TEDxBerlin „City 2.0“: Wie leben wir in Zukunft in der Stadt?

Auf der TEDxBerlin präsentierten am 6. und 7. September über 20 Referenten ihre Vorstellungen von der urbanen Zukunft. Gerade für eine sich ständig im Wandel befindende Stadt wie Berlin mit ihrem großen Potenzial für nachhaltige Stadtkonzepte war das ein spannendes Thema. RESET hat am vergangenen Freitag die Veranstaltung besucht und einige Eindrücke für städtische Visionen mitgenommen.

Autor*in Frank Wichert, 09.09.13

Auf der TEDxBerlin präsentierten am 6. und 7. September über 20 Referenten ihre Vorstellungen von der urbanen Zukunft. Gerade für eine sich ständig im Wandel befindende Stadt wie Berlin mit ihrem großen Potenzial für nachhaltige Stadtkonzepte war das ein spannendes Thema. RESET hat am vergangenen Freitag die Veranstaltung besucht und einige Eindrücke für städtische Visionen mitgenommen.

Das aus den USA stammende Konferenzformat TED hebt sich vor allem durch die kurzen, nur 18 Minuten dauernden Vorträge und die begleitenden Performances von der Gestaltung anderer Konferenzen ab. Durch diese komprimierte, praxisnahe Präsentation kommen die Vortragenden schnell auf den Punkt. Das x in TEDx soll anzeigen, dass es sich um ein unabhängiges Event handelt, das aber den Prinzipien von TED folgt.

Nach anfänglicher Verwirrung unter den Konferenzbesuchern, wo denn nun der Vortragsraum sei, füllte sich der Saal allmählich. TED will offensichtlich nicht nur eine schlichte Konferenz sein, sondern auch eine stilvolle Marke mit Sinn für Design. Damit das Bühnenbild mit den rot und blau beleuchteten Quadern gut zur Wirkung kommt, war der Raum stark abgedunkelt. Dies verleitete auch den Musiker David LeMaitre zum Auftakt der Konferenz zu der Aussage, er sei „honored to play some music here tonight„. Tatsächlich war es ein warmer Sommervormittag. Die außergewöhnliche, futuristisch anmutende Kulisse des Konferenzzentrums ICC unterstrich den besonderen Charakter von TEDx und passte auch zum Gesamtthema. Stephan Balzer von der Kommunikationsagentur Red Onion, der durch den Tag führte, verglich das Gebäude gar mit dem Raumschiff Battlestar Galactica.

Es folgten Vorträge zu unterschiedlichen Aspekten des städtischen Lebens in der Zukunft. So sprach Kai-Uwe Bergman über nicht mehr genutzte urbane Infrastruktur, die einen neuen Zweck erhält. Beispiele sind die High Line in New York – ein Park, der ehemals eine Gleisanlage war – und das Danish Maritime Museum in Kopenhagen – ein ehemaliges Trockendock, das nun als Kombination aus Museum und gestaltetem öffentlichem Raum weiterexistiert. Auf dem Dach einer dänischen Müllverbrennungsanlage soll man zudem in Zukunft Skifahren können.

Marc Elsberg führte uns vor Augen, welche Folgen ein Stromausfall innerhalb kürzester Zeit für das tägliche Leben hätte. Viele Konsequenzen macht man sich erst auf den zweiten Blick klar. So wäre die Versorgung mit Lebensmitteln über die Supermärkte sofort gefährdet. Kühlsysteme und Kassen sind elektrisch betrieben. Mitarbeiter können zum großen Teil bald schon nicht mehr zur Arbeit erscheinen, weil die Zapfsäulen der Tankstellen nur mittels elektrisch betriebener Pumpen funktionieren. Auch der öffentliche Nahverkehr bricht zusammen. Unsere auf Massenproduktion basierende Nahrungsproduktion klappt ebenfalls nur dank automatisierter Anlagen und elektrisch gesteuerter Futterzufuhr. Die Wasserversorgung ist ans Stromnetz gekoppelt. Krankenhäuser verfügen zwar normalerweise über Notaggregate, aber sie können nicht mehr mit Medikamenten und Hilfsstoffen beliefert werden. Schnell wurde im Verlauf der Beschreibungen von Elsberg klar, wie sehr wir heute von einer gut funktionierenden Energieinfrastruktur abhängig sind.

Urban Mobility war das Thema von Jens-Martin Skibstedt. Radfahren ist eine wichtige Fortbewegungsform gerade für die Stadt der Zukunft, denn es ist ausgesprochen energieeffizient, geräuscharm, abgasfrei und in vielen Fällen auch schneller als alternative Transportmittel. Nach wie vor ist jedoch das Auto für viele noch Ausdruck eines bestimmten Lifestyles. Will man das Fahrrad noch konkurrenzfähiger machen, so ist bei der Produktion von Rädern laut Skibstedt neben der Funktion das Design stärker zu berücksichtigen.

Priya Prakash stellte die mobile Crowdfunding-Plattform changify vor, mit deren Hilfe Missstände in der Nachbarschaft verbessert werden sollen. Und James Patten wies darauf hin, dass ein Haufen Gerümpel und ein unvollendeter Raum gute Bedingungen sind, um spannende Ideen zu entwickeln – sofern man ein Team mit unterschiedlichsten Fertigkeiten aber gemeinsamen Werten hat.

Es war eine interessante Konferenz mit vielversprechenden Visionen für unsere urbane Zukunft.

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