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Spätestens seit der Corona-Pandemie haben die meisten Menschen schon einmal von Halbleitern gehört. Da die Lieferketten damals zur Eindämmung der Pandemie angehalten wurden und die Nachfrage stark anstieg, mangelte es in Europa und den USA an Halbleitern und Computerchips. Diese wichtigen Komponenten, die in allen technischen Geräten stecken, werden von Unternehmen wie TSMC, Samsung und UMC produziert. Und die agieren fast vollständig in Südkorea und Taiwan.

Während Halbleiter und ihre Produktion in den letzten Jahren als geopolitisches Thema an Relevanz gewonnen hat, bleibt ein Aspekt dabei oft unerwähnt: Die Herstellung von Halbleitern ist extrem energieintensiv, benötigt Unmengen an Wasser und basiert auf hochreinen Materialien, deren Gewinnung ebenfalls aufwändig und vor allem umweltschädlich ist. So soll die Fertigung von Halbleitern im Jahr 2021 mit 175 Megatonnen an CO2-Äquivalenten die Menge der jährlichen Emissionen von rund 30 Millionen Menschen verursacht haben.

Ein Team aus Forschenden von der ehemals als Stiftung Neue Verantwortung bekannten Organisation Interface möchte für mehr Transparenz in den Umweltauswirkungen der Halbleiterindustrie sorgen. Julia Hess verriet uns im Interview, wie ihr „Semiconductor Emission Explorer“ funktioniert.

Tool soll unzureichende Datenlage ausgleichen

Entwickelt haben Julia und ihr Team den Emission Explorer, da sie bei ihrer Forschung zu den Umweltauswirkungen der Halbleiterproduktion auf ein Problem gestoßen sind: „Sehr viele sensible Daten und Geschäftsgeheimnisse werden nicht nach außen getragen. Die Informationen, mit denen wir arbeiten konnten, stammen eigentlich nur aus Jahresberichten und Social-Responsibility-Reports“, erzählte Julia uns im Gespräch via Videocall (und somit auch via Halbleiter!). „Alle anderen Informationen sind in teuren Datasets nur schwer zugänglich.“

Diesem Missstand ist das Team mit Pioniergeist entgegengetreten: „Wir wollten überlegen, was man aus den Daten machen kann, die wir haben und wollten dabei ursprünglich schauen, wie weit wir kommen.“ Mit dem „Semiconductor Emission Explorer“ ist daraus nun ein Tool entstanden, das Politiker:innen, Forschenden und Unternehmen mehr Entscheidungsmöglichkeiten gibt. Dazu sagt Julia:

„Über den Explorer kann man sich anschauen, wie hoch die Emissionen [… verschiedener Halbleiterhersteller …] sind und kann daraus politische Rahmenbedingungen schaffen. Darüber hinaus hilft es Unternehmen im asiatischen Raum einzuschätzen, wie es wäre, ihren Standort nach Europa oder in kühlere Länder zu verlegen.“ Das Tool sei zudem auch für Wissenschaftler:innen relevant, da es die Folgeprobleme der Produktion verschiedener Halbleiterarten in Bezug auf Energie- und Wasserverbrauch und deren Ressourcenintensität offenlegt.

KI-Prozessoren, Speicherchips und mehr – worum geht es hier überhaupt?

Um zu verstehen, warum ein zentraler Datensatz wichtig ist, müssen wir einmal auf die Halbleiterproduktion selbst eingehen. Aus technischer Sicht sind Halbleiter nach Stoffen benannt, deren Leitfähigkeit zwischen der eines Isolators und eines Leiters liegt. Durch eine komplizierte Verarbeitung von Materialien wie Silizium oder Germanium können diese so verändert werden, dass ihre Leitfähigkeit steuerbar wird, wenn ihre Temperatur oder elektrischen Felder verändert werden. Halbleiter haben daher eine wichtige Eigenschaft für Funktionsweise moderner Chipsätzen von Geräten wie Computern oder Smartphones.

Obwohl diese Darstellung stark vereinfacht ist, enthält sie für das Thema Nachhaltigkeit zwei wichtige Details: Einerseits benötigen wir Materialien wie Silizium und Germanium für deren Produktion. Andererseits müssen wir diese technisch kompliziert anpassen, um sie für moderne Chipsätze nutzbar zu machen.

Prozessoren, wie sie in jedem Smartphone, Notebook, in jedem modernen Auto und auch massenhaft in Rechenzentren arbeiten, beschreibt Julia Hess daher als sehr komplizierte Halbleiter. "Das Problem ist, dass man bei der Produktion einen sehr hohen Energieverbrauch hat. Die Produktion eines modernen Halbleiters kann bis zu drei Monate lang dauern und besteht aus Kühlprozessen und automatisierten Abläufen. Eine Wafer-Scheibe muss zudem wiederholt mit ultrareinem Wasser gereinigt werden, was auch zu einem erhöhten Wasserverbrauch führt."

Wie können wir Halbleiter nachhaltiger herstellen?

Obwohl die Produktion von Halbleitern so kompliziert ist, steigt der Bedarf an Chipsätzen laut den Studienergebnissen von Julia und ihrem Team weiter an. „Das liegt einerseits am KI-Boom der letzten Jahre", sagt die Forscherin. "Doch es gibt auch andere Einflussfaktoren. Autonome Waffensysteme benötigen leistungsstarke Prozessoren, genauso wie Drohnen, der Bereich der Robotik, aber auch allgemein die Rüstungsindustrie. Zwar brauchen sie nicht immer die modernsten Chips, aber die Nachfrage steigt. Auch Entwicklungen wie eine Elektrifizierung der Mobilität sind auf Halbleiter angewiesen.“

In ihrer Studie konnte das Forschungsteam aber auch erkennen: „69 Prozent des Energieverbrauchs sind auf fünf Unternehmen zurückzuführen, die Logik- und Speicherchips für KI und Unterhaltungselektronik fertigen“. Wir kommen also schwer drum herum, Computerchips nachhaltiger herzustellen.

Eine neue Wunderlösung durch Künstliche Intelligenz, wie sie einige Expert:innen prophezeien, hält Julia Hess für unwahrscheinlich. Wie in anderen Sektoren sind nachhaltige Praktiken in der Halbleiterproduktion aber längst bekannt:

„Wir brauchen besseres Recycling, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, die Nutzung erneuerbarer Energien, das Recycling von Wasser und eine konsequente Überlegung darüber, wie wir Abfälle aus der Produktion in anderen Industrien weiterverwenden können“. All das werde nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit betrieben – und aktuell hätten Unternehmen dafür auch zu wenig Anreize.

„Unternehmen, die in Asien agieren, bekommen kaum Druck. Dabei weiß die ganze Industrie Bescheid und trotzdem wird sich auf kurzfristige Lösungen und weniger auf langfristige Veränderungen konzentriert.“

Der "Semiconductor Emission Explorer" ist genau hierfür also eine Orientierungshilfe. Mit transparenten Daten und einer besseren Vergleichbarkeit sollen Unternehmen und Politiker:innen nachhaltigere Entscheidungen treffen können. Dass das dringend nötig ist, zeigt laut Julia Hess ein aktuelles Beispiel.

AI Continent Plan unterstreicht Bedarf an zuverlässigen Daten

Mit ihrem "AI Continent Plan" strebt die Europäische Kommission eine weltweite Führungsrolle im Bereich der künstlichen Intelligenz an. Die erst im April 2025 vorgestellte Strategie schafft dabei wirtschaftliche und technologische Rahmenbedingungen, um eine europäische KI zu entwickeln und langfristig anzuwenden.

Teil dieses Plans ist die Errichtung von fünf AI-Gigafactories, die Entwickler:innen die technische Grundlage für die Entwicklung einer europäischen KI beziehungsweise eines europäischen LLMs stellen sollen. Jedes dieser Rechenzentren soll dabei rund 100.000 KI-Chips enthalten. Julia Hess nennt diesen Plan als Beispiel dafür, dass in der Technologiepolitik eine langfristige Strategie mit Augenmaß fehlt:

"Es fehlt an vielen Stellen eine Koordinierung von Strategien im Halbleiter- und KI-Bereich, die Ziele aneinander anzupassen und Synergien zu schaffen. Vielleicht sollten wir erst einmal überlegen: Wofür brauchen wir Gigafactories?" Deren Errichtung würde einerseits viel Geld verschlingen, das dann wiederum für Nachhaltigkeitsprojekte fehlt. Andererseits benötigen wir dafür wiederum Halbleiter, die aktuell nicht nachhaltig und lokal produziert werden – und die womöglich nach wenigen Jahren bereits wieder veraltet sind.

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Als die Kryptowährung Ethereum 2022 auf den weniger energieintensiven Proof-of-Stake-Algorithmus umstellte, reduzierte sie ihre Emissionen um über 99 Prozent. Die jährlichen Emissionen von Ethereum entsprechen nun etwa fünf Flügen von London nach New York und zurück. Im Vergleich zu den Emissionen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen sind damit die Emissionen der Ethereum-Blockchain marginal. Zum Vergleich: Eine einzige Bitcoin-Transaktion verursacht die gleichen Treibhausgasemissionen wie eine Autofahrt von etwa 1.600 bis 2.600 Kilometern.

Da Ethereum jedoch früher mit dem energieintensiven Proof-of-Work-Algorithmus lief, entsprechen seine geschätzten historischen Emissionen 18,1 Millionen Tonnen CO2. Mit dem Tool Carbon.fyi können Ethereum-Nutzer:innen die Emissionen ihrer persönlichen Ethereum-Nutzung berechnen. Anschließend können sie sich für ein Abonnement beim CO2-Kompensationsprogramm Offsetra anmelden, um die im Laufe der Zeit verursachten CO2-Emissionen auszugleichen.

Offsetra sensibilisiert für die CO2-Auswirkungen der Blockchain Carbon.fyi ist ein von Offsetra entwickeltes Open-Source-Tool, das die Emissionen einer Ethereum-Adresse berechnet. Dabei wird berücksichtigt, wo sich die Ethereum-Mining-Pools befinden und wann die Transaktion eines Nutzers oder einer Nutzerin stattgefunden hat. Laut Offsetra sind diese Zahlen die fairsten, genauesten und aktuellsten Schätzungen, die verfügbar sind.

Wir haben mit Tara Merk, Doktorandin bei BlockchainGov und Associate Researcher am Weizenbaum Insitut, über das Tool Carbon.fyi gesprochen. „Die Berechnung der CO2-Emissionen unseres individuellen Online-Verhaltens ist wirklich wichtig, um ein Bewusstsein für die Auswirkungen digitaler Technologien auf die Umwelt zu schaffen“, sagte sie uns.

