Das Thema Drohnen ist allgegenwärtig – nicht nur bei uns Resettern. Seien es Drohnen für militärische Zwecke oder die sich rasch ausbreitende zivile Nutzung. Letztere wirft besonders im urbanen Umfeld viele Fragen auf. Abgesehen von technischen Hürden, die es noch zu überwinden gilt, ermöglichen sogenannte Quadcopter ein breites Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten.
Anhand von bildhaften Darstellungen verschiedener Szenarien, haben der Student Julian Braun und das Team vom Urban Complexity Lab an der FH Potsdam, sich die Frage gestellt, inwieweit wir bereit sind, Drohnen in unseren Alltag zu integrieren. Sein Projekt „Unter Drohnen“ ist eine Umfrage, die einen Diskurs zu Potenzial und Gefahren von Drohnen anstoßen will. Wir von RESET haben nachgefragt, was wir in Zukunft von urbanen Drohnen erwarten können.
Du und dein Team vom Urban Complexity Lab an der FH Potsdam haben euch in einer internationalen Umfrage dem Thema Drohnen in der Stadt gewidmet. Warum Drohnen?
Gerade im urbanen Bereich wird die Drohnen-Technologie ein immer brisanteres Thema. Drohnen sind technisch höchst komplexe Fluggeräte sind, die sich teilweise unmittelbar über unseren Köpfen befinden. Da kann im Zweifel unglaublich viel schief gehen. Zum einen sind in den letzten Monaten im Zusammenhang mit Drohnen einige Unfälle passiert, zum anderen ist die Technik an sich natürlich ein heißes Thema. Neben dem praktischen und wirtschaftlichen Potenzial, wirft sie auch viele Fragen in Bezug auf Privatsphäre und Sicherheit auf.
Man weiß nie was aufgezeichnet wird und wer Zugang zu den Daten und Aufnahmen hat. Drohnen haben zwangsläufig Kameras, schon für die Navigation. Aber wer garantiert, dass damit nichts passiert und die Aufnahmen gelöscht werden?! Die „Aber-wenn-man-nix-zu-verbergen-hat“-Logik finde ich äußerst problematisch.
Wie viele Menschen habt ihr bisher befragt und was wolltet ihr konkret wissen?
Bei der letzten Auswertung waren es um die 300 Teilnehmer. Es ging darum, anhand von Szenarien in Form von Bildmontagen, Meinungen einzuholen. Die Teilnehmer sollten angeben, ob sie einzelne Szenarien als realistisch/unrealistisch, nützlich/überflüssig und beruhigend/bedrohlich empfinden.


Ihr habt bereits erste Ergebnisse. Was hat dich am meisten überrascht?
So große Überraschungen gab es nicht. Es ging auch weniger um eine streng wissenschaftliche Meinungsumfrage, als mehr darum einen Diskurs anzustoßen. Ich bin eben ein Designer, der sich mehr mit der Macht von Bildern auseinandersetzt und das ganze Thema daher eher medial ausarbeitet. Ich denke, dass so plakative Motive sich gut eigenen, um Leuten kommende Problematiken bewusst zu machen. Stichwort: Design for Debate.
Dass Leute allerdings Polizei-Drohnen lieber hätten, als Drohnen, die als Werbedisplay dienen, hat mich etwas überrascht. Ich kann zwar gut auf rumfliegende Werbung verzichten, sie wäre mir aber immer noch wesentlich lieber als das spähende Polizeiauge vorm Wohnzimmerfenster.


Drohnen als fliegende Werbebanner wie ihr sie in eurer Umfrage zeigt, sind nicht gerade ein wünschenswertes Szenario. Wo liegen die Potenziale für einen Einsatz der Technologie in Sachen Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung?
