Wer sich die Zahlen für weltweit verschwendete Lebensmittel ansieht, bekommt es mit schwindelerregenden Zahlen zu tun. Rund ein Drittel aller für den menschlichen Konsum hergestellten Produkte werden verschwendet – und damit auch die Energie und Ressourcen, die in ihre Herstellung geflossen sind. Getreideprodukte stehen ganz oben auf der Liste der verschwendeten Lebensmittel: In England landen 44 Prozent des gesamten Brotes im Müll. In Deutschland sieht es wenig anders aus.
Der britische Umweltaktivist Tristram Stuart hat diese maßlose Verschwendung als Chance begriffen und kurzerhand das Unternehmen „Toast“ ins Leben gerufen. Toast ist eine Brauerei, die auf die Herstellung von Bieren aus ausrangiertem Brot spezialisiert ist – einige der Biere sind zwischenzeitlich sogar preisgekrönt.
Durch seine Spezialisierung führt Toast ausrangiertes Brot in die menschliche Nahrungskette zurück. Altes Brot – gesetzt dem Fall, es landet nicht auf der Müllhalde – wird in der Regel zu Tierfutter oder Kompost verarbeitet oder für die anaerobe Energieproduktion eingesetzt. Obwohl es sich auch bei diesen Verwendungsmöglichkeiten um Recycling handelt, scheinen diese Möglichkeiten doch eine ineffiziente Verwendung der wertvollen, essbaren Ressource Brot. Schließlich sollte ein Nahrungsmittel, das unter hohem Energieaufwand für den Menschen produziert wurde, im besten Fall auch tatsächlich von ihm konsumiert werden.
Wenn aus Brot Schnaps wird
Der Prozess hinter Toast ist streng genommen nicht gerade revolutionär, denn Bier wird bereits seit Jahrtausenden als schmackhafte, haltbarere und – seien wir ehrlich – ein bisschen lustigere Möglichkeit zur Speicherung von Kohlenhydraten genutzt. Wie genau funktioniert der Prozess? Das Brot, das Toast und seine Partnerbrauereien erhalten (in der Regel über Wohltätigkeitsorganisationen, die es nicht mehr lagern können) wird zerkleinert und gemahlen, bevor es mit gemälzter Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser vermengt wird. Das kohlenhydratreiche Brot wird durch die sogenannte Amylase aus der Gerste zu Zucker abgebaut und anschließend von der Hefe in Alkohol umgewandelt.
Mit diesem Prozess hat Toast fünf Kernprodukte sowie einige lokale Kollaborationsbiere kreiert, deren Gewinne an die von Stuart mitbegründete Wohltätigkeitsorganisation „Feedback“ gespendet werden. Feedback wurde 2009 ins Leben gerufen und arbeitet mit Regierungen, NGOs, Unternehmen und der breiten Öffentlichkeit zusammen. Ihr Ziel ist es, die Art und Weise, wie Nahrungsmittel produziert, verwendet und verteilt werden, so zu verändern, das bis 2025 keine Lebensmittel mehr verschwendet werden.
Toast setzt bei der Lösung eines globalen Problems auf die lokale Umsetzung. Anstatt seine Biere zu exportieren und den damit verbundenen Energie- und Kraftstoffverbrauch zu generieren, will Toast eine Reihe Brauereien aufbauen, die lokales Brot beziehen und vor Ort Biere herstellen. In Großbritannien funktioniert das bereits so gut, dass Toast sein Franchise nun auf neue Länder wie die USA, Island, Südafrika und Brasilien ausweiten will.
Die Lebensmittelverschwendung bis 2025 beenden klingt ambitioniert? Nun, glücklicher Weise ist Toast mit dieser Vision nicht alleine. Erst vor kurzem hat RESET über ein Unternehmen berichtet, das Kaffeesatz zu Tassen recycelt, während ein anderes Kaffee in Mehl verwandelt.
Das ganze Gerede vom Essen hat dich hungrig gemacht? Apps wie SirPlus und Too Good To Go liefern dir Lebensmittel aus Restaurants und Supermärkten, die sonst ungenutzt im Müll gelandet wären.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Laura Wagener und ist im Original auf unserer englischsprachigen Seite erschienen.