Sobald die Nutzer:innen über die Emissionen ihrer Ether informiert sind, können sie ein Offsetra-Abonnement abschließen. Für 18 Euro pro Monat werden durch Kooperationen mit Wiederaufforstungs-, Naturschutz- und Windenergieprojekten 2000 kg CO2 ausgeglichen. Offsetra gibt seinen Mitgliedern außerdem einen Empfehlungscode, den sie in ihrem Netzwerk teilen können. So können sie ihren „Carbon Handprint“ messen. Das ist die Menge an CO2, die durch Personen, die sie zur Anmeldung bei Offsetra motiviert haben, kompensiert wurde.

Kompensation ist kein Ersatz für Emissionsreduktion

Der Ausgleich unseres digitalen CO2-Fußabdrucks durch ein Ausgleichsprogramm ist nicht immer eine schnelle Lösung für unsere Emissionen. Einige Programme richten mehr Schaden als Nutzen an. Eine Untersuchung von The Guardian, Die Zeit und SourceMaterial ergab, dass 94 Prozent der CO2-Gutschriften aus dem Ausgleichsprogramm Verra überhaupt keinen Nutzen für das Klima hatten. Andere Programme sind in die Kritik geraten, weil sie indigenes Land beschlagnahmt oder Bewohner:innen gewaltsam vertrieben haben, um Platz für Ausgleichsprojekte zu schaffen. Offsetra gibt zwar an, Projekte „mit nachgewiesener, quantifizierbarer Wirkung und unabhängiger Überprüfung und Zertifizierung“ auszuwählen. Dennoch ist es wichtig, die Projekte, die du mit deinen CO2-Ausgleichszahlungen unterstützt, nochmals selbst zu recherchieren.

Ein weiteres Problem von Ausgleichsprogrammen ist, dass sie den Fokus von der Reduzierung unserer Emissionen auf die gedankenlose Kompensation unserer Emissionen verlagern. Dank des Tools Carbon.fyi werden Ethereum-Nutzer:innen jedoch dazu angehalten, sich ihres digitalen CO2-Fußabdrucks bewusst zu werden, bevor sie diesen über Offsetra kompensieren.

Reicht das System von Offsetra also aus, um die CO2-Emissionen von Krypto-Nutzer:innen zu reduzieren? Merk ist der Ansicht, dass wir angesichts der sich verschärfenden Klimakrise „über freiwillige Maßnahmen und Finanzierungen einzelner Personen hinausgehen müssen“.

In diesem Artikel erfährst du mehr über Lösungen jenseits der Kompensation, die der Krypto-Community helfen, ihren digitalen Fußabdruck zu reduzieren.

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Schon 2020 hat Jens Gröger, Senior Researcher für nachhaltige digitale Infrastrukturen am Öko-Institut, eine Infografik veröffentlicht, die sehr eindrücklich den CO2-Fußabdruck unseres digitalen Lebens visualisiert. Besonders spannend daran sind die Relationen. So zeigt sie, dass die CO2-Emissionen unseres Gerätekonsums und des Konsums digitaler Dienstleistungen allein schon knapp eine Tonne betragen. Das ist fast die Hälfte der Emissionen, die wir verantworten sollten, wollen wir unsere Klimaziele erreichen. Zwei Tonnen wären unser CO2-Budget. „Wenn ich als Erdenbürger rund zwei Tonnen CO2 insgesamt emittieren darf und schon eine dreiviertel Tonne auf den Digitalkonsum zurückgeht, dann bleibt nicht mehr viel für Heizen, für Essen, für Mobilität oder Kleider übrig“, sagt daher Jens Gröger.

Das andere, was die Grafik zeigt, ist der große Einfluss der digitalen Endgeräte. Allein die Herstellung dieser macht fast ein Drittel unserer digitalen Emissionen aus.

Wir wollten mehr über die Hintergründe unseres digitalen CO2-Fußabdrucks erfahren und haben uns mit Jens Gröger zu einem Interview getroffen. Wir haben ihn gefragt, was sich hinter dem Begriff „digitaler ökologischer Fußabdruck“ bzw. „digitaler CO2-Fußabdruck“ verbirgt und wie er berechnet wird. Wir wollten mehr darüber erfahren, was wir bereits über unsere digitalen Emissionen wissen – und auch, was wir nicht wissen und warum nicht.

Die Grafik beruht auf Zahlen vor dem großen KI-Hype, bevor Sprachmodelle wie Chat-GPT und andere KI-Anwendungen sich rasant verbreitet haben. Daher haben wir uns mit Jens Gröger auch darüber unterhalten, was sich seitdem verändert hat.

RESET: Wenn wir von einem digitalen CO2-Fußabdruck sprechen, worum geht es da eigentlich?

Jens Gröger: Der digitale ökologische Fußabdruck ist das, was ich durch meinen digitalen Lebensstil an negativen Umwelteinflüssen verursache. Das heißt, wie sich die Nutzung von Digitaltechnik, der Einkauf von Geräten, das Konsumieren von digitalen Diensten auf die Umwelt auswirkt. Damit gemeint ist meistens der digitale CO2-Fußabdruck, der als Umweltwirkung das CO2 misst. Aber man kann natürlich auch andere Fußabdrücke wie einen Ressourcen-Fußabdruck oder einen Wasser-Fußabdruck messen.

Die Ökobilanz eines Produktes ist eigentlich die Mutter dieser Berechnungsmethoden. Dabei schaue ich mir den gesamten Lebenszyklus eines physischen Produktes an, also von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und den Transport bis hin zur Nutzung und nachher zur Entsorgung. Dabei kann ich die ökologischen Hotspots identifizieren. Wo treten die Emissionen eigentlich auf? Ist es in der Rohstoffgewinnung, in den Bergwerken? Treten da irgendwelche giftigen Gase aus, die Arbeiter:innen einatmen müssen? Oder ist es in der Fabrik, wo die Chips hergestellt werden, nachher beim Recycling oder der illegalen Entsorgung? Wenn ich Kenntnis habe, wo diese Hotspots auftreten, kann ich auch entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.

Wir haben zum Beispiel bei Smartphones festgestellt, dass der Energieverbrauch in der Nutzungsphase für die Gesamtumweltbilanz gar nicht so relevant ist. Viel relevanter ist, wie langlebig zum Beispiel der Akku ist, damit ich das Gerät nicht nach zwei Jahren wegschmeißen muss. Das heißt, über die Ökobilanz kann man die Anforderungen an Produkte so justieren, dass sie wirklich die ökologischen Hotspots adressieren.

Den digitalen ökologischen Fußabdruck zu berechnen ist aber wesentlich komplexer, als sich nur ein einzelnes Produkt anzuschauen, oder?

Ja. Nehmen wir als Beispiel wieder das Smartphone. Um dieses Smartphone herzustellen, brauche ich Glas für das Display, die Leiterplatte, jede Menge elektronische Bauteile, ein Gehäuse, die Batterie und so weiter. Allein die Herstellung dieses Smartphones verursacht rund 100 Kilogramm CO2-Emissionen. Dazu kommen die Emissionen der Nutzungsphase. Wenn ich es täglich auflade, verursache ich in der Nutzungsphase jährlich rund fünf Kilogramm CO2-Emissionen. Das heißt, an der Stelle ist schon mal wichtig zwischen dem Herstellungsaufwand auf der einen Seite und der Nutzungsphase auf der anderen Seite zu unterscheiden. Und dann gibt es am Schluss, in der End-of-Life-Phase, natürlich noch die Abfallmengen, den Elektroschrott.

Nur die Produkte anzuschauen ist die einfache Version des ökologischen Fußabdrucks. Wenn ich mir aber meinen digitalen Lebensstil anschaue, dann besteht dieser eben nicht nur aus Produkten, sondern vor allem aus Dienstleistungen, die ich in Anspruch nehme. Wenn ich eine Stunde Video streame, Daten in der Cloud ablege oder auch nur ein Videotelefonat führe, nutze ich alle möglichen digitalen Dienstleistungen. Ich selbst brauche dafür nur mein Endgerät. Aber da hängt natürlich noch ein Netzwerk dran, durch das sich die Daten schieben, und Rechenzentren, die meine Daten verarbeiten. Das heißt, es passieren an vielen Stellen viele Rechenoperationen und es wird auch viel Technik gebraucht. Und das macht das Ganze sehr kompliziert.

Um einen individuellen digitalen Umwelt-Fußabdruck zu ermitteln, müsste ich diese gesamten Geräte entlang der gesamten digitalen Lieferkette zusammenzählen, deren Herstellungsaufwand, deren Stromverbrauch, den Wasserverbrauch in Rechenzentren und vieles mehr. Und dann muss ich das den jeweiligen Dienstleistungen, die ich in Anspruch nehme, und der Zeit, die ich dort verbringe, anteilig zuordnen.

Und in dieser Berechnung stoße ich auf viele Unbekannte, oder? Ich denke, dass wir alle schon von dem hohen Energieverbrauch von Rechenzentren gehört haben. Und auch, dass unsere Geräte einen hohen Ressourcenbedarf haben, ist mittlerweile vielen bewusst. Sehr wenig beleuchtet wird dagegen das Netzwerk – also alles, was zwischen meinem Gerät und dem Rechenzentrum passiert. Aber dabei handelt es sich ja um eine sehr relevante materielle Infrastruktur.

Ja, genau. Wir können den digitalen ökologischen Fußabdruck in Endgeräte, Netzwerk und Rechenzentren aufteilen. Und was in diesen Telekommunikationsnetzwerken passiert, ist tatsächlich noch wenig bekannt. Dabei kann man so grob sagen, dass der Energieverbrauch, der in diesen Netzwerken stattfindet, zumindest in der Vergangenheit, genauso groß war wie der Energieverbrauch in Rechenzentren.

Wie kann ich mir diese Netzwerke konkret vorstellen?

Ein Netzwerk besteht erstmal aus einem Router bzw. bei mobilen Daten einer Mobilfunkantenne. Auf dem kabelgebundenen Weg hängt der Router an einem Kupfer- oder Glasfaserkabel, das zu einem Netzzugangspunkt führt. Diese befinden sich in diesen grauen Kästen, die auf dem Bürgersteig stehen. Von dort aus geht es über ein Sammelnetzwerk zu einem weiteren Netzwerkknotenpunkt – und immer so weiter bis zu einem Kernnetzwerk. Das heißt, das Netzwerk ist schneeflockenartig aufgebaut. In dem Kernnetzwerk werden riesige Datenmengen sehr schnell an andere Orte übertragen und dann wieder entlang dieser Verästelungen in ein Rechenzentrum weitergegeben.

Und wo entstehen Emissionen in dem Netzwerk?