Mit dem Thema Umweltschutz habe ich mich im Rahmen des Projektes ehrlichgesagt relativ wenig auseinandergesetzt. Weniger aus Desinteresse, als, dass es sich für eine Umfrage mit emotionalisierenden Bildern nicht so gut eignet, da man die Anwendung meist erklären muss. Ich denke aber, dass Drohnen auf diesem Sektor sehr wohl sehr nützlich sein können. Sie können gut Beobachtungen und Messungen im niedrigeren Luftraum anstellen. Im Vergleich dazu sind beispielsweise Ballons nicht so wendig und flexibel, Satelliten hingegen sind weit weg und im Vergleich immer noch viel viel teurer.
Was sind deine Lieblingsprojekte im Feld Drones for Good?
Trotz aller Begeisterung für Fortschritt, bin ich bei vielen Konzepten beim derzeitigen Stand der Technik noch etwas skeptisch. Da sind viele großartige Konzepte dabei, aber ohne harte Belastungstests und nachweisliche Zuverlässigkeit geht es da nicht. Nette Konzepte mit hübschen Videos erklären ist heutzutage nicht schwer. Aber, dass die Dinger auch unter harten Bedingungen wirklich funktionieren ist eine andere Geschichte. Ich denke, dass Faktoren wie Regen, stärkerer Wind, etc. gerne mal vernachlässigt werden.
Außerdem muss man sagen, dass insbesondere Deutschland mit seinem Regulierungswahn da einige Projekte ausbremsen könnte.
Unregulierte Überwachung ist eine der großen Gefahren, die von dieser Technologie ausgehen. Wie können gesetzliche Rahmenbedingungen aussehen, die dennoch ermöglichen Drohnen für die gute Sache einzusetzen?
Da bin ich – um ehrlich zu sein – recht ratlos. Was aufgezeichnet wird und wo diese Daten landen, ist erst einmal nicht nachvollziehbar. Da geht es letztendlich um Vertrauen. Bei derzeitigen Skandalen mit der NSA, etc. ist dieses Vertrauen aber praktisch nicht vorhanden.
Was habt ihr mit euren Umfrage-Ergebnissen vor?
Nach der finalen Auswertung, werden wir unsere Umfrageergebnisse auf der Website unseres Instituts veröffentlichen und sehen, was sich noch daraus ergibt.
Noch etwas persönliches: Würdest du gerne mit einer Drohne in der Serengeti Elefanten schützen?
Unbedingt! Gerne auch Seehunde! Ich liebe Seehunde und Drohnen als Retter für Robbenbabys fände ich großartig!
Du hast auch Lust, an dem Projekt „Unter Drohnen“ von Julian Braun und seinem Team teilzunehmen? Hier geht´s zur Umfrage!
TATENDRANG ist das Interviewformat von RESET. Wir wollen wissen, wie unsere Interviewpartner zu ihren spannenden, innovativen und einzigartigen Projekten und Ideen aus den Bereichen Umwelt und globale Gerechtigkeit kamen, warum sie sich für genau das Thema einsetzen und wie schwer oder einfach sich das Projekt durchführen ließ. Damit wollen wir Ideen streuen, Projekte präsentieren und zu Aktionen anregen. Wir denken: Die Welt verändern kann jeder! Alle Interviews findest du hier: TATENDRANG
Dieser Artikel ist Teil der Serie unseres RESET-Spezial Drones and Satellites for Good – Wie Drohnen und Satelliten die Welt retten.
Vom Weltmeer bis zum Weltall – die Einsatzmöglichkeiten von Drohnen und Satelliten sind schier unbegrenzt. Unbemannte Luftfahrzeuge werden längst nicht mehr nur in Kriegsgebieten von der Rüstungsindustrie eingesetzt. Mit modernster Technik ausgestattet, können sie auch wertvolle Helfer im Kampf gegen Umweltverschmutzung und soziale Ungerechtigkeit sein. Sie können Klimasünder enttarnen und sogar Verschüttete retten. In unserem RESET-Spezial stellen wir euch in den nächsten fünf Wochen Projekte vor, die mit Satelliten und Drohnen im Einsatz für eine nachhaltige Entwicklung sind. Hier geht´s zur Artikelübersicht.