Textilfaser aus Non-Food Milch

Eine junge Unternehmerin schafft es aus nicht genutzter Kuhmilch chemiefreie Textilfasern herzustellen. Für diese Innovation erhält ihr Unternehmen QMILK den diesjährigen GeenTec Award in der Kategorie Produktion.

Autor*in RESET , 22.04.15

Glücklich sind unsere Kühe, die wir aus der Werbung kennen. Auf weiten grünen Almwiesen weiden die sichtlich wohlgenährten Tiere bei strahlendem Sonnenschein. Fast möchte man neidisch werden. Doch leider hat das mit der Realität gar nichts zu tun. Denn die Milchindustrie ist ein harter Markt, in dem es vor allem um Effizienz und Konkurrenz geht. Das einzelne Tier wird zum bloßen Produktionsfaktor degradiert und von einer Maschine in sterilen Hallen bis zur Maximalmenge ausgemolken. Der künstlich ernährte Reaktor namens Kuh produziert pro Tag über 50 Liter Rohstoff, auch (Industrie-)Milch genannt. Ein Liter Milch ist am Ende weniger wert als eine Flasche Cola.

Als ob das nicht tragisch genug wäre, wird ein Großteil der Milchprodukte einfach weggeworfen oder weggeschüttet und nicht weiterverwertet. Anke Domaske will dem mit ihrem Unternehmen entgegenwirken. Aus entsorgerter Milch stellt sie Fasern her und krempelt damit ganz nebenbei die Textilindustrie um. Die Mikrobiologin fing schon während ihrer Studienzeit an über Milchfasern zu recherchieren. Diese sind zwar seit Jahrzehnten bekannt, konnten allerdings bislang nur unter Zugabe von massenhaft Chemikalien in einem langwierigen Prozess hergestellt werden. Als Biologin und Hobbydesignerin wollte Domaske das ändern.

Sie fand einen Weg wie dies auf natürliche Weise möglich ist und gründete das Startup QMILK. Um den Rohstoff für ihre Fasern braucht sie sich keine Sorgen zu machen. Allein in Deutschland werden pro Jahr rund zwei Millionen Liter Milch entsorgt. Sei es Milch von gerade gekalbten Kühen, abgelaufene Milch aus den Kühlregalen der Supermärkte oder Fehlchargen aus Molkereien. Diese Milch will Domaske nun in der Fabrik von QMILK in Hannover in Textilfasern umwandeln.“Es ist ein Rohstoff, der bisher nicht genutzt wird„, sagt sie.

Aber bei den Textilien soll es nicht bleiben. Kosmetikprodukte aus der Milch bietet Domaske schon an. Sie und ihr Technikchef Christoph Nagler haben auch Kunststoffe zum Beispiel für Folien im Blick. Aus denen könnten Verpackungen werden oder gar Bauteile für die Automobilindustrie.

700 Anfragen aus der Textilindustrie gibt es für die ersten Milchfasern schon, 200 aus der Kunststoffindustrie kommen hinzu. 2016 sollen die ersten Milchprodukte auf den Markt kommen. Für ihre innovative Idee gewann das Startup QMILK zurecht den diesjährigen GreenTec Award in der Kategorie Produktion.

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