Das Netzwerk hat einen sehr hohen Stand-by-Verbrauch, unabhängig davon, wie viele Daten ich hindurch schicke. Das heißt, dass es für das Netzwerk letztlich egal ist, ob ich den Bildschirm bei der Videokonferenz ein- oder ausschalte. Das Netzwerk beanspruche ich so oder so. Im Rechenzentrum dagegen macht es einen Unterschied, ob für mich extra ein Prozess gestartet wird, um zum Beispiel die Kacheln meiner Videokonferenz zusammen zu setzen.

Das heißt, der Stromverbrauch des Netzwerks ist erstmal ein fixer Block. Wir wissen darüber aber noch sehr wenig. Aber wir wissen immerhin so viel, dass er nicht so massiv zunimmt wie in den Rechenzentren. Innerhalb von nur vier Jahren, von 2023 bis 2026, wird sich der Stromverbrauch von Rechenzentren verdoppelt haben. Vier Jahre später, im Jahr 2030, liegt er voraussichtlich viermal so hoch. Die Telekommunikationsnetze bleiben dagegen mehr oder weniger konstant.

Wenn wir untersuchen, an welchen Stellen im Netzwerk die meiste Energie verloren geht, so fällt auf, dass der heimische Router und der Netzwerkzugangspunkt, der sich im grauen Kasten auf der Straße befindet, den Energieverbrauch dominieren. Auf dem weiteren Weg Richtung Kernnetzwerk nimmt der spezifische Energieverbrauch pro übertragener Datenmenge rapide ab, weil die Infrastruktur von immer mehr Datenströmen geteilt wird.

Wir haben in Forschungsprojekten verschiedene Netzzugangs-Punkte miteinander verglichen. Dabei haben wir festgestellt, dass es einen großen Unterschied macht, ob ich zum Beispiel über Mobilfunk ins Internet gehe oder über ein kabelgebundenes Netzwerk. Letzteres verursacht weniger Emissionen.

Bei dem von mir mitentwickelten Digital-Footprint-Rechner unterscheiden wir daher nach mobilem und kabelgebundenem Zugangsnetz. Man könnte noch weiter unterscheiden, ob es jetzt wirklich ein 5G-, ein 4G-, ein 3G-Netz ist, ein Kupferkabel- oder ein Glasfaser-Zugangsnetz. Auch diese unterscheiden sich voneinander.

Aber viele der Zahlen dazu sind schwer zu ermitteln, richtig?

Ja. Daher wäre es schön, wenn wir über das Netzwerk wesentlich mehr wüssten. Und wenn auch die Netzbetreiber selbst ein Interesse daran hätten herauszufinden, wo die Energie unnötigerweise verloren geht, ohne dass sie wirklich einen sinnvollen Dienst erbringt.

Rechenzentren müssen mittlerweile ja über ihren Stromverbrauch berichten.
Seit es das Energieeffizienzgesetz gibt, sind Rechenzentren ab einer bestimmten Größe dazu verpflichtet, sich in ein Energieeffizienzregister einzutragen. Das ist vor allem dazu gedacht, dass der Gesetzgeber schauen kann, wo die großen Rechenzentren sitzen, wie viel Strom sie brauchen und wo möglicherweise neue Stromleitungen gelegt werden müssen. Das gleiche gibt es auch auf europäischer Ebene. Das heißt, die national gesammelten Daten müssen an ein europäisches Rechenzentrums-Register weitergegeben werden, wo dann europaweit der Überblick über den Energieverbrauch von Rechenzentren geschaffen wird.

Im deutschen Energieeffizienzgesetz gibt es zusätzlich noch die Auskunftspflicht, dass Rechenzentren ihren Kund:innen mitteilen müssen, wie viel Energie für sie jeweils verbraucht wurde. Also, prinzipiell müssten Rechenzentren dir dann genau Auskunft darüber geben können, wie viel Kilowattstunden zum Beispiel deine Dropbox verbraucht. Ob die Betreiber dieser Verpflichtung wirklich nachkommen, weiß ich jedoch nicht.

Aber die Netzbetreiber müssen keine Auskünfte geben?

Netzbetreiber müssen, wie alle größeren Unternehmen, allgemeine Sustainability Reports machen, in denen sie über den gesamten Energieverbrauch des Unternehmens berichten. Die Deutsche Telekom berechnet auf dieser Grundlage eine Kennzahl, die den gesamten Energieverbrauch auf die gesamte übertragene Datenmenge bezieht. Da kommen allerdings ganz kuriose Zahlen heraus, weil letztlich in dieser Energiemenge unter anderem auch der Fuhrpark und die Gebäudebeheizung enthalten sind.

Das heißt, die Telekommunikationsunternehmen haben schon gewisse Reporting-Pflichten, aber gegenüber den einzelnen Kundinnen und Kunden und deren Digitalkonsum haben sie keine Auskunftspflicht.

Das ist übrigens in Frankreich anders. Da ist es tatsächlich so, dass Telekommunikationsunternehmen ihren Kund:innen darüber Bericht erstatten müssen, wie viel CO2-Emissionen durch ihren Internetanschluss entstanden sind.

Das ist dann so wie bei Energieunternehmen? In meiner Strom-Abrechnung bekomme ich eine Aufschlüsselung, wie viele CO2-Emissionen ich verursacht oder eingespart habe.

Genau, Stromanbieter müssen mit der gesetzlich definierten Stromkennzeichnung ihren Kund:innen Auskunft darüber geben, wie hoch die CO2-Emissionen des Strombezugs sind. Das ist ein ganz gutes Beispiel dafür, was wir auch für digitale Dienstleistungen bräuchten.

Wenn ich wirklich so was wie ein Label oder eine Kennzahl für die Emissionen meiner digitalen Dienstleistungen hätte, dann würde auch ein Wettbewerb losgetreten. Dann könnte ich als zum Beispiel Online-Storage-Anbieter damit prahlen, dass ich einen besonders niedrigen CO2-Fußabdruck für meine Gigabytes habe.

Das setzt natürlich voraus, dass es wirklich einheitliche und vergleichbare Kennzahlen und Berechnungsmethoden gibt, und ich nicht einfach irgendeine grüne Blume drankleben kann und mich als „öko“ darstellen. Offizielle Siegel wie der Blaue Engel, den es auch für Rechenzentren gibt, sind natürlich vertrauenswürdig.

Aber man könnte das ganze Thema durchaus offensiver angehen. Die EU-Kommission plant zum Beispiel, ein Effizienzlabel für Rechenzentren aufzulegen. Dazu hat sie ein Forschungsprojekt gestartet, das versucht, ein Effizienzlabel für Rechenzentren zu entwickeln. Vielleicht kommt dann nachher so was heraus, wie wir es von Kühlschränken kennen, mit einer Skala von A bis G, von grün bis rot.

Netzwerke haben aber auch eine materielle Basis, also die Kabel, Router und so weiter. Gibt es Zahlen über die Ökobilanz der Infrastruktur?

Das Umweltbundesamt beißt sich an diesem Thema immer mal wieder die Zähne aus. Aber eine umfassende Ökobilanz des Telekommunikationsnetzwerks ist mir nicht bekannt. Klar ist, dass sehr viel Kupfer und Glasfaser für das gesamte Netzwerk verlegt wurden. In den Mobilfunkmasten steckt viel Stahl und Beton. Und in den Netzwerkknotenpunkten und Mobilfunkstationen wiederum viel Technik. Das Beruhigende ist, dass diese Infrastruktur sehr lange genutzt wird und sich der Aufwand daher über einen langen Zeitraum streckt.

In der Grafik, die du 2020 für das Öko-Institut erstellt hast, haben ja Geräte, Netzwerke und Rechenzentren - sehr grob - einen Anteil von jeweils einem Drittel an den Emissionen. Ist das noch aktuell? Oder verschieben die seitdem dazugekommen Large Language Models wie Chat-GPT und andere KI-Anwendungen das Verhältnis?

Also, tatsächlich hat sich im Wesentlichen geändert, dass die Online-Dienste immer energiehungriger werden. Insbesondere durch künstliche Intelligenz passiert wirklich sehr viel in der Cloud. Das kann ich allerdings nur mit großen Unsicherheiten den Emissionen einzelner User:innen zuordnen. Das hat genau damit zu tun, dass ich seitens der Rechenzentren keine Verbrauchszahlen einzelner Nutzer:innen oder einzelner Dienste habe und daher nur schätzen kann.

Und für viele digitale Dienstleistungen wie zum Beispiel Spotify ist nicht bekannt, was für eine technische Infrastruktur dahinter steckt. Daher kann ich auch hier die CO2-Emissionen nur schätzen, denn die jeweiligen Anbieter rücken keine Zahlen dazu raus.

Was der digitale ökologische Fußabdruck deutlich zeigt, ist, dass sehr viele CO2-Emissionen bei der Herstellung der digitalen Geräte entstehen. Das ist wahrscheinlich immer noch so.

Ja, und es ist leider so, dass die Geräte immer kurzlebiger werden. Dabei sind zum Beispiel Smartphones fertig entwickelt und es gibt technisch eigentlich keine großen Weiterentwicklungen mehr. Aber die Softwareentwicklung treibt uns die ganze Zeit vor sich her. Auch wir hier am Öko-Institut haben gerade wieder ein Windows-Update, das dazu führt, dass etliche Laptops rausgeschmissen werden müssen, weil darauf die neue Version nicht läuft. Das gleiche gilt auch für andere Geräte. Wenn die App nicht mehr auf meinem alten Android-Betriebssystem läuft, muss ich das Smartphone wegschmeißen, auch wenn es noch funktioniert. Dass die Software immer gieriger wird und deshalb immer mehr Elektroschrott verursacht, hat zugenommen.

Mein digitaler ökologischer Fußabdruck hängt stark davon ab, wie lange ich Geräte nutze. Wenn ich ein Smartphone, dessen Herstellung ungefähr 100 Kilogramm CO2-Emissionen verursacht, nur ein Jahr nutze und dann wegschmeiße, habe ich auch diese 100 Kilogramm in einem Jahr konsumiert. Wenn ich es aber über zehn Jahre nutze, habe ich pro Jahr nur zehn Kilogramm CO2 verursacht.

Doch es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir hier nicht nur von CO2-Emissionen oder Energieverbrauch sprechen, sondern, dass an unserer Technik noch ein ganzer Rattenschwanz an zusätzlichen Umweltwirkungen hängt.

Was sagst du, wo sind die wesentlichen Stellschrauben, wenn wir die Digitalisierung wirklich nachhaltig aufstellen wollen?

