Belästigung ist kein Kavaliersdelikt. Bewegungen wie #metoo und die mediale Aufmerksamkeit darüber haben gezeigt, wie häufig vor allem Frauen Opfer von sexueller Gewalt und Belästigung werden. Und das in den unterschiedlichsten Situationen. In der Europäischen Union zum Beispiel haben 45 bis 55 Prozent der Frauen bereits sexuelle Belästigung erlebt. Das sind zwischen 83 und 102 Millionen Frauen. Dabei kommt Belästigung in den unterschiedlichsten Formen vor – physisch, verbal und nonverbal. Als nonverbale Form von sexueller Belästigung zählen auch Online-Belästigungen, also ungewollte E-Mails oder SMS-Nachrichten mit eindeutig sexuellem und beleidigendem Inhalt. Solche Nachrichten haben im Schnitt bereits 11 Prozent der Frauen in der EU erhalten, bei Frauen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren liegt diese Zahl mit 20 Prozent aber deutlich höher.
Die Statistiken über Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen sind erschreckend – in jedem Winkel dieser Welt. Jedes Jahr am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, startet die internationale Kampagne „16 Days of Activism against Gender-Based Violence“ der UN Women, die bis zum 10. Dezember ein Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt setzte. Mit dem Hashtag #HearMeToo sollen vor allem Frauen und Mädchen, die Gewalt er- bzw. überlebt haben, die jeden Tag die Rechte der Frauen verteidigen – viele von ihnen sehr weit weg vom Rampenlicht oder den Schlagzeilen der Medien – in den Vordergrund gestellt werden.
Die Geschäftsführerin Phumzile Mlambo-Ngcukader der UN Women besuchte während dieser Kampagne auch Pakistan, ein Land, das nicht sehr gut weg kommt, wenn es um Geschlechtergerechtigkeit geht. Wenn man dem Global Gender Gap Index folgt, schneidet Pakistan am zweitschlechtesten ab, vor allem bei wirtschaftlicher sowie politischer Beteiligung und Chancengleichheit.
Telefonische Unterstützung für Betroffene
Da politische Beteiligung heutzutage sehr häufig auch online stattfindet, sind Cyber-Mobbing und andere Arten von Online-Belästigung ein wichtiges Thema, auch in Pakistan. Aus diesem Grund hat die NGO Digital Rights Foundation eine Helpline, also einen telefonischen Beratungsdienst für Opfer von Online-Belästigung, eingerichtet. Ziel der kostenlosen Helpline ist es, Rechtsberatung, digitale Sicherheitsunterstützung und psychologische Beratung sowie Hinweise, wohin man sich sonst noch wenden kann, für Opfer von Online-Belästigungen anzubieten. In der Helpline arbeitet ein Team aus Anwälten, digitalen Sicherheitsexperten und Beratern daran, betroffene Frauen zu unterstützen.
Mit dieser Lösung soll das Problem der Online-Gewalt gegen Frauen angegangen werden, die zu einer Verletzung des Rechts der Frauen auf Teilnahme an Online-Räumen, der digitalen Sicherheit, der geistigen und körperlichen Sicherheit sowie der Auswirkungen auf das Recht der Frauen auf freie Meinungsäußerung führt. Frauen werden oft von der Teilnahme am Online-Diskurs abgehalten, und in einigen Fällen kann Online-Belästigung auch zu Offline- und körperlicher Gewalt führen. Seit ihrer Gründung im Dezember 2016 sind bereits über 2.000 Anrufe bei der Helpline eingegangen.