TATENDRANG: Solar Impulse 2 – Mit Pioniergeist und Sonnenenergie einmal um die Welt

Solar Impulse 2 über Hawaii

Die Pioniere Bertrand Piccard und André Borschberg haben sich letztes Jahr mit einem Solarflugzeug in die Lüfte erhoben, um die Welt zu umrunden.  Ihre 35 000 km lange Reise bricht nicht nur alle Weltrekorde, sondern zeigt auch, dass Fliegen mit sauberen  Energien möglich ist. Wir sprachen mit dem Team der Solar Impulse.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 25.05.16

Die Solar Impulse 2, ein solarbetriebenes Flugzeug, das Anfang 2015 seine Reise um die Welt begann, legt nach einer geglückten Pazifiküberquerung gerade in Ohio, USA, einen Zwischenstopp ein. Geplant ist ein weitere Stopps in den USA, dann soll es über den Atlantik gehen mit dem Ziel Abu Dhabi, dem Start- und Endpunkt einer einmaligen und epischen Reise. Diese Unternehmung zeigt vor allem eins: für saubere Technologien ist auch der Himmel kein Limit.

Ein Psychiater und Forscher, ein Ingenieur und Unternehmer, ein multidisziplinäres Team und zwölf Jahre Forschung waren nötig, um die Solar Impulse 2, ein fliegendes Labor mit zahlreichen sauberen Technologien, zu entwickeln. Doch jetzt fliegt sie! Die Solar Impulse 2 wird ausschließlich von Energie aus der Sonne angetrieben: Die Schwingen der Solar Impulse 2 haben eine Spannweite wie die einer Boeing 747 und sind von 17 248 Solarpanelen bedeckt. Diese liefern den Strom, um die vier Propeller des Fliegers anzutreiben. Die Solar Impulse erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h. Die Batterien an Bord ermöglichen zusätzlich die Speicherung von Energie für Nachtflüge. Theoretisch könnte das Flugzeug damit unendlich lange fliegen.

Wir sprachen mit dem Team der Solar Impulse 2 über Herausforderungen auf der bisherigen Reise und Möglichkeiten, die grüne Technologien eröffnen.

© Solar Impulse Bertrand Piccard und André Borschberg

Was war der Ansporn für das Team, ein solarbetriebenes Flugzeug zu  entwickeln?

Die Solar Impulse begann mit der Vision, ein Flugzeug zu bauen, dass Tag und Nacht fliegen konnte, ohne auch nur einen Tropfen Kerosin zu verbrauchen, nur angetrieben von der Kraft der Sonne. Dabei sollte die Solar Impulse zu einem Symbol für innovativen Spirit und Pionierarbeit auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien werden.

Was sind eure größten Erfolge bisher?

Natürlich wird der Erfolg des Solar Impulse Projekts daran gemessen, ob die Weltumrundung gelingt. Aber nicht nur: Unser Ziel ist es zu zeigen, dass saubere Technologien, wie solche, die bei der Solar Impulse eingesetzt werden, das Potential haben, Leben, Gesellschaften und zukünftige Märkte auf eine unvorhersehbare Weise zu verändern. Lösungen, um die Welt mit sauberen Technologien anzutreiben, gibt es bereits. Unsere Hoffnung ist, alle zu motivieren, ihre Abhängigkeit von fossilen Energien in ihrem alltäglichen Leben zu reduzieren und zu konkreten Aktionen für mehr Nachhaltigkeit anzuregen.

In Bezug auf die technischen Aspekte eines solarbetrieben Flugzeugs – was waren da die größten Herausforderungen?

Ein Flugzeug zu bauen, dass fünf Tage und fünf Nächte Nonstop fliegt, war die größte Herausforderung dieses Abenteuers – auf allen Ebenen: technisch, menschlich und planerisch. Das Wetter auf der Flugroute musste für fünf Tage vorhersehbar sein. Die Landung auf Hawaii war daher ein historischer Meilenstein für die Flugfahrt an sich und für erneuerbare Energien. Wir haben gezeigt, dass ein Flugzeug länger ohne Treibstoff fliegen kann als ein konventionelles mit – das ist fantastisch!

Die Solar Impulse kann, theoretisch, für immer fliegen. Eine große Herausforderung ist aber auch der menschliche Faktor, dass heißt, die „Nachhaltigkeit“ der Piloten. Sie dürfen nicht schlafen, wenn das Flugzeug über bewohnte Gebiete fliegt, aber über dem Meer und unbesiedelten Gegenden ist Schlaf eingeplant in Form von 20-minütigen „Powernaps“ zwischen einmal und 12 Mal am Tag. Die Piloten haben außerdem Techniken entwickelt, den Körper zu entspannen, während sie wach sind – Bertrand Piccard nutzt Techniken der Selbsthypnose und André Borschberg Yoga.

