Nach Taifun Haiyan: „Crisismapping“ hilft Leben retten

typhoon
©

Krisenhilfe aus der Ferne: mit dem Projekt OpenStreetMap, einer Art Wikipedia der Landkarten, kann jeder zum Katastrophenhelfer werden. Aus hochaufgelösten Satellitenbilder erstellen Freiwillige rund um den Globus detaillierte Karten von Krisenregionen, die Helfern vor Ort Orientierung geben - und manchmal sogar Leben retten.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 25.11.13

 

Nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen ist an manchen Orten nichts mehr, wie es war. Straßen, Wege, Gebäude existieren nicht mehr, sind zusammengestürzt oder unpassierbar. Um schnelle Hilfe zu leisten sind genaue Infos über den Zustand vor Ort jedoch unerlässlich.

Doch die Hilfe kann auch aus tausenden von Kilometern Entfernung kommen, z.B. aus Heidelberg. Über 160 Studenten haben am Heidelberger „Mapathon“ teilgenommen, um bunte Kästchen und Linien in Satellitenbilder zu zeichnen. Doch nicht nur in Deutschland haben sich spontane Krisenhelfer gefunden; nach dem Wirbelsturm Haiyan setzten sich tausende Freiwillige an ihre Rechner und entwickelten bzw. aktualisierten Karten.

Mit Crisismapping zur „sozialen Karte“

„Crisismapping“ ist eigentlich ganz einfach: Bei OpenStreetMap kann sich jeder anmelden und auf den hochaufgelösten Satellitenbildern mit der Maus Dinge abzeichnen, die auf den Bildern zu erkennen sind. Auf den Satellitenbildern sind Details noch im Bereich von unter einem Meter zu erkennen. In einem nächsten Schritt werden den Dingen Attribute wie „Gebäude“, „Straße“, „Pfad“ zugeordnet. Diese Objekte werden dann über die Satellitenaufnahmen gelegt. Beteiligen sich hieran viele freiwillige „Kartografen“, können in kurzer Zeit aktuelle Karten erstellt werden – wesentlich schneller als mit konventioneller Kartografie.

Computer sind bei der Auswertung der Bilder nicht sonderlich hilfreich, da sie oft (noch) nicht zwischen Straßen und Flüssen unterscheiden und keine qualitativen Urteile abgeben können, z.B. ob und wie stark ein Gebäude zerstört ist.

Doch es gibt noch mehr Aufgaben, die freiwillige Helfer online übernehmen können, z.B. Texte aus sozialen Netzwerken auswerten und so an Informationen über zerstörte Häuser und Straßen oder vermisste Menschen zu gelangen. Die Kombination dieser Informationen mit den geografischen Daten ergibt eine „soziale Karte“, die mehr Informationen bereitstellt als es jede Luftaufnahme könnte.

Vorbild: Haiti

Schon 2010 hat sich Crowdsourcing in Haiti bewährt. Nach dem fatalen Beben wurden auf Grundlage von Satelitenbildern, mit der Auswertung von Tweeds und SMS aus den Krisengebieten von Menschen aus allen Teilen der Welt und Betroffenen detaillierte Karten erstellt und wichtige Informationen gesammelt. Im Explorers Journal der National Geographic schreibt Patrick Meier einen spannenden Bericht darüber: How Crisis Mapping Saved Lives in Haiti

Die Teilnahme am Crisismapping ist für viele verlockend, ist es so doch möglich, von jedwedem Punkt auf der Erde anderen Menschen in Notsituation zu helfen. Und das Potential ist groß, da eine zunehmende Digitalisierung der Menschen eine schnelle und unaufwendige Verknüpfung von Daten aller möglichen Art erlaubt.

Mehr Infos der Mapping-Aktivitäten für die Philipinen findest du hier: hot.openstreetmap.org/updates

Du willst dich an Mapping-Projekten beteiligen? Infos und Links zum Crisismapping:

  • Humanitarian OpenStreetMap Team: Freilwillige erstellen eine freie, offene Weltkarten, das Netzwerk engagiert sich im Crisismapping.
  • Sahana Foundation: Die NGO entwickelt Informations-Managment-Lösungen, die Organisationen und Gemeinden vor Katastrophen schützen bzw. im NOtfall helfen.
  • CrisisCommons bringt in Notlagen Menschen, Technologien und Telekommunikationssysteme zusammen.
  • Die Crisis Mappers setzen mobile Plattformen, geographische Technologien und visuelle Analytik ein, um schnelle Nothilfe leisten zu können.
  • The Standby Task Force unterstützt Crowdsourcing, Mapping, Data Scrambling und Technologie-Tests
MARKIERT MIT
Digitaler Aktivismus

Handys, Blogs und Social Networks: wie Aktivisten heute digitale Technologien nutzen, um für sozialen Fortschritt zu streiten, zeigen konkrete Beispiele aus der ganzen Welt - von ägyptischen Bloggern über Videoaktivisten in Syrien bis zum kenianischen Handyprojekt Ushahidi.

Slum Mapping: Landkarten von unten

In Deutschland lassen sich ganze Dörfer von Google StreetView löschen, in andere Weltgegenden fahren die Kamera-Autos des Konzerns gar nicht erst hin. Kartenmaterial von Slums ist selten. Die Slumbewohner schaffen selbst Abhilfe - mit digitaler Technologie.

crowdmap
©
Crowdmap – Ushahidi für alle

Nachdem Ushahidi bereits seine Software unter LGPL veröffentlicht hat, macht es das neue Projekt Crowdmap noch einmal einfacher unter die Maptivisten zu gehen. Crowdmap wird als kostenloser webbasierter Service angeboten, für den man sich sehr unkompliziert anmelden kann.