Terraformation: Bessere Aufforstung dank Software und Accelerator – aber wie?

Das Unternehmen Terraformation setzt Software für eine bessere Aufforstung ein. Gleichzeitig soll ein Seed-to-Carbon-Forest-Accelerator anderen Unternehmen dabei helfen, nachhaltiger zu handeln. Aber worum geht’s dabei genau?

Autor*in Benjamin Lucks, 15.05.23

Übersetzung Lana O'Sullivan:

Obwohl der Ausstoß an CO2-Emissionen noch immer ansteigt, werden auch in Europa jährlich immer mehr Wälder gerodet. Im Vergleich zum Zeitraum zwischen 2011 und 2015 stieg der Verlust der Biomasse in europäischen Wäldern zwischen 2016 und 2018 einer Studie zufolge um ein Drittel. Während wir also einerseits mehr Kohlenstoffdioxid produzieren, zerstören wir Waldflächen, die CO2 in Sauerstoff umwandeln könnten.

Das Unternehmen Terraformation will dieser Entwicklung durch effektives Aufforsten entgegenwirken. Hierfür entwickelte das Unternehmen des ehemaligen Reddit-CEO Yishan Wong vor einigen Jahren bereits modulare Lösungen für ein effektives Aufforsten. Um Unternehmen bei der Beschaffung sowie der Kontrolle von Sämereien zu helfen, bietet man nun eine Software namens “Terraware” an und begleitet dabei den gesamten Prozess der Wiederaufforstung.

Mit Notebook und Smartphone durch wachsende Waldflächen

Ziel ist es dabei, Bäume möglichst lückenlos von der Anlieferung als Samen bis hin zur ausgewachsenen Pflanze zu überwachen. Terraware ist einfach als Web-App im Browser zu erreichen. Unternehmen legen eingangs ein Inventar ihrer Samen an und planen deren Einpflanzung anschließend im dazugehörigen Projekt.

Hierbei achtet Terraware schon beim Anlegen einer neuen Spezies darauf, dass die Bedürfnisse jedes zukünftigen Baumes sichergestellt werden. So müssen Nutzer*innen beim Anlegen einer neuen Spezies etwa angeben, wie deren Samen gelagert werden müssen und in welchem Ökosystem die Pflanze später gedeihen kann. Die Daten nutzt Terraware später dazu, Mitarbeiter*innen auf dem Feld individuell zugeschnittene Daten für jeden Setzling zu übermitteln.

© Terraware / Screenshot: Reset.org
Die Web-App von Terraware lässt sich bequem über den Browser erreichen.

Das Einpflanzen der Samen, die Pflege der Keimlinge sowie die Überwachung der späteren Waldflächen – also alle Handlungen, die sich nicht im Office realisieren lassen – unterstützt Terraware Smartphone-gestützt. Mitarbeitende können mit der Mobile Field App Notizen speichern, Bilder aufnehmen und GPS-Koordinaten speichern, um die eingangs erstellte Datenbank aktuell zu halten.

Softwaregestützt will Terraformation so Flaschenhälse in der Aufforstung vermeiden. Gleichzeitig ist die datenbankgestützte Bepflanzung eine Möglichkeit, die Biodiversität neuer Waldflächen und somit deren Überleben über mehrere Generationen hinweg sicherzustellen.

Seed Banking in der Terraformation Academy

Neben der Entwicklung einer eigenen Software bietet Terraformation im Netz ausführliche Informationen über den Umgang mit Sämereien an. Die Terraformation Academy gliedert sich dabei grob in die Bereiche “Sammeln”, “Lagern” sowie “Keimung und Ruhe” auf.

Die Daten sollen anderen Projekten dabei helfen, Pflanzensamen bei der Beschaffung richtig zu identifizieren und anschließend passend zu ihren Bedürfnissen zu pflanzen. Daten, die wiederum in die Effektivität der Terraware-Software verbessern.

© Terraware / Screenshot: Reset.org
Informationen zu Sämereien aus der Terraformation-Academy lassen sich direkt in der Terraware-Software einpflegen.

Terraformation sieht es als eines der Hauptprobleme gescheiterter Projekte zur Wiederaufforstung, dass Samen entgegen ihrer Bedürfnisse am falschen Ort eingesetzt werden. So wird auf der Homepage Dr. Marian Chau, Head of Seed Banking bei Terraformation zitiert: “Um eine Million Bäume zu pflanzen, benötigen wir mindestens drei Millionen Samen”. Die Effizienz der Aufforstung zu verbessern, ist folglich ein wichtiges Ziel für die Zukunft.

Um anderen Startups und Unternehmen weiterzuhelfen, betreibt Terraformation zudem einen “Accelerator”.

Der Seed-to-Carbon-Forest-Accelerator

Bei einem Accelerator unterstützt ein Unternehmen andere Unternehmen und Startups für einen bestimmten Zeitraum, indem man über Coachings eine schnelle Entwicklung ermöglicht. Im Fokus stehen hierbei die Wissensvermittlung als auch die Bereitstellung benötigter Ressourcen.

Terraformation beschreibt als Ziel des Accelerators allerdings keine ersten eigenen Profite. Stattdessen wolle man “florierende Wälder und Gemeinschaften, die Biodiversität konservieren” unterstützen. Unternehmen und Gruppen können sich hierfür bewerben, sofern man “groß angelegte und erfolgreiche Projekte realisiert, die in der Lage sind, nennenswerte Mengen an Carbon Credits zu generieren.”

Als weitere Voraussetzungen beschreibt Terraformation die Verfügbarkeit von mindestens 300 Hektar Land, ein Interesse am CO2-Markt und dessen Finanzierung sowie ein Fokus auf eine Aufforstung, die über Generationen bestehen bleibt und sowohl der Umwelt als auch den umliegenden Gemeinden helfe.

Neben eigenen Projekten sammelt Terraformation mit seinem Seed-to-Carbon-Forest-Accelerator Expertise und Erfahrungen auf dem CO2-Markt, um einen nachhaltige und sinnvolle Aufforstung zu unterstützen. Studien zeigen dabei, wie wichtig das Thema Aufforstung als Mittel gegen den Klimawandel ist.

Aufforstung ist wichtiges Mittel zum Klimaschutz

Die Studie des Crowther Lab an der ETH Zürich geht allerdings noch einen Schritt weiter. Mithilfe von Satellitenbildern wertete man damals das weltweite Potenzial für eine effektive Aufforstung aus. Sprich, Flächen, die theoretisch mit neuen Wäldern bedeckt sein könnten. 4,4 Milliarden Hektar seien dabei möglich, was im Jahr 2019 1,6 Milliarden mehr als die damals vorhandenen Waldflächen waren.

In Russland, den USA, Kanada, Australien, Brasilien sowie China sei das Potenzial für eine Aufforstung am höchsten. Und genau hier können Lösungen wie Terraware dafür sorgen, dass gepflanzte Wälder auch über Jahrzehnte gesund bleiben und tatsächlich als effektives Mittel gegen den steigenden CO2-Ausstoß wirken.

© Cholena/RESET
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