Gab es auch Rückschläge auf der Reise? Was waren die größten Lektionen in Bezug auf saubere Technologien und Reisen während des Trips?

Ja, wir mussten nach dem 5-tägigen Nonstop-Flug von Japan nach Hawaii eine Zwangspause von sieben Monaten einlegen, da die Batterien überhitzten. Aber wir haben die Zeit genutzt, um ein neues Kühlsystem zu installieren und weitere entscheidende Verbesserungen an der Solar Impulse vorzunehmen.

Aber es ist doch so: Wenn das Unmögliche einfach wäre, hätten das schon viele getan. Daher kann es auch mehrere Anläufe geben. Dasselbe galt für die erste Nonstop-Weltumrundung mit einem Fesselballon von Bertrand Piccard: die ersten zwei Versuche scheiterten und er musste es ein drittes Mal versuchen, um Erfolg zu haben. Unsere Philosophie bleibt auch bei der Solar Impulse die gleiche. Die Weltumrundung ist kein Rennen gegen die Zeit. Das Ende der Reise rückt näher – wir haben den ersten Teil gewonnen und jetzt müssen wir noch den zweiten Teil gewinnen. Das heißt, die Überquerung der USA und des Atlantiks abzuschließen, bevor wir wieder in Abu Dhabi landen. Aber wir sind sehr zuversichtlich, den Rest der Reise dieses Jahr zu schaffen.

Ihr seid auch dabei, ein unbemanntes, solarbetriebenes Flugzeug zu entwickeln. Was sind die Pläne damit?

Ein Teil des Teams der Solar Impulse arbeitet bereits an einer Studie zu solarbetriebenen Drohnen mit dem Ziel, eine unbemannte Drohne mit einer ähnlichen Technologie wie die der Solar Impulse zu entwickeln. Die Solar-Drohnen bzw. sogenannten „High-altitude pseudo-satellites (HAPS) könnten in großen Höhen über Monate fliegen und die Arbeit von Satelliten ergänzen, z.B. in den Bereichen Kommunikation, Messungen und Beobachtungen. Vielfältige Entwicklungen auf dem Gebiet der ultraleichten Materialien und Energieeinsparungen, in der Effizienz der Komponenten, in der größeren Verlässlichkeit und besseren Performance von elektrischen Motoren, in der Effizienz von Solarzellen und Energiespeicherung sind bei der Entwicklung enorm hilfreich.

Treibhausgase aus der Luftverkehrsindustrie sollen bis 2020 weiter steigen. Aus eurer Sicht, haben saubere Technogien eine Zukunft in der Luftfahrt? Denkt ihr, es gibt einen Markt für solarbetriebene Flugzeuge?

Auch wenn wir in der Lage sind, mit einem solarbetriebenen Flugzeug um die Welt zu fliegen, ist es nicht unser Ziel, die Reiseindustrie als solche zu revolutionieren. Unsere Reise symbolisiert einen Auftakt.

Dazu Bertrand Piccard: “1903, als es den Wright Brüdern gelang, ihr Flugzeug über eine Distanz von 200 m zu fliegen, wer hätte da gedacht, dass 24 Jahre später Lindbergh den Atlantik überqueren würde? Er war allein an Bord und 30 Jahre später transportieren Airlines 200 Passagiere, absolvierten die gleiche Strecke in acht Stunden, während zwei Menschen auf dem Mond spazieren gingen!

Was sind die zukünftigen Pläne, nachdem die Solar Impulse 2 ihre Reise um die Welt beendet hat?

Der kurzfristige Plan ist natürlich die erfolgreiche Beendigung der Weltumrundung. Aber das Abenteuer wird nicht zu Ende sein, wenn die Solar Impulse in Abu Dhabi landet.

Bertrand Piccard: “André und ich haben die « Future Is Clean »-Bewegung ins Leben gerufen, als wir unsere Weltumrundung in Abu Dhabi starteten. Unser Ziel ist es, die weltweite Sichtbarkeit der Solar Impulse zu nutzen, um unsere Botschaft, die wir seit 2003 kommunizieren, weiter zu streuen: Saubere Technologien schützen nicht nur die Umwelt, sondern tragen auch zu neuen Arbeitsplätzen und nachhaltigem Wachstum bei.

© Solar Impulse Solar Impulse 2 bei einem Testflug über Abu Dhabi

TATENDRANG ist das Interviewformat von RESET. Wir wollen wissen, wie unsere Interviewpartner zu ihren spannenden, innovativen und einzigartigen Projekten und Ideen aus den Bereichen Umwelt und globale Gerechtigkeit kamen, warum sie sich für genau das Thema einsetzen und wie schwer oder einfach sich das Projekt durchführen ließ. Damit wollen wir Ideen streuen, Projekte präsentieren und zu Aktionen anregen. Wir denken: Die Welt verändern kann jeder! Alle Interviews findest du hier: TATENDRANG

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