der Tonne.
Nehmen wir letzteren Punkt einmal genauer unter die Lupe: Unser Konsum an Elektrogeräten ist für den am schnellsten wachsenden Anteil am weltweiten Müllberg verantwortlich. Laut des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sind im Jahr 2018 weltweit schätzungsweise 50 Millionen Tonnen Elektroschrott angefallen. Das entspricht dem Gewicht von ungefähr 6.800 Eifeltürmen. Deutschland trägt dazu jedes Jahr etwa 1,7 Millionen Tonnen bei – Tendenz steigend.
Die Folgen für Menschen und Umwelt sind fatal. Mehr als die Hälfte dieses riesigen Müllbergs wird kostengünstig in Länder des globalen Südens verschifft. Dort werden die wertvollen Rohstoffe unter oft menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und erheblichen Umweltbelastungen rückgewonnen, wobei die lokalen Arbeiter*innen enormen Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind. Gleiches gilt übrigens auch für die Gewinnung der Rohstoffe und die Produktion: Unsere smarten Geräte stammen zu einem Großteil aus Ländern, in denen Arbeitsrechte und Umweltstandards missachtet werden.
Die „besseren“ Smartphones
Nach wie vor sind nachhaltigere Alternativen schwer zu finden. Doch es gibt einige Unternehmen und Initiativen, die mit nachhaltigen Materialien, schlauen Recycling-Methoden und einem bewussteren Einsatz von Rohstoffen den Wandel zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft unterstützen und für faire Arbeitsbedingungen eintreten. Fairphone und Shiftphone beweisen mit ihren Smartphones, dass ein langlebiges und umweltfreundliches Design durchaus möglich ist. Ihre Geräte sind modular aufgebaut und einfach zu reparieren, was sie vor einem vorzeitigen Ende als Elektroschrott bewahrt. Gleichzeitig achten die Unternehmen auf faire Löhne und Arbeitsbedingungen, verzichten auf Kinderarbeit und setzen auf eine ressourcenschonende Produktion. Dem Thema Computermäuse hat sich Nager IT verschrieben: Mit einer fairen Produktion will der Verein die Entwicklung von fairer IT vorantreiben. Und das Konzept von Recable sind fair produzierte USB-Kabel, die zu 90 Prozent recyclingfähig sind.
Reparieren, gebraucht kaufen, spenden
Oftmals werden Geräte schnell durch die jeweils neueste Generation ersetzt und ausgediente und kaputte Geräte über den Hausmüll entsorgt – oder sie verstauben in unseren Schubladen. Das ist nicht nur nicht nachhaltig, sondern es werden auch wertvolle Ressourcen und Rohstoffe verschwendet. Eine Tonne Elektroschrott aus Computern und Laptops enthält beispielsweise etwa 70 Kilogramm Kupfer, 140 Gramm Silber und 30 Gramm Gold. Und die Herstellung digitaler Endgeräte verursacht erhebliche Treibhausgasemissionen: Bei der Herstellung eines Laptops entstehen rund 250 Kilogramm CO2, für ein Smartphone oder einen digitalen Sprachassistenten (Alexa und Co.) sind es rund 100 Kilogramm.
Reparieren, gebraucht kaufen und spenden sind nachhaltige Lösungsansätze, da so die Lebensdauer der Geräte verlängert wird und sie recycelt werden können. Die Plattform MeinMacher.de listet beispielweise jede Menge anerkannter Fachbetriebe auf, die sich um defekte Geräte kümmern. Talentierte Bastler:innen finden auf der Plattform iFixit leicht verständliche Reparaturanleitungen für Geräte aller Art und ein großes Angebot an Ersatzteilen. Auf eBay bzw. eBay-Kleinanzeigen können voll funktionsfähige Geräte gekauft und verkauft werden und große Online-Händler wie Rebuy, Refurbed und Backmarket bieten gebrauchte Geräte mit Garantie an.
Neues EU-Energielabel zeigt Reparierbarkeit von Smartphones und Tablets an
Licht im Dunkel der Elektrogeräte: Immerhin ab 2025 soll ein neues Energielabel EU-weit auf Smartphones und Tablets zu finden sein. Die Europäische Kommission hat in Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedstaaten die Einführung eines EU-Energielabels beschlossen, das erstmals auf einer Skala von A-E anzeigt, wie gut die Geräte zu reparieren sind. Das Siegel verschafft nicht nur Verbraucher*innen Klarheit, sondern gibt Hersteller*innen von Smartphones und Tablets hoffentlich einen weiteren Anreiz, ihre Produkte innovativ und nachhaltig zu designen. Mehr Infos hier: FAQ Recht auf Reparatur
Für Spenden von Smartphones oder Laptops ist beispielsweise das Leipziger Projekt „Hardware for Future“ eine gute Adresse. Die gesammelten IT-Geräte gehen an Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien. Und wird das ausgediente Smartphone an den NABU oder die Deutsche Umwelthilfe gespendet, fließen die Erlöse aus ihren Recyclingprogrammen in Natur- und Umweltschutzprojekte.
Last but not least: Alle Läden, die Elektroartikel verkaufen, müssen diese auch wieder zurücknehmen und sich um die sachgemäße Entsorgung kümmern – und mit immer besseren Recyclingverfahren lassen sich auch mehr Rohstoffe rückgewinnen.