Traveler: Für mehr Sicherheit auf Kameruns Straßen

Wie eine Smartphone-App verantwortungsloses Fahren und damit Unfälle eindämmen könnte.

Autor*in Simon Dupree, 29.12.16

Laut WHO passieren 90% der weltweiten Verkehrsunfälle in Entwicklungsländern. Der Yaoundé-Douala Highway in Kamerun gilt beispielsweise als eine der tödlichsten Strecken. Durchschnittlich sterben 130 Menschen auf dieser Schnellstraße. Monatlich. 

Hinzu kommen über 15.000 weitere verkehrsbedingte Gesundheitschäden pro Monat. Diese unglaublich wirkenden Zahlen werden angetrieben durch Probleme in den Bereichen Kommunikation, Logistik und Technik. Bei Unfällen, Straßenschäden oder anderweitigen Verkehrsbehinderungen, dauert es oftmals viel zu lange bis Hilfe bereitgestellt werden kann. Zudem werden Angehörige von Verkehrsopfern meist erst Tage nach dem Unglück informiert. 

Eine kostenlose App namens „Traveler“ wurde von kamerunischen Softwareingenieuren entwickelt und könnte mithilfe von Big Data die beschriebenen Missstände auf relativ einfache Weise eindämmen. 

Laut den Entwicklern wird versucht, die Reaktion bei Verkehrsbehinderungen und Unfällen besser zu koordinieren und zu beschleunigen. Zudem soll unverantwortliches Fahren schnellstmöglich erkannt und angezeigt werden. Die Zahl der Unfälle in der Region soll somit eingeschränkt und Hilfe rascher und effizienter ermöglicht werden. 

Wie funktioniert das Traveler-System? 

Nach Erstellung eines Benutzeraccounts, können Reisende wichtige Details bezüglich Fahrzeug (z.B. Busnummer, Name des Fahrers, Passagieranzahl), Strecke und eine Notfallrufnummer eingeben. Anschließend wird eine Datei erzeugt, die in Echtzeit angepasst und verändert werden kann. Mithilfe von GPS und Google wird die jeweilige Position und Geschwindigkeit des jeweiligen Verkehrsmittels fortlaufend aktualisiert – mit und ohne Internet. Speeding, illegale Überholmanöver, falsches Parken, Straßenschäden, Unfälle etc. werden teilweise automatisch, teilweise manuell an zuständige Behörden der Strafverfolgung oder medizinischen Versorgung kommuniziert. Im Falle von Unfällen werden Angehörige der Opfer schnellstens informiert. Unterwegs können sich Angehörige natürlich über die momentane Position der öffentlichen Verkehrsmittel informieren.

Wir entwickelten eine mobile App, die wie eine Kombination aus Geschwindigkeitsmesser und Black Box funktioniert“, so Achiri Arnold Nji, CEO und Gründer von Traveler. 

Ein besonderes Augenmerk legten die Softwareentwickler auf das Erkennen und Weiterleiten von Verkehrsdelikten. Laut Angaben des Startups werden in Kamerun mehr Menschen durch unverantwortliche Fahrmanöver getötet als durch HIV und Malaria zusammen. Die Traveler-App soll bei Geschwindigkeitsüberschreitungen den jeweiligen Fahrer direkt warnen und gleichzeitig die nächste Behörde über das Verkehrsdelikt informieren. 

Die App finanziert sich durch einen prozentualen Anteil der Bußgelder sowie durch den Verkauf von Passagierdaten an Versicherungsunternehmen (was natürlich etwas fraglich erscheint). Es wird zudem eine Art Premium-Account geben, der die medizinische Versorgung des Users im Falle eines Unfalls übernimmt. Weitere Features, die einem Uber-System näher kommen, stehen auch im Gespräch.

Traveler gewann bereits einige Preise wie z.B. den „empowering people. Award 2016“ der Siemens Stiftung. Die App deutet auf die Wichtigkeit einer unaufhaltsamen Digitalisierung im Rahmen mobiler Apps und Big Data in Verbindung mit sozioökonomischem Fortschritt auf globaler Ebene hin.

Der RESET App-Check: Diese Apps helfen dir beim nachhaltigen Konsumieren

In den letzten Wochen haben wir Apps getestet, die einfache Hilfe beim bewussten Einkauf versprechen. Hier findest du unsere Ergebnisse und Tipps.

Die Straßen sind mit Plastik asphaltiert

Das Startup MacRebur richtet seinen Blick auf die Straßen der Welt. Durch eine „magische Formel“ sollen nicht nur die Auswirkungen des Straßenbaus und dessen Instandhaltung auf die Umwelt minimiert werden, sondern auch das Plastikmüllproblem. Und nebenbei sollen auch noch Steuergelder gespart werden. Wie geht das?

eutelsat-facebook-satelite
©
Facebook-Satellit: Internet für Afrika jenseits der Sahara

Zwei Drittel der Weltbevölkerung haben noch keinen Zugang zum Internet. In vielen abgelegenen Regionen fehlt auf dem Boden einfach die Infrastruktur dafür. Facebook und Eutelsat arbeiten an einem Satelliten, um das zu ändern.