Der erste Schritt ist immer mehr Transparenz. Weil, was ich nicht messe oder was ich nicht kenne, kann ich auch nicht optimieren. Außerdem haben damit die effizienteren Lösungen am Markt wirklich eine Chance, weil sie ihre Umweltvorteile dann beweisen können.

Im zweiten Schritt geht es darum, entsprechende Mindeststandards festzulegen. Genauso, wie das auch bei anderen Produkten ist. Für Glühlampen wurde ja auch ein Effizienzkennwert vorgegeben. Damit kann man feststellen, dass eine Lampe, die mehr Energie verbraucht als der Grenzwert, ineffizient ist und vom Markt verbannt werden kann. Dieser Grenzwert hat den Boom an energiesparenden LED-Lampen erst ermöglicht. Und genauso kann man sich das auch bei digitalen Dienstleistungen vorstellen. Nachdem man die Transparenz hergestellt hat, können mit Mindeststanforderungen die größten Energieverschwender vom Markt vertrieben werden.

Für Geräte ist das noch relativ einfach. Aber digitale Dienstleistungen wirklich miteinander zu vergleichen, ist natürlich schwierig. Und es ist nicht so leicht zu sagen: „Eine Google-Anfrage ist zu energieintensiv, mach doch lieber eine Qwant-Anfrage“. Die Ergebnisse können ja möglicherweise eine andere Qualität haben. Aber schön wäre es, wenn schon mal die Transparenz hergestellt wird.

Als drittes müssen wir wirklich an Rechenzentren ran. Da sollte es Regulierungen geben, dass Rechenzentren auf Ökostrom umgestellt werden und sich dem tageszeitlich schwankenden Angebot an erneuerbaren Energien unterwerfen müssen. Und dass sie ihre Abwärme sinnvoll nutzen und mit ihren Kühltürmen nicht zur lokalen Wasserverknappung beitragen dürfen. Momentan beobachten wir das Gegenteil. Der Stromverbrauch geht durch die Decke und alte Kohle- und Gaskraftwerke können deshalb nicht abgeschaltet werden. Rechenzentren gefährden aktuell des Ausstieg aus fossilen Energieträgern.

Bei Geräten gibt es sehr viele Ansatzpunkte für Verbesserungen. Das übergeordnete Thema heißt hier Circular Economy. Also, dass es gelingt, Produkte so zu gestalten, dass sie nicht immer neue Rohstoffe aus der Umwelt benötigen, sondern dass die Rohstoffe im Kreis geführt werden.

Eine Standard-Suchmaschinen-Anfrage statt einem Chat-GPT-Gespräch – bei den Dienstleistungen anzusetzen wird bisher sehr wenig diskutiert. Dabei gibt es ja spätestens seit dem KI-Hype Anlass genug.

Daran schließt sich ja auch die Frage an, ob eine Dienstleistung überhaupt nötig ist. Ist es wichtig, die ganze Nacht damit zu verbringen, lustige Bilder oder Songs zu generieren? Hier könnte ein Ansatzpunkt sein, reelle Preise für digitale Dienstleistungen zu fordern. Das heißt, wenn jede Anfrage einen Euro kostet, dann überlege ich mir zweimal, ob ich wirklich lieber mit der Maschine oder einem Menschen kommuniziere. Momentan ist es so, dass ich die Dienste vor allem über die Preisgabe persönlicher Daten oder das Konsumieren von Werbung finanziere.

Setzen wir mal die Transparenz voraus, dass jeder Dienstleistung ein CO2-Fußabdruck angeheftet werden kann. Dann ist es natürlich so, dass ein Service, der auf fossilen Energieträgern läuft, einen höheren CO2-Fußabdruck hat als einer, der auf Solarenergie läuft. Und entsprechend könnte ich solche Dienste spätestens dann, wenn es einen einheitlichen CO2-Preis gibt, auch bepreisen. Das könnte dann heißen, dass ein Dienst bei Sonnenschein oder wenn der Wind weht, günstiger ist als nachts oder bei Flaute.

Ein Anfang wäre auch schon, wenn ich selbstverständlich in meinem Browser einen CO2-Tracker hätte, sodass ich dann zum Feierabend sehen könnte „Hoppla, jetzt habe ich heute wieder 25 Kilogramm CO2 im Netz verbraten!“. Damit könnte ich schon mehr Bewusstsein schaffen. Aber auch dafür müssen wir Transparenz herstellen.

Tatsächlich wird das aber auch nicht der Weg sein, womit man so wahnsinnig viel erreicht. Letztlich muss man wirklich bei den Rechenzentren ansetzen. Und da gibt es etliche Einsparpotenziale, die man noch heben kann. Und vielleicht können Rechenzentren irgendwann zur Energiewende oder insgesamt zum Klimaschutz beitragen.

Inwiefern könnten Rechenzentren zur Energiewende und zum Klimaschutz beitragen? Hier geht es um die Nutzung der Abwärme, richtig?

Wir haben mit den Anforderungen für den Blauen Engel für Rechenzentren eine ganze Reihe von Punkten benannt, die in Rechenzentren besser gemacht werden können. Beispielsweise wenig Verluste in den Kälteanlagen, Nutzung von Ökostrom, hohe Auslastung der Server, Beiträge zur Vermeidung von Elektroschrott und Weiterverwendung der Abwärme.

Prinzipiell könnten Rechenzentren dazu beitragen, dass wir schneller die fossilen Heizungen loswerden und dass die Schwankungen im Stromnetz, die durch Solar- und Windstrom entstehen, besser ausgeglichen werden. Durch das Digitalgeschäft wird so viel Geld verdient, dass die gleichen Unternehmen auch mehr gesellschaftliche und ökologische Verantwortung übernehmen könnten.

Vielen Dank für das Interview, Jens!

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Die Videoplattform YouTube ist mit 2,5 Milliarden monatlichen Nutzer:innen eine der meistbesuchtesten Seiten im Internet. Dabei überträgt die Plattform in der hochauflösenden 4K-Streamingqualität mehrere Gigabyte an Daten pro Stunde an verbundene Geräte. Da für jedes Bit und jedes Byte Serverfarmen arbeiten müssen, zählen abendliche YouTube-Sessions stark auf den eigenen digitalen CO2-Fußabdruck ein.

In unserem Artikel über dezentrale Alternativen zu sozialen Netzwerken hatten wir PeerTube bereits vorgestellt. Während es in dem Ratgeber vor allem um dezentrale Netzwerke geht, möchten wir hier noch einmal auf eine Besonderheit von PeerTube eingehen: Die Möglichkeit, Inhalte über Peer-to-Peer-Verbindungen zu übertragen. Ist PeerTube dadurch eine nachhaltige Alternative zu YouTube?

Was genau sind Peer-to-Peer-Verbindungen?

Starten wir einmal mit YouTube und schauen, wie Videostreaming im Netz normalerweise funktioniert. Klicke ich im RESET-Büro in Berlin einen YouTube-Link an, kommuniziert mein Notebook erst einmal mit dem WLAN-Router vor Ort. Dieser stellt dann eine Anfrage an den DNS-Server des Internetanbieters, der wiederum eine Namensauflösung für YouTube.com durchführt. Ziel dabei ist es, die IP-Adresse von YouTube zu ermitteln, um eine Verbindung aufzubauen.

Mein Notebook baut dann über den WLAN-Router eine direkte Verbindung zum YouTube-Server auf. Die Videoplattform nutzt sogenannte „Content Delivery Networks“, die mich mit dem nächstgelegenen Server verbinden, der das von mir gewünschte Video bereitstellen kann. Die Datenübertragung erfolgt daraufhin zwischen meinem Notebook und dem Server.

Diese Verbindungen erfolgen nach dem Server-Client-Modell und haben den Vorteil, dass YouTube seine Server an die Anzahl verbundener Clients anpassen kann. Darüber hinaus ruft mein Notebook die benötigten Daten lediglich ab und muss dadurch weniger Leistung vorweisen. Die Hauptlast wird vom Server übernommen. YouTube behält so zudem die Kontrolle und kann sich Änderungen am Content, an den Streamingverbindungen und vielem weiteren vorbehalten. Und das, obwohl YouTube selbst den Löwenanteil der Inhalte gar nicht produziert.

Würde YouTube mit Peer-to-Peer-Verbindungen arbeiten, sähe das ein wenig anders aus. In diesem Falle würde mein Notebook zwar auch eine Namensauflösung für die Domain von YouTube über den DNS-Server des Internetanbieters durchführen. Anschließend tritt mein Notebook aber in ein gleichberechtigtes Netzwerk mit anderen Clients ein. Die Datenübertragung erfolgt dann in Bruchstücken mit anderen Geräten statt mit einem Gerät. Mein Notebook und die Geräte anderer User:innen tauschen also immer wieder kleine Datenpakete aus und agieren so unabhängig vom Server. Dabei müsste YouTube das Video nur an eines oder wenige Geräte verteilen, die es dann im P2P-Netzwerk verteilen. Und genau diese Möglichkeit bietet uns PeerTube.

Was macht PeerTube anders?

PeerTube und YouTube sind zwar beides Plattformen für Videostreaming, sie arbeiten aber grundsätzlich unterschiedlich. Während YouTube allein von Google verwaltet wird, gehört PeerTube als quelloffene Software uns allen. Nutzer:innen können daher eigene PeerTube-Instanzen auf eigenen Servern aufsetzen und dafür die von FramaSoft zur Verfügung gestellte PeerTube-Software nutzen.

Da PeerTube Teil des Fediverse ist, müssen Interessierte zudem nicht unbedingt einen eigenen Account für das Streamen von Videos, das Erstellen von Kommentaren und für den Upload eigener Inhalte erstellen. Als RESET könnten wir zudem eigenhändig eine nachhaltige PeerTube-Version auf Servern bereitstellen, die mit grünem Strom arbeiten. Bei YouTube, Vimeo und Dailymotion können wir nicht beeinflussen, ob die Betreiber tatsächlich auf Ökostrom setzen. Gleichzeitig müssen wir bei PeerTube nicht darauf vertrauen, dass YouTube – und damit auch Google – sensibel mit unseren Videos und unseren personenbezogenen Daten umgeht.

PeerTube erlaubt es uns also, sicherzustellen, dass unsere Videos möglichst nachhaltig und datensicher gehostet werden. Google arbeitet zwar laut eigenem Nachhaltigkeitsbericht mit Nachdruck daran, bis 2030 vollständig CO2-neutral zu werden. Wie vertrauenswürdig das ist und ob Google diese Ziele in Folge des KI-Booms überhaupt noch verfolgen kann, ist eher fraglich. Einer Analyse vom Magazin Medium ergab, dass fünf von sieben untersuchten Big-Tech-Unternehmen ihre Umweltziele aufgrund des verstärkten KI-Einsatzes aus den Augen verloren. Und das, obwohl sie eigentlich auf einem guten Kurs waren. Ob die Vorteile von KI-Anwendungen gegenüber dem negativen Impact für die Umwelt überwiegen, ist allerdings höchst fragwürdig.

