TATENDRANG: PlugSurfing – Elektroauto tanken einfach gemacht!

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Was es noch braucht zum Siegeszug der E-Autos? Neben erschwinglichen Modellen ein dichtes Netz an leicht zugänglichen Ladestationen. Die App PlugSurfing will dabei helfen. Wir sprachen mit Adam Woolway darüber, wie PlugSurfing funktioniert und wieso diese App dringend nötig ist.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 19.06.14

Die E-Autos kommen – aber langsamer als gedacht. Auch wenn die großen Autohersteller nach und nach E-Modelle auf den Markt bringen ist damit die massenhafte Verbreitung nicht garantiert. Denn richtig Sinn machen E-Autos erst dann, wenn an vielen kleinen Spots getankt werden kann; vor der eigenen Haustür, beim Einkaufen oder direkt vorm Büro. Daher braucht es eine Umstellung der Infrastruktur, weg von wenigen zentral gelegenen Tankstellen hin zu vielen kleinen Ladestationen. Doch die Situation hier ist alles andere als komfortabel für Stromfahrer: Es gibt eine Vielzahl an Anbietern – in Deutschland allein ca. 70 – doch herauszufinden, wo die Stationen zu finden sind und wie gezahlt werden kann ist nicht immer leicht.

Die Gründer von PlugSurfing, Adam Woolway und Jacob van Zonneveld, wollten das ändern. Herausgekommen ist die App PlugSurfing. Die App zeigt dir Ladestationen in ganz Deutschland an, ob sie frei oder belegt sind und auch die Bezahlung lässt sich darüber abwickeln. 2012 war das Geburtsjahr des jungen Unternehmens – seitdem wächst es kontinuierlich.

Wir haben mit Adam Woolway auf dem Ecosummit in Berlin getroffen und waren von PlugSurfing begeistert. Wie die Idee zu PlugSurfing entstanden ist, warum sich ihr Büro ausgerechnet in Berlin befindet und was die Zukunft bringt lest ihr im Interview.

Jacob und Adam (rechts), die Gründer von PlugSurfing.

Worum geht es bei PlugSurfing?

Bei PlugSurfing geht es darum, alle Barrieren beim Aufladen eines E-Cars zu beseitigen – und damit auch die Reichweiten-Angst (die Sorge, leer zu laufen, sprich keinen Strom mehr zu haben). Wir haben zwei Probleme gefunden, die wir angehen; das ist die Schwierigkeit, eine Ladestation zu finden und dann für den Strom zu bezahlen. Da die verschiedenen Anbieter nicht miteinander arbeiten braucht man einen extra Vertrag für jede Ladestation. Daher haben wir eine App programmiert, die Ladestation in ganz Europa anzeigt und seit dieser Woche kann man darüber auch für das Laden an RWE- und Belectric-Stationen in ganz Deutschland bezahlen. Alles, was es dazu braucht, ist ein Smartphone. Demnächst werden wir auch mehr Anbieter aufnehmen.

Wie ist die Idee entstanden?

Jacob und ich haben schon vorher zusammen gearbeitet und einige der ersten Entwicklungen der Elektromobilitätsbewegung mitbekommen. Wir haben gesehen, dass es an guten Ladestation-Findern fehlt und angefangen, Excel-Listen zu erstellen. Dann, als wir genauer hinschauten, haben wir noch mehr Probleme gesehen, wie z.B. die Bezahlung, und wir mussten auch das angehen und haben eine Crowdfunding-Kampagne für die Basisfinanzierung gestartet und ein Team gegründet.

Gibt es in Deutschland wirklich ein Bedarf für PlugSurfing?

Ja, der Markt für Elektroautos verdoppelt sich jedes Jahr und dank der neuen Modelle von BMW, Daimler, Renault und Tesla (und weiteren) kündigt sich ein Boom an. Trotzdem macht sich keiner Gedanken darüber, wie die FahrerInnen für das Laden zahlen sollen. Im Moment bräuchte man eigentlich bis zu 70 Ladepässe, um allein die verschiedenen Ladestationen in Deutschland zu nutzen. Wir wissen, dass unsere Nutzer davon frustriert sind und eine Lösung brauchen – und die bieten wir mit PlugSurfing an.

Wie wird PlugSurfing finanziert?

PlugSurfing wird durch die Crowdfunding-Aktionsplattform Innovestment finanziert. Außerdem sind wir stolz darauf, von zwei Accelerators unterstützt zu werden: Climate-KIC, ein EU-gefördertes Programm, das Startups unterstützt und gegen den Klimawandel kämpft, und EIT-ICT labs.

Euer Büro befindet sich in Berlin. Warum?

Jacob und ich sind vor einigen Jahren nach Berlin gezogen und die Stadt ist ein perfekter Ort für Startups: die Mieten sind günstig, die Szene in Bewegung und es gibt ein unterstützendes Netzwerk. Deutschland ist gleichzeitig der Ort in Europa mit den größten Autowerken und Energieriesen wie RWE; perfekt für ein Startup wie unseres.

Wie wollt ihr all die verschiedenen Anbieter zusammenbringen?

Wir haben mit drei Anbietern angefangen (RWE, EnBW, Belectric) und mehr folgen bald. Wir haben eine große Gemeinschaft an NutzerInnen und die Anbieter wollen mehr Betrieb an ihren Ladestationen. Indem wir sie zusammenzubringen schaffen wir eine klassische win-win-Situation für beide Seiten.

Was sind eure nächsten Schritte?

Mehr Kooperationen in die Wege zu leiten und die Informationen von PlugSurfing bis Ende 2014 dann für ganz Europa anzubieten.

Wo seht ihr euch in 10-20 Jahren?

Massiv expandierend. Studien haben einen Anstieg der globalen Verkäufe von Elektroautos bis 2020 von 7 % vorausgesagt, große Unternehmen wie BMW vermarkten ihre neusten Modelle und Regierungen in ganz Europa bereiten sich darauf vor, CO2-Emissionen zu reduzieren und Ladestationen auszubauen.

TATENDRANG ist das Interviewformat von RESET. Wir wollen wissen, wie unsere Interviewpartner zu ihren spannenden, innovativen und einzigartigen Projekten und Ideen aus den Bereichen Umwelt und globale Gerechtigkeit kamen, warum sie sich für genau das Thema einsetzen und wie schwer oder einfach sich das Projekt durchführen ließ. Damit wollen wir Ideen streuen, Projekte präsentieren und zu Aktionen anregen. Wir denken: Die Welt verändern kann jeder!

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