Toiletten als Social Business

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Mit Sch**ße Geld verdienen? Was sich nach dem Übel des Kapitalismus anhört, ist die Mission des Social Business Ecotoi und der Kleingartenkampagne. Ein Gastbeitrag des Gründers Thomas Jakel.

Autor*in Gast , 06.01.14

Ecotois sind der nachhaltige Gegenentwurf zu den blauen Chemie-Plastiktoiletten. Was sie auszeichnet? Im Vergleich zu den Plastiktoiletten funktionieren die Komposttoiletten ohne chemische Zusatzstoffe und die Ausscheidungen werden komplett kompostiert.

Wie kommt man auf die Idee mobile Komposttoiletten zu vermieten? In unserem Fall über einen Umweg – einen ziemlich langen Umweg. Im Jahr 2012 ist ein Teil unseres Teams 10.000 Kilometer mit dem Fahrrad von Berlin nach Indien gefahren, um Spenden für den Bau von Trockentrenntoiletten in einem Dorf in der Nähe von Pune zu sammeln.

Thomas Jakel in Indien.

Die Publicity rund um die Fahrradtour hat Aufmerksamkeit auf die globale Sanitärkrise gelenkt: Allein in Indien haben über 600 Millionen Menschen keinen Zugang zu Toiletten und grundlegender Sanitärinfrastruktur. Letztendlich war uns aber auch bewusst, dass unser Einfluss selbst mit den gesammelten Geldern minimal bleiben würde, wenn wir in Zukunft immer auf Spenden angewiesen wären, um weitere Toiletten zu bauen.

Da der Großteil unseres Teams die meiste Zeit in Deutschland ist entschieden wir uns in einem ersten Schritt für Geschäftsmodelle, die den Bau von Toiletten in Indien aus Deutschland querfinanzieren:

  • Die Kleingartenkampagne, bei der wir Trockentrenntoiletten und Komposttoiletten an Kleingärtner verkaufen. Die dezentrale, nachhaltige Sanitärversorgung ist eine Möglichkeit, die mit dem neuen Abwasseranschlussgesetz verbundenen Kosten zu umgehen.
  • Die Vermietung von ökologischen mobilen Toiletten mit Ecotoi an Festivals, Events, nachhaltig Bau- und Filmproduktionsfirmen.

Die Idee ist, dass wir mit diesen Projekten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits machen wir nachhaltige Sanitärversorgung in Deutschland bekannter. Und andererseits fließt ein Teil der Einnahmen aus den Projekten in den Bau weiterer Toiletten in Indien und ermöglicht damit hunderten Menschen erstmalig den Zugang zu grundlegender sanitärer Infrastruktur.

Wie geht es nun weiter?

Neben dem Bau weiterer mobiler Komposttoiletten zur Vermietung starten wir in Kooperation mit der German Toilet Organization ein neues Projekt in Indien im Pune District in der Nähe von Kunageon, in dessen Rahmen wir Toiletten und eine Unterkunft für über 400 Schulkinder bauen werden.

Außerdem suchen wir weiterhin nach Möglichkeiten, auch in Indien einen Social Business Ansatz zu identifizieren, mit dem wir weitere Toiletten bauen können. So möchten wir in 2014 beispielsweise unsere ersten Community Toiletten bauen und die Kosten zumindest teilweise durch den Verkauf von monatlichen Familien Nutzungspässen finanzieren. Auch die Kooperation mit einer nachhaltigen und fairen Mikrofinanzinstitution, die Kredite für den Bau von Toiletten zur Verfügung stellt und sogar den Verkauf von Urin als Dünger an Bauern schließen wir als Optionen nicht aus.

Was letztendlich geschieht steht noch in den Sternen. Schließlich haben wir erst 2012 mit unserem konkreten Engagement in Indien begonnen und haben Dinge ins Rollen gebracht, die  wir bis vor kurzen noch nicht vorhersehen konnten.  

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Jeder Po braucht ein Klo – 10 Fakten zum Thema Sanitärversorgung

Die kürzlich von WaterAid initierte und meiner Meinung nach sehr gelungene Aktion, ferngesteuerte Häufchen durch London fahren zu lassen, hat mich dazu inspiriert ein paar grundlegende Fakten zum Thema Klos auf den Tisch zu legen. Denn rund 2,5 Milliarden Menschen wissen nicht wohin, wenn sie mal müssen.