Sind Peer-to-Peer-Verbindungen nachhaltiger?

Mit seinen Peer-to-Peer-Verbindungen könnte PeerTube zudem ein spannendes Nachhaltigkeitspotenzial bieten. Denn über die direkten Verbindungen zu anderen Clients können wir einen Umweg an energiehungrigen Serverfarmen vorbei nehmen. Aber ist das wirklich energiesparender?

Da wir keine Studien zur Energieeffizienz von P2P-Verbindungen finden konnten, haben wir verschiedene Expert:innen zu dem Thema gefragt. Der Systemadministrator Lukas Rose sieht in P2P-Verbindungen vor allem eine Chance, um weniger Rechenzentren zu bauen und ihren Energieverbrauch zu senken. Demnach kann in P2P-Netzwerken "jeder Client gleichzeitig auch ein Server sein". Dabei brauche es zwar wenige Server, um Verbindungen zwischen den Clients zu vermitteln und um die Daten initial bereitzustellen. Das seien aber deutlich weniger als bei einem Client-Server-basierten Ansatz.

Ein weiterer Vorteil entstehe dadurch, dass Serversysteme nicht für Lastspitzen skaliert sein müssten. Ein Streamingdienst müsse etwa vor allem abends große Serverkapazitäten bereitstellen. Nachts oder in den Morgenstunden müssen die Rechenzentren weitaus weniger Leistung bieten. Der Energieverbrauch sinke dabei aber nicht proportional. Und Anbieter müssten ihre Rechenzentren ausreichend leistungsstark gestalten, um die hohen Lastspitzen auszugleichen.

"Man kann zwar mit Cloudtechnologien und Virtualisierung entgegenwirken, [ ... ] aber das geht halt auch nur in begrenztem Maße", konkretisiert Lukas Rose weiterhin. Natürlich gebe es auch bei PeerTube Lastspitzen und ruhigere Zeiten. In diesem Falle müssten die Server einen Videostream aber nicht an jeden einzelnen Client herausgeben. Die Clients können den Videostream einfach an eine größere Anzahl weiterer Geräte weitergeben. "Man braucht nicht mehr so viele Server in den verschiedenen Regionen der Welt, da große Netze aus Clients auch größere geographische Distanzen überbrücken können."

Unser Programmierer Marcus Förster sieht hingegen Probleme bei der Effizienz der genutzten Protokolle. P2P-Verbindungen wie PeerTube, die mit dem WebRTC-Standard arbeiten, seien "definitv nicht effizient". Ein Rechenzentrum könne im Vergleich zu einem Netzwerk aus vielen Laptops, Tablets und Smartphones zudem besser optimiert werden.

Der IT-Spezialist Thomas Fricke weist in diesem Kontext auf ein Problem hin, das wir immer wieder in Bezug auf den digitalen CO2-Fußabdruck sehen: "Wie immer: Das hängt davon ab". So gebe es sehr effiziente Nicht-P2P-Content-Delivery-Networks und sehr ineffiziente verteilte Speicher wie Blockchain. Demnach sei es schwierig, eine Gesamtbilanz zu rechnen.

Eine Gesamtbilanz darüber, wie viel CO2 wir über P2P-Verbindungen einsparen können, fehlt uns ohne Studien aktuell. PeerTube erlaubt es uns aber durchaus, mehr Einfluss darauf zu nehmen, wie nachhaltig und selbstbestimmt wir Videos im Internet konsumieren und anbieten. Insbesondere für Hochschulen und Institute kann es durchaus sinnvoll sein, ihre Videoinhalte über PeerTube auf ienem eigenen grünen Server zu hosten. P2P-Verbindungen können dabei zusätzlich helfen – wie sehr sie das tun, lässt sich abschließend aber leider nicht beziffern.

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Noch vor 16 Jahren hatte kaum jemand von Blockchain-Technologie gehört. Doch heute ist klar, dass die Technologie zu einer völlig neuen Art des Geldaustauschs geführt hat: Die Kryptowährung Bitcoin ist nur ein Beispiel. Die Gründer:innen der Kryptowährungsindustrie gehören zu den reichsten Menschen der Welt – oder, wie im Fall des FTX-Gründers Sam Bankman-Fried – im Gefängnis. Einige der ersten Investor:innen in Kryptowährungen sind finanziell für den Rest ihres Lebens abgesichert – oder sie verloren aufgrund der Marktvolatilität ihre Ersparnisse innerhalb von Sekunden. Andere hatten einfach Pech – wie im Fall eines Mannes, dessen Frau eine Festplatte wegwarf, auf der sich Bitcoins im Wert von heute 600 Millionen Pfund befanden.

Doch die Blockchain-Technologie ist nicht nur für die Finanzindustrie und ihre "Miner" von Bedeutung. Ihre Auswirkungen betreffen auch diejenigen, die nicht in sie investieren. Der energieintensive Mining-Prozess trägt zu hohen CO2-Emissionen bei. Das Mining von Blockchains ist für 0,6 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich – mehr als die gesamte Ukraine. Was steckt hinter diesem immensen CO2-Fußabdruck der Blockchain? Und wie können wir ihn reduzieren?

Proof of Work vs. Proof of Stake

Blockchains werden über dezentrale Konsensalgorithmen aktualisiert, bei denen Computer Transaktionen „verifizieren“ und neue Blöcke in der Blockchain erstellen. Als Anreiz für diese Arbeit erhalten diejenigen, die ihre Computerleistung zur Lösung dieser Algorithmen zur Verfügung stellen, neu ausgegebene Kryptowährung. Dieser Mining-Prozess wird als Proof of Work bezeichnet. Dadurch, dass mehrere Computer gleichzeitig um die Lösung eines Algorithmus konkurrieren, ist er sehr energieintensiv.

Im Jahr 2012 entwickelten Sunny King und Scott Nadal eine alternative Methode zur Erstellung von Blockchains, die als Proof of Stake bekannt ist. Bei diesem Algorithmus wird jeweils ein Validator ausgewählt, der versucht, die Transaktion zu verifizieren. Das bedeutet, dass nur ein Computer an der Erstellung eines neuen Blocks arbeitet, was viel weniger Energie erfordert als Proof of Work. Im Jahr 2022 wurde die Kryptowährung Ethereum auf einen Proof-of-Stake-Algorithmus umgestellt. Dadurch konnten mehr als 99 Prozent des Energieverbrauchs eingespart und der weltweite Energieverbrauch um 0,2 Prozent gesenkt werden.

Man könnte meinen, dass der Proof of Stake die Lösung für die Umweltprobleme der Blockchain wäre. Aber einige Blockchains, insbesondere Bitcoin, verbrennen weiterhin enorme Mengen an Energie, indem sie weiter auf Proof of Work setzen. Warum Bitcoin sich weigert, auf den Proof-of- Stake-Ansatz umzusteigen, haben wir Tara Merk, Doktorandin bei BlockchainGov und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Weizenbaum-Institut, gefragt. „Es ist eine ideologische Entscheidung von Bitcoin, weiterhin den Proof-of-Work-Ansatz zu verwenden“, erklärte sie. „Es ist traurig, das zu sehen, denn wir haben Alternativen [einschließlich des Proof-of-Stake-Ansatzes], aber Bitcoin ist ein Sonderfall.“

Diese Ideologie ist auf das Missverständnis zurückzuführen, dass Proof of Stake weniger sicher ist als Proof of Work. Die Bitcoin-Community ist fest entschlossen, die Unveränderlichkeit des Bitcoin-Protokolls aufrechtzuerhalten. Die meisten neuen Blockchain-Projekte würden dieses Missverständnis jedoch nicht teilen, sagt Merk. „Es wäre seltsam, wenn neue Projekte den Proof of Work verwenden würden.“ 60 Prozent der Blockchain-Projekte werden wahrscheinlich im Jahr 2025 Proof of Stake übernehmen.

Die Blockchain im Umwelt- und Klimaschutz

Bitcoin mag sich gegen den Wechsel zu einem energiesparenden Ansatz sträuben. Aber Merk hat auch positive Nachrichten: „Es gibt eine wachsende und ernsthafte Blockchain-Community namens ‚Regens‘, die die Blockchain-Technologie für den Klimaschutz einsetzt.“

Dazu gehört die Gemeinschaftswährung Kolektivo, die Nutzer:innen einen Rabatt gewährt, wenn sie regionale Produkte kaufen. Climate Guardians ist ein Videospiel, das die Blockchain-Technologie nutzt, um die Spieler:innen über die Klimakrise aufzuklären. Und die dezentrale Technologie bildet auch die Grundlage für einige Lösungen zur Verfolgung von Lieferketten. Im Projekt ForestGuard wird die Lieferkette von Kaffee mithilfe einer Blockchain transparent gemacht und im Projekt Textile Trust die von Textilien. Regens nutzen die Blockchain auch, um soziale Anliegen zu unterstützen. Die Kryptowährung Circles zum Beispiel will ein universelles Grundeinkommen fördern.

Doch die Blockchain kann nicht nur die Transparenz in komplexen Prozessen verbessern. Merk weist auf einen weiteren Vorteil der Technologie hin: Sie kann die Qualität der Daten verbessern. Da Blockchain-Daten sowohl unveränderlich als auch zugänglich sind, können andere Teilnehmer:innen mit vorhandenen Datensätzen in der Kette arbeiten. Dieses Open-Source-System würde es ermöglichen, von vorhandenen Daten zu profitieren, anstatt neue Ressourcen in Forschung und Datenerhebung zu investieren, so Merk.

Können Umweltlösungen auf Blockchain basieren?

Kann die Technologie also ein geeignetes Instrument im Umwelt- und Klimaschutz sein? Merk weist auf ein Problem hin, das mit dieser Frage verbunden ist: „Die Menschen sehen oft das Geldverdienen als Teil von Blockchain-Lösungen, weil die Technologie mit Bitcoin begann.“ Da Blockchain-Miner Kryptowährung als Gegenleistung dafür erhalten, dass sie mit ihren Computern an Validierungsberechnungen teilnehmen, ist die Blockchain untrennbar mit der Vermögensbildung und nicht mit dem Klimaschutz verbunden.

