Hier kommt Eukalyptus in die Tüte – Chips aus kompostierbaren Verpackungen

Was haben Eukalyptus und Kartoffeln gemeinsam? Geschmacklich recht wenig, und trotzdem landen sie hier gemeinsam in einem Produkt: Das eine als Tüte, das andere als Chips...

Autor*in Jasmina Schmidt, 06.11.18

Die Temperaturen sinken, die Tage werden kürzer – der Winter steht vor der Tür. Und mit ihm die Tage, in denen wir viel lieber unsere Zeit drinnen, mit einem guten Buch oder Film verbringen. Ab besten noch mit ein paar Knabbereien wie Nüsse oder Chips. Mehr als 543 Millionen Packungen Chips werden jährlich in Deutschland verkauft. Natürlich in der Plastikverpackung, die nicht recycelbar ist. Zwei Farmer in England, wo der salzige Snack noch um einiges beliebter ist, haben sich deswegen etwas ökologisch verträglicheres einfallen lassen.

Die Chipstüte für den Komposthaufen

Die Packungen von Two Farmers bestehen aus Zellulose und nachhaltig gewachsenen Eukalyptus-Bäumen. Das macht sie kompostierbar, denn auch die benutzen Druckfarben und Klebstoffe sind biologisch abbaubar. Nach Unternehmensangaben löst sich die Verpackung im heimischen Komposthaufen nach 26 Wochen komplett auf. Das hat seinen Preis: Die Zellulose-Packung ist etwa zehnmal so teuer wie eine normale Standart-Verpackung aus Plastik. Da Two Farmers aber bisher nur an einigen ausgewählten Standorten in England verfügbar sind, müssen sie noch nicht mit dem Preisdruck der großen Hersteller mithalten.

Noch mehr Nachhaltigkeit – Kreislaufwirtschaft und Regionalität

Die Verpackung ist aber nicht der einzige Nachhaltigkeitsaspekt der Chips. Die Kartoffeln werden von den Farmern selbst im Umland angebaut, was die Wege kurz und den CO2-Verbrauch gering hält. Vor der Chips-Produktion müssen die Kartoffeln gelagert werden, da sie nicht alle zeitgleich verarbeitet werden können. Das bedarf Energie, um die Temperatur der Lagerung zu regeln. Diese Energie kommt von der Farm selbst. Auf den Äckern angefallene Pflanzenreste werden in eine Biogasanlage gegeben, mit der auch die Energie zum Frittieren der Kartoffelscheiben erzeugt wird.

Die Chips gibt es in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen und auch hier setzt das Unternehmen auf Regionalität. Das Salz, die Äpfel für den Essig, der Käse und die Zwiebeln – alles kommt aus dem Umland. Ein gutes Beispiel also für ein Unternehmen, das im Sinne der Kreislaufwirtschaft handelt!

Und hier in Deutschland?

Verpackungen aus Zellulose sind übrigens keine neue Erfindung. Doch ein großes Problem ist nach wie vor die Entsorgung. Laut Umweltbundesamt lehnen die Verbände der Entsorgungswirtschaft biologisch abbaubare Kunststoffe in der Biotonne ab, da sie als Störstoffe gesehen werden, aussortiert werden müssen oder der Kompost länger liegen gelassen werden muss, damit sich die Stoffe vollständig zersetzen können. Das sind alles Kostenfaktoren, für die bisher noch nicht die Bereitschaft besteht, getragen zu werden. Doch es gibt auch Ideen für Verpackungen, bei denen erst gar kein Müll anfällt, zum Beispiel Verpackungen aus Algen, die direkt mitgegessen werden können…

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