Wenn es um die Bezahlung von Produkten und Dienstleistungen geht, ist klar, dass Bargeld schon lange entthront wurde und der erste Platz der bevorzugten Zahlmittel an die Kartezahlung geht. Dieser Trend wurde durch die Coronavirus-Pandemie noch zusätzlich beschleunigt. Da mehr und mehr Verbraucher*innen nun auf bargeldlose – und in einigen Fällen sogar kartenlose – Zahlungen umsteigen, ist eine neue Partnerschaft entstanden, die diesen Prozess umweltfreundlicher machen soll.
Treecard ist eine neue Mastercard-Bankkarte mit dazugehöriger App, die Bäume pflanzt, während du Geld für deine täglichen Einkäufe ausgibst. Auch die Karte selbst ist umweltfreundlich. Um Plastikmüll zu reduzieren, wird die Karte aus nachhaltigem Kirschholz hergestellt. Laut eigenen Angaben von Treecard werden aus einem einzigen Baum bis zu 300.000 Karten. Und wer will kann auch ganz auf eine physische Karte verzichten und sich für eine digitale Karte anmelden, die mit verschiedenen Zahlungs-Apps verbunden ist.
Für potenzielle Nutzer*innen der Treecard funktioniert sie im Grunde genauso wie eine Prepaid-Debitkarte von Chime oder Revolut – das heißt, man kann das Bankkonto mit der App verknüpfen und die Treecard auf diese Weise aufladen. Sie kann für Transaktionen in Geschäften oder online verwendet oder mit Apple Pay, Android Pay und Samsung Pay verknüpft werden. Während die Treecard für die Nutzer*innen kostenlos sein wird, ist geplant, Geld mit sogenannten „Interchange Fees“ zu verdienen, also Zahlungen, die Händler*innen sowohl online als auch in Geschäften an eine kartenausgebende Bank im Austausch für die Zulassung zu Kartenzahlungen leisten. Normalerweise fließt diese Gebühr in die Kassen der kartenausgebenden Firma, aber bei Treecard werden die Gelder anderweitig verwendet. Laut Treecard sollen 80 Prozent der Interchange-Gebühren Wiederaufforstungsprojekte unterstützen, die von Ecosia geleitet werden.
Ecosia betreibt eigene Nachhaltigkeitsprojekte, darunter auch die Online-Suchmaschine Ecosia, die Baumpflanzungen auf der ganzen Welt finanziert. Ähnlich wie Treecard nutzt Ecosia eine bereits bestehende kommerzielle Infrastruktur, um Gelder zu generieren, in diesem Fall aus Online-Anzeigen.
Nach eigenen Angaben hat Ecosia seit 2009 über 100 Millionen Bäume in Indonesien, Brasilien und Senegal sowie in Kanada und Großbritannien gepflanzt. Ecosia favorisiert generell einen natürlichen Aufforstungsansatz, bei dem einheimische Bäume nur in Regionen gepflanzt werden, in denen sie historisch gewachsen sind – denn nur hier sind Klima und Boden optimal. In einigen Fällen werden auch nicht-invasive, nicht-einheimische Nuss- oder Obstbäume gepflanzt, um den lokalen Gemeinden ein zusätzliches Einkommen zu verschaffen.
Die Treecard ist noch nicht offiziell gestartet, aber zukünftige Nutzer*innen können bereits die zugehörigen Android- und Apple-Apps herunterladen und sich auf die Warteliste setzen lassen. Treecard hofft, Ende Mai mit dem Versand der ersten Karten in den USA beginnen zu können, bevor das Unternehmen in andere Regionen – wie die EU – expandiert. Dazu müssen allerdings noch einige regulatorischen Hürden überwunden werden.
Eigener Standort beeinflusst, wie viele Bäume gepflanzt werden
Die Entgelte zwischen den Banken unterliegen einer komplexen Preisstruktur, obwohl sie im Allgemeinen pauschal auf dem Transaktionsbetrag basieren. In den USA liegt dieser Wert bei etwa zwei Prozent, aber dieser Betrag kann je nach Kartenmarke oder Region stark variieren. In der EU ist der Wert auf 0,3 Prozent für Kredit- und 0,2 Prozent für Debitkarten gedeckelt. Damit wirkt sich der jeweilige Standort darauf aus, wie viele Bäume für deine Ausgaben gepflanzt werden.
Unabhängig davon zeigen Projekte wie Treecard und Ecosia Wege auf, wie jeder Einzelne seine Umweltbelastung reduzieren kann, ohne seine täglichen Entscheidungen drastisch zu ändern. Auch wenn es sich positiv auswirkt, Menschen zu ermutigen, weniger zu konsumieren – in mancher Hinsicht kann es einfacher und damit effektiver sein, den Konsum selbst umweltfreundlicher zu gestalten. Dies macht eine Verhaltensänderung für den Einzelnen weniger entmutigend und mühsam und verlagert die Verantwortung stattdessen auf Unternehmen und Produzent*innen. Beispiele dafür sind die Buchungsplattform bookitgreen, die Bäume pflanzt, das Projekt Origens, das den Verkauf von kohlenstoffarmen und einheimischen Produkten in Brasilien unterstützt und Banken wie Tomorrow, die in ökologische und nachhaltige Projekte investieren.
Letztlich ist die Zahl der Unternehmen, die auf einer ähnlichen „Impact-before-Profit“-Basis wie Ecosia und Treecard arbeiten wollen, noch in der Minderheit. Aber Projekte wie dieses werden hoffentlich langfristig in der Lage sein, Konzepte der Unternehmensverantwortung – die über bloßes Greenwashing hinausgehen – bei einer größeren Anzahl von Unternehmen und Verbraucher*innen gleichermaßen zu fördern.
Wer sein Geld nachhaltig anlegen möchte, hat mittlerweile zum Glück schon eine kleine Auswahl, angefangen bei den schon etwas populäreren Banken wie die GLS oder Ethikbank über Forest Finance bis zu jungen Unternehmen wie ForTomorrow, mit dessen Girokonto erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft oder Mikrokredite unterstützt werden.