Ein weiteres Problem ist die Verwendung von CO2-Gutschriften, um die Blockchain-Emissionen auszugleichen. Ähnlich wie bei CO2-Ausgleichssystemen für Flüge schafft dieses System einfach nur mehr Nachfrage, erklärt Merk. Die Vorstellung, dass man seinen Konsum wie gewohnt fortsetzen und einfach zum Ausgleich eine CO2-Gutschrift erwerben kann, ist nicht die Lösung für die Klimakrise. Für Blockchain-Nutzer:innen, die ihren CO2-Fußabdruck verfolgen wollen, ist Carbon.fyi jedoch ein hilfreiches Tool.

Die Blockchain-Technologie hat zwar großes Potenzial, aber Merk warnt davor, sich von jedem neuen Anwendungsfall zur Rettung des Planeten mitreißen zu lassen. „Eine glänzende neue Sache lenkt von den eigentlichen Ursachen [der Klimakrise] ab. Welche Verhaltensweisen müssen wir auf allen Ebenen ändern?“ Wenn die Entwickler:innen von Blockchains immer noch unzählige Flüge unternehmen, um ihr Geschäft voranzutreiben, ist jede CO2-reduzierende Wirkung dieser digitalen Technologie überflüssig.

Was bedeutet das für uns?

Können wir die Blockchain-Technologie also bedenkenlos als Teil unseres digitalen Instrumentariums für nachhaltige Klimalösungen einsetzen? Oder werden die Kohlenstoffemissionen dem Planeten am Ende nur noch mehr schaden?

Die Kombination des emissionsreduzierenden Proof-of-Stake-Algorithmus mit dem Betrieb der Blockchain mit Wind- oder Solarenergie ermöglicht es uns auf jeden Fall, die Umweltschäden zu minimieren. Während die Stromquellen der Blockchain von jedem einzelnen Miner abhängen, werden einige Projekte bereits mit erneuerbaren Energiequellen betrieben.

Die EU hat im Dezember 2024 einen Rechtsrahmen veröffentlicht, der von Kryptowährungen verlangt, Informationen über ihre Umweltauswirkungen zu veröffentlichen. Dies ist ein Schritt in Richtung mehr Transparenz. Aber ohne weitere politische Regulierung ist es davon auszugehen, dass die Blockchain-Technologie vor allem für einen weiter steigenden Energieverbrauch sorgt.

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Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk hat eine Sache sehr gut gezeigt: Es ist äußerst gefährlich, wenn Medien von einer Person oder bestimmten Interessensgruppen gesteuert werden. Denn Inhalte können verzerrt dargestellt werden, sodass sie auch das Meinungsbild der Nutzer:innen verzerren. Gleichzeitig sorgen überflüssige KI-Funktionen für einen großen CO2-Fußabdruck, personenbezogene Daten werden nicht sorgfältig gespeichert und süchtig machen Instagram, X und Co. sogar "by design".

Dabei ist es überraschend einfach, sich von den "Big Playern" der digitalen Welt zu entziehen: Account schließen, zur Löschung der eigenen Daten aufrufen und eine dezentrale Alternativen aus dem Fediverse nutzen. Willkommen im besseren Social Media!

Warum etablierte soziale Netzwerke zum Problem werden

Auch wenn Twitter, Facebook, Instagram und TikTok unterschiedlich aussehen und ganz andere Inhalte liefern, haben sie eine Gemeinsamkeit. Sie sind umsonst, weil ihre Betreiber mit Nutzerdaten und Werbung Geld verdienen. Gleichzeitig stammt der Großteil ihrer Inhalte von Nutzer:innen, ohne dass diese dafür direkt entlohnt werden.

Bei diesem ohnehin schon nicht sonderlich fairen Deal bestimmen die Betreiber zudem die Regeln. Auf welchem Server landet mein privates Foto? Welche Inhalte kann ich überhaupt hochladen und darf ich darin meine Meinung frei äußern? Werden meine Inhalte aufgrund meiner Herkunft, meines sozialen Status, meines Geschlechts und anhand weiterer Faktoren anders beurteilt? Und gehört mir der hochgeladene Inhalt nach dem Upload überhaupt noch?

All diese Regeln legen Betreiber wie Google, Meta oder das Team rund um Elon Musk bei "X" ganz allein fest. Und dabei orientieren sich die Betreiber der Plattformen keineswegs daran, die bestmögliche Umgebung für ihre Nutzer:innen zu gestalten, meint der Head of Communication Andy Piper vom dezentralen Kurznachrichtendienst Mastodon.

"Um über Werbeeinnahmen Geld zu generien, möchten [die Betreiber] möglichst viele Informationen über die Nutzer:innen erhalten. Um diese Daten zu erhalten, sollen Nutzende möglichst lange Zeit mit dem Produkt verbringen“, so Piper. Diese Maximierung wird einerseits über einen Fokus auf Bedienfreundlichkeit erreicht, andererseits grenzen sich die Dienste dadurch voneinander ab, dass sie miteinander inkompatibel sind. Es entstehe ein "Walled-Garden-Effekt", der Nutzende stärker an den jeweiligen Dienst bindet.

Derartige Bindungen generieren laut Andy Pipier Abhängigkeiten. Und die werden vor allem dann zum Problem, wenn die Betreiber die Spielregeln ihrer Plattformen ändern. Meta stand etwa im Jahr 2021 in der Kritik, da neue Nutzungsbedingungen beim Messenger WhatsApp den Datenschutz deutlich verschlechtern sollten. Der Dienst zog die Anpassungen nach großer Kritik erstmal zurück. Im Jahr 2024 schaffte Meta bei Instagram die Moderation von Inhalten ab. Mutmaßlich auf Druck des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Und vom Downfall der Plattform "X" hat womöglich jede/r schon gehört.

Darum sollte dein nächster Dienst dezentral sein

Wären diese Dienste dezentral strukturiert, wären solche Veränderungen nicht möglich gewesen. Als dezentral beschreibt man im Internet Plattformen, die eben nicht zentral auf einem oder mehreren Servern eines einzelnen Betreibers konzentriert sind. Stattdessen gibt es mehrere voneinander unabhängige Server, die miteinander kommunizieren. Diese Server können von Einzelpersonen, Unternehmen oder Gemeischaften betrieben werden, die eigene Regeln festlegen können. Nutzer:innen steht es frei, auf welchem Server sie sich registrieren. Da die einzelnen Servern nicht einer Person oder einem Unternehmen gehören, ist auch die Verfügungsgewalt über Inhalte, Daten und Co. auf mehrere Personen aufgeteilt.

Nutzende können bei Problemen oder bei anderen Bedürfnissen auf einen anderen Server oder eine andere Instanz wechseln. Denn deren Betreiber schaffen nur die technischen Voraussetzungen der Plattform. Anders als bei Instagram und Co. herrscht hier also eine Pluralität an Gemeinschaften, die es laut Andy Piper in der echten Welt schließlich auch gebe: "Wenn sogenannte Big-Tech-Unternehmen beginnen, ihre Moderationsrichtlinien stärker auf eine US-zentrische Weltanschauung zu lenken, können Nutzende sich einer anderen Community zuwenden. Dezentrale Netzwerke sind flexibler und besser dafür geeignet, sich an die Bedürfnisse von Gemeinschaften auf der ganzen Welt anzupassen."

Technisch sind dezentrale Netzwerke zudem resilienter gegen Cyber-Angriffe und Naturkatastrophen, da ihre Server nicht bloß an einem Ort stehen. Auch wenn die Server großer Unternehmen auf der ganzen Welt stehen, arbeiten sie nicht unabhängig voneinander. Die Datensouveränität ist hier zudem ganz anders geregelt. Würde sich der Betreiber eines dezentralen Netzwerkes dazu entscheiden, Nutzungsdaten zu missbrauchen oder zu verkaufen, sind sie nicht gesammelt an einem einzigen Ort.

Dass dezentrale Netzwerke funktionieren, zeigt ein recht simples Beispiel: E-Mails. Hier können wir uns frei entscheiden, ob wir bei Google, GMX oder doch bei einem grünen Anbieter wie Posteo oder Tuta ein Konto eröffnen. Da ihre Server mit demselben Protokoll miteinander kommunizieren, können wir uns frei per E-Mail austauschen.

Diese dezentralen Alternativen gibt es

Pixelfed - das Instagram im Fediverse

Starten wir mit Pixelfed, einer dezentralen und quelloffenen Instagram-Alternative. Gestartet wurde Pixelfed bereits im Jahr 2018, die Plattform erfuhr aber erst nach Änderungen bei Instagrams Moderationsrichtlinien seitens Meta-CEO Mark Zuckerberg einen großen Zuwachs an Nutzenden. Apps für iOS und Android, die erst Anfang 2025 erschienen, wurden in den ersten zwei Tagen bereits 10.000 Mal heruntergeladen. Sie ermöglichen ein bequemes Anschauen und Hochladen von Fotos via Smartphone.

Anders als Instagram ist Pixelfed allerdings auch am PC und Tablet über Internetbrowser nutzbar und bietet noch einen weiteren Vorteil: Da die Betreiber von Pixelfed sich über das ActivityPub-Protokoll dem Fediverse angeschlossen haben, können Nutzende von Pixelfed auch mit anderen Diensten kommunizieren. Etwa Mastodon oder PeerTube, die wir gleich noch vorstellen werden.

Mastodon und Bluesky – zwei Alternativen zu X

Nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk wandten sich viele Unternehmen und Nutzer:innen vom fortan als X bekannten Kurznachrichtendienst ab. RESET findest du seit einiger Zeit daher sowohl auf Mastodon als auch auf BlueSky, die beide stark an Twitter erinnern.

Während BlueSky erst seit Anfang 2024 dezentral strukturiert ist, gilt Mastodon schon lange als Paradebeispiel für dezentrale Dienste und das Fediverse. Nachdem der Entwickler Eugen Rochko Mastodon im Jahre 2016 veröffentlichte, erfuhr der Dienst nach der Twitter-Übernahme im Jahr 2022 größere Aufmerksamkeit. Heute agiert Mastodon als gGmbH aus Berlin. Stefan Mey betitelt die Zahl der Nutzer:innen für das Jahr 2023 auf etwa 1,6 Millionen.

Genau wie Pixelfed nutzt Mastodon das ActivityPub-Protokoll und ist somit Teil des Fediverse. Die Dienste sind folglich miteinander kompatibel.

BlueSky hingegen nutzt ein anderes Protokoll und gehört damit streng genommen nicht dem Fediverse an. Der Dienst ist aber eingeschränkt mit dem Fediverse und seinen Diensten kompatibel.

Es gibt allerdings noch einen Unterschied: Während die Mastodon und Pixelfed einen besonders starken Fokus auf die Datensouveränität und die Unabhängigkeit von Unternehmen legen, ist BlueSky stärker als Twitter-Alternative entwickelt worden. Die Plattform ist dabei zwar quelloffen und dezentral, Kritiker:innen bemängeln aber die potenzielle Einflussnahme durch die Entwickler.

PeerTube – YouTube zum Selber-Hosten

Wer nach einer dezentralen Alternative zu YouTube – das ja seit langer Zeit durch Google betrieben wird – sucht, wird im Netz schnell auf PeerTube stoßen. Die Videoplattform bietet Nutzenden die Möglichkeit, eigene Instanzen auf ihren Servern laufen zu lassen. So können etwa Hochschulen eine eigene PeerTube-Plattform anbieten, auf denen Studierende und Lehrende Videos hochladen.

PeerTube gehört ebenfalls dem Fediverse an und ist somit interoperabel zu Mastodon und Pixelfed. Wie der Name PeerTube aber bereits andeutet, gibt es hier noch eine Besonderheit.

Denn PeerTube ermöglicht es Nutzenden, statt einer Serververbindung auch eine Direktverbindung zwischen zwei Geräten (Peer-to-Peer) aufzubauen. Möchte ein User dann etwa ein Video schauen, baut das eigene Gerät eine direkte Verbindung zum Gerät eines anderen Users auf. Da Peer-to-Peer-Verbindungen von ihrer Natur aus ohne Server funktionieren, sind sie streng genommen das perfekte dezentrale Netz. Denn sie sind besonders Wirksam gegen Zensur und Angriffe geschützt, da sie ganz ohne Server funktionieren.

Urheberrechtlich ist die Verbreitung von Peer-to-Peer allerdings in einigen Fällen problematisch. Da das eigene Endgerät Daten sowohl empfängt als auch versendet, werden Nutzer:innen auch zu Verbreiter:innen des Materials. Und das kann im schlimmsten Falle – wie damals zu Limewire-Zeiten – rechtliche Konsequenzen haben.

Friendica, Lemmy und weitere Alternativen

Im Fediverse gibt es weitere dezentrale Dienste, die sich das ActivityPub-Protokoll teilen. Das ebenfalls von Meta betriebene Facebook findet etwa in Friendica eine Alternative, die dank Open-Source-Lizenzen auf eigenen Servern betrieben werden kann. Der News-Aggregator Reddit kann durch die Plattform Lemmy ersetzt werden. Weitere Beispiele finden sich im Schaubild des deutschen IT-Blogs KuketzBlog weiter oben auf dieser Seite.

Sind dezentrale Dienste auch nachhaltiger?

Unser digitaler Fußabdruck steigt natürlich auch dadurch an, dass wir immer mehr Zeit auf sozialen Netzwerken verbringen. In einem anderen Artikel haben wir erläutert, wie sich die eigene Social-Media-Nutzung durch die App One Sec reduzieren lässt. Das ist schon aus dem Grund ratsam, da allein der Kurznachrichtendienst TikTok jährlich mehr CO2-Emissionen ausstößt als das Land Griechenland. Gleichzeitig führt übermäßiger Social-Media-Konsum aber auch dazu, dass wir mehr Ängste in Bezug auf negative Folgen des Klimawandels haben.

Der Wechsel zu dezentralen Anbietern hat daher gleich zwei positive Effekte: Einerseits hängen die Umweltfolgen von Diensten im Internet immer auch davon ab, ob deren Betreiber grüne Server verwenden. Die Green Web Foundation hat hierzu Anfang 2025 ein Projekt ins Leben gerufen, das etliche bekannte Domains auf die Verwendung von grünem Strom hin überwacht.

Bei dezentralen Diensten haben Nutzende mehr Kontrolle darüber, wo ihre Daten liegen. Eine Community aus Nachhaltigkeitsexpert:innen kann ihre Mastodon-Instanz etwa auf grünen Servern betreiben. Darüber hinaus, und das betont Andy Piper von Mastodon noch einmal deutlich, arbeiten Dienste wie Mastodon nicht gewinnorientiert.

Dementsprechend sind Mastodon, Pixelfed und PeerTube frei von Werbung, die in ihrer Gesamtheit aus Werbebannern, Werbeclips, der Platzierung von Trackern auf Webseiten und weiteren Mechanismen einen beachtlichen Teil des Traffics im Netz verursachen. Hinzu komme die noch recht junge Tendenz von Big-Tech-Unternehmen, über KI-Funktionen wettbewerbsfähig bleiben zu wollen. KI-Modelle wie das von OpenAI entwickelte GPT sind allerdings extrem energiehungrig und bringen auf Plattformen, die "authentische menschliche Verbindungen" schaffen sollen, nicht unbedingt Vorteile.

Da wir beim Wechsel auf dezentrale, quelloffene Dienste mehr Kontrolle haben, können wir die Nachhaltigkeit also stärker beeinflussen. Und weil Mastodon, Pixelfed und Co. zudem weniger Einfluss auf die Inhalte nehmen, sind systematische Klimawandelleugnung oder sogenanntes Doomscrolling unwahrscheinlicher.

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Die meisten Menschen wissen, dass Unternehmen unsere Daten sammeln. Jedes „Gefällt mir“ auf Instagram, jede Suche auf Google und jeder Schritt, der von einer Fitness-App aufgezeichnet wird, generiert Daten. Diese Daten wiederum sind die Basis vieler Geschäftsmodelle. Nur wenige Menschen wissen jedoch, dass sie ein Recht auf Zugang zu diesen Daten haben und sie anonym für wohltätige und wissenschaftliche Zwecke spenden können. Damit können Datenspenden eine Möglichkeit für Einzelpersonen sein, ihre Daten für soziale Zwecke und die Forschung freizugeben.

Big Business mit Daten

Technologiegiganten wie Google, Facebook und Amazon sammeln riesige Mengen an Nutzerdaten. Diese Daten geben ihnen Einblicke in unsere sozialen Verbindungen, Interessen, Einkäufe und Bewegungen. Sie sind für Werbetreibende und Technologieunternehmen von immensem Wert und bringen ihnen risiege Geldsummen ein. So belaufen sich die Werbeeinnahmen von Google im Jahr 2024 voraussichtlich auf 81 Milliarden US-Dollar. Und allein vier der größten Unternehmen der Welt – Netflix, Tesla, Google und Amazon – erzielen mit diesen Daten einen Jahresumsatz von insgesamt 907 Milliarden US-Dollar.

An der Spitze stehen damit einige wenige, die den eigenen Profit über den Planeten stellen. Daher sind strengere Datenschutzmaßnahmen – an erster Stelle eine politische Herausforderung – unerlässlich, um zu verhindern, dass unsere Informationen missbraucht werden. Außerdem können Daten auch für das Gemeinwohl eingesetzt werden. Wenn wir uns fragen, wie Daten zum Nutzen der Gesellschaft eingesetzt werden können, anstatt zu fragen, wie viel Geld damit verdient werden kann, haben sie ein enormes Potenzial.

Daten für das Gute? Das ist möglich

Auch Forschungseinrichtungen, gemeinnützige Organisationen und politische Entscheidungsträger:innen benötigen Daten, um nützliche Forschungsergebnisse oder Dienstleistungen anbieten zu können. Offene Daten sind ein gutes Beispiel dafür. Aktuelle Informationen über den Verkehr sind für Hunderte von Apps verantwortlich, die wir täglich in Städten nutzen. Ohne unsere Daten könnten Apps, die viele von uns täglich nutzen, wie Google Maps oder Open Street Map, nicht funktionieren.

Daten über Kaufverhalten, Gesundheitsüberwachung oder Medienkonsum können äußerst wertvoll sein – wenn sie einvernehmlich gespendet werden und in den richtigen Händen sind. Mit ihnen kann beispielsweiseg untersucht werden, wie Suchmaschinen das Wahlverhalten beeinflussen oder ob Aktivitäten in sozialen Medien Frühwarnzeichen für Depressionen sein können. Durch die Öffnung des Zugangs zu den digitalen Spuren unserer Online-Erfahrung sind Datenspenden eine Möglichkeit, das Wissens weg von den Technologiegiganten und hin zum Gemeinwohl zu verlagern.

Anstatt jedoch Daten für diese Zwecke zur Verfügung zu stellen, haben die großen Plattformen in den letzten Jahren die Beschränkungen verschärft. Infolgedessen verfügen die Unternehmen selbst über exklusives Wissen über unser digitale Verhalten. Regulierungsbehörden und Forschende erhalten dagegen nur begrenzte Einblicke.

Eine neue Machtverschiebung in unseren Datenrechten

Das wachsende Bewusstsein für Datenschutz und Nutzerrechte hat in den letzten Jahren zu wichtigen Fortschritten in der Gesetzgebung geführt. Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das revidierte Schweizer Datenschutzgesetz (revDSG) verankern Rechte wie den Zugang zu personenbezogenen Daten und die Datenübertragbarkeit. Diese Gesetze ermöglichen es den Nutzer:innen, ihre Daten in einem maschinenlesbaren Format, wie zum Beispiel Data Download Packages (DDPs), anzufordern und herunterzuladen.

Diese Dateien, die die digitale Historie der Nutzer:innen enthalten, können dann zum Beispiel mithilfe spezieller Tools wie dem Data Donation Module sicher und anonymisiert übertragen werden.

„Dein Feed, Deine Wahl.“ – Wie politisch ist dein TikTok?

Das Data Donation Module (DDM) ist eine Open-Source-Webanwendung, die im Data Donation Lab entwickelt wurde. Die Anwendung zielt vor allem darauf ab, die Sammlung von Datenspenden für die akademische Forschung zu erleichtern. Seit Februar 2025 führt das Data Donation Lab zum Beispiel gemeinsam mit dem Weizenbaum-Institut sowie Journalist:innen des Bayerischen Rundfunks und der Stuttgarter Zeitung die Datenspendenstudie „Dein Feed, Deine Wahl – Wie politisch ist dein TikTok?“ durch.

Darin will das Team untersuchen, auf welche politischen Kanäle deutsche Nutzer:innen auf TikTok stoßen und wie sich dies auf das Wahlverhalten auswirkt. Über das Data Donation Module können Nurtzer:innen ihre TikTok-Feeds spenden.

Für die Auswertung sind die Forschenden u. a. daran interessiert, welche Inhalte sich die Nutzer:innen auf TikTok angeschaut haben bzw. welche Inhalte angezeigt wurden, wie die Nutzer:innen interagieren und wem die Nutzer:innen folgen. Nicht erhoben werden Daten, die eine Person oder einen Account unmittelbar identifizieren können. Außerdem werden die anonymisierter Daten auf einem sicheren Server DSGVO-konform gespeichert und ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke verwendet.

Über die Webanwendung DDM können die Forschenden das Datenspendenprojekt erstellen, verwalten und überwachen. Die datenschutzorientierte Anwendung schützt dabei sensible Informationen und ermöglichen es Forschenden gleichzeitig, das digitale Verhalten in der realen Welt zu analysieren.

Da die Anwendung als Open-Source-Lösung entwickelt wurde, steht sie auch anderen Forschenden frei zur Verfügung und lässt sich an verschiedene Projekte anpassen.

Überwindung von Barrieren für Datenspenden

Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Menschen grundsätzlich dazu bereit sind, ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Trotz ihres Potenzials werden Datenspenden jedoch nach wie vor zu wenig genutzt und zu wenig erforscht. Ein geringes öffentliches Bewusstsein und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes tragen dazu bei. Viele Nutzer:innen empfinden die Weitergabe von Daten als kompliziert oder befürchten einen Missbrauch ihrer Informationen. Sensibilisierungskampagnen, bürgerwissenschaftliche Initiativen und Informationsveranstaltungen könnten dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen.

Wenn diese Hindernisse überwunden werden, hat die Datenspende das Potenzial, die wissenschaftliche und soziale Forschung voranzubringen. Die gespendeten Daten können unabhängige Einblicke in unser komplexes digitales Verhalten bieten – über das hinaus, was uns Unternehmen zu sehen erlauben. Indem wir die Kontrolle über unsere Daten übernehmen und uns dafür entscheiden, sie zum Wohle der Allgemeinheit zu teilen, tragen wir dazu bei, dass alle – nicht nur die Technologiegiganten – von den Daten der digitalen Gesellschaft profitieren.

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Elektronikgeräte sind weltweit zu unverzichtbaren Werkzeugen geworden – das moderne Kenia bildet da keine Ausnahme. Doch damit stellt sich dem Land genauso die damit verbundene Herausforderung, Elektroschrott nachhaltig zu entsorgen.

Das Startup E-waste Initiative Kenya (EWIK) hat das wachsende Problem erkannt und will ein umfassendes Management für Elektroschrott im Land bereitstellen. Die Dienstleistungen umfassen den gesamten Lebenszyklus von Elektroschrott, einschließlich Schulung, Sammlung, Verarbeitung und sicherer Entsorgung. Außerdem will EWIK die ökologische Nachhaltigkeit fördern und Jugendliche durch das Erlernen neuer Fähigkeiten stärken.

Die Probleme mit Elektroschrott sind bekannt

„In Kenia fallen jährlich über 65.000 Tonnen Elektroschrott an, aber weniger als 15 Prozent werden offiziell recycelt“, sagte der Gründer und Direktor von EWIK, Thuo Lawrence, gegenüber RESET. “Dies stellt ein erhebliches Umwelt- und Gesundheitsrisiko dar. Der größte Teil des Abfalls landet auf informellen Deponien oder wird verantwortungslos entsorgt. Das rasante Wachstum der Technologie und der zunehmende Verbrauch von Elektronik haben das Problem nur noch verschärft. Die Entsorgung von Elektroschrott ist damit zu einem kritischen Thema geworden.“ Laut Thuo war der Anstieg während und nach der COVID-19-Pandemie besonders ausgeprägt.

Die unangemessene Entsorgung von Elektroschrott führt zu einer toxischen Verschmutzung, bei der Schwermetalle wie Blei und Quecksilber Boden und Wasser verunreinigen. Dies schadet sowohl der Umwelt als auch der menschlichen Gesundheit. Vor allem die Gemeinden, die in der Nähe von Deponien leben, sind besonders gefährdet. Eine solche Entsorgung birgt zudem das zusätzliche Problem, dass auch viele wertvollen Ressourcen wahllos weggeworfen werden.

Thuo erklärt, dass Materialien wie Gold und Kupfer verloren gehen, wenn Elektroschrott entsorgt statt recycelt wird. Abgesehen vom Umweltfaktor werden dadurch auch wirtschaftliche Möglichkeiten der Rohstoffrückgewinnung behindert.

EWIK macht das Recycling von Elektroschrott einfach

EWIK bietet Sammelmöglichkeiten für Elektroschrott in verschiedenen Teilen des Landes. Dazu gehören die direkte Abholungen und kommunale Sammelmethoden. Das Unternehmen organisiert gelegentlich auch Sammelaktionen. Außerdem können Nutzer:innen den Elektroschrott über einen speziellen Kurier an Sammelstellen senden.

Das Recyclingprogramm von EWIK arbeitet eng mit Menschen aus sozial benachteiligten Gruppen zusammen. Sie beteiligen sich an der Trennung, dem Recycling, der Sammlung, dem Transport, der Behandlung und der Entsorgung von Elektroschrott. Dabei werden auch wertvolle recycelte Materialien zurückgewonnen.

Man könnte sich fragen, warum Kenia, das doch relativ wohlhabend ist und über einen hohen technologischen Standard verfügt, mit so großen Herausforderung bei der Entsorgung von Elektroschrott konfrontiert ist. Thuo macht dafür die unzureichende Durchsetzung bestehender Vorschriften verantwortlich. Dies, gepaart mit Kapazitätsengpässen und einem Mangel an öffentlichem Bewusstsein, hat das Problem noch verschärft.

„Es gibt zwar Richtlinien, aber sie werden nur unzureichend umgesetzt. Daher dominieren informelle Akteure den Sektor. Dies führt zu Lücken in den formellen Recyclinginitiativen und behindert den Fortschritt“, so Thuo. Zu den wichtigsten Richtlinien gehören die E-Waste-Vorschriften, die von der National Environment Management Agency (NEMA) durchgesetzt werden.

Trotz der Hürden hat EWIK durchgehalten. Das 2015 gegründete Unternehmen mit Sitz im Kiambu County, in der Nähe der Hauptstadt Nairobi, bietet über seine Netzwerke sichere Entsorgungsmöglichkeiten im ganzen Land an.

Im Rahmen seiner Mission schärft EWIK das Bewusstsein für die Auswirkungen von Elektroschrott auf die öffentliche Gesundheit und die Umwelt und schafft gleichzeitig Arbeitsplätze für Jugendliche, Frauen und Rentner. Das Unternehmen trägt auch dazu bei, die digitale Kluft zu überbrücken, indem es generalüberholte IKT-Geräte zu erschwinglichen Preisen anbietet.

„Unser oberstes Ziel ist es, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, in der Elektroschrott durch einen nachhaltigen Kreislaufansatz effektiv verwaltet wird, Jugendliche und Frauen mit beschäftigungsfähigen Fähigkeiten ausgestattet werden und die Umwelt geschützt wird“, erklärte Thuo. “Wir machen Fortschritte, indem wir Bewusstsein schaffen, Einzelpersonen in unserer technischen Akademie für Elektroschrott ausbilden und die Infrastruktur entwickeln. Aber es sind mehr Zusammenarbeit und Investitionen erforderlich, um vollständige Nachhaltigkeit zu erreichen.“

Eine Reise voller Hindernisse

Thuo hat im Gespräch mit RESET einige der Herausforderungen hervorgehoben, die die Mission von EWIK behindern. „Eine der größten Herausforderungen, vor der wir stehen, ist die begrenzte Finanzierung, um den Betrieb zu vergrößern und die Sensibilisierungsprogramme auszuweiten. Darüber hinaus mangelt es an sachkundigen Elektroschrott-Managern. In den Gemeinden gibt es auch Widerstand gegen Veränderungen, da die Gefahren von E-Müll nicht verstanden werden.“

EWIK räumt ein, dass es in Kenia nur wenige Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Themen Elektroschrott und Abfallwirtschaft gibt. Auch der Prozess der Trennung von recycelten Materialien ist im Land weitgehend unterentwickelt. Um diese Lücken zu schließen, befähigt das Aufklärungs- und Bildungsprogramm von EWIK die Gemeinden, Siedlungsabfälle an der Quelle zu trennen und sich mit Aspekten der öffentlichen Gesundheit und der Umwelt auseinanderzusetzen.

Das Unternehmen freut sich über das wachsende Engagement und Wohlwollen von Gemeinden und Interessengruppen im Land, während es seine Kampagnen ausweitet, um mehr Menschen zu erreichen. „Um die Elektroschrott-Krise anzugehen, haben wir Sensibilisierungskampagnen für die Gemeinschaft, Programme zum Aufbau von Fähigkeiten und die Einrichtung von Innovationszentren für den Kreislauf integriert. Diese Zentren fördern nachhaltige Praktiken im Umgang mit Elektroschrott, schaffen Beschäftigungsmöglichkeiten, fördern das Wirtschaftswachstum und schützen die Umwelt“, so Thuo.

Während Kenia mit der wachsenden Herausforderung des Elektroschrotts kämpft, beweist EWIK, dass Abfall mit dem richtigen Ansatz nicht nur ein Problem, sondern auch eine Chance ist. Um den Kreislauf wirklich zu schließen, sind jedoch eine breitere Zusammenarbeit und das Engagement von Entscheidungsträger:innen, Unternehmen und Gemeinden unerlässlich.

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Man möchte nur kurz seine E-Mails auf dem Handy checken und schon wieder verbringt man 30 Minuten auf Instagram. Auf unseren Smartphones finden sich immer mehr Apps, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Nicht, weil es zwingend relevante und interessante Inhalte gibt. Instagram, TikTok, Snapchat und Co. stehen im Verdacht, so programmiert zu sein, dass sie süchtig machen.

Was für Meta, Google und Co. durchaus profitabel ist, hat viele negative Folgen für uns. Studien zeigen immer wieder, dass ein Missbrauch von sozialen Netzwerken eine Belastung für unsere Psyche darstellt. Stundenlanges Doomscrolling ist aber auch schlecht fürs Klima. Denn für das Streamen von Inhalten muss unser Smartphone Server ansteuern. Und die verbrauchen mitunter viel Energie und Wasser.

Sich bewusste Auszeiten von digitalen Inhalten zu nehmen, auch "Digital Detoxing" genannt, hat daher mindestens zwei wichtige positive Effekte. Die App „One Sec“ geht dabei besonders clever vor. Denn sie setzt sich zwischen unsere schlechten Gewohnheiten und die Mechanismen, mit denen Zeitfresser-Apps unsere Aufmerksamkeit wollen.

So funktioniert die App One Sec

Starten wir mit einer guten Nachricht: One Sec gibt es mit Einschränkungen kostenfrei für Android und iOS zum Download. Unter iOS verwenden die Entwickler:innen die System-App „Kurzbefehle“, um bestimmte Aktionen beim Öffnen von Apps wie Instagram auszulösen. In diesem Falle öffnet sich One Sec immer dann, wenn wir eine Social-Media-App aufrufen wollen.

Sobald wir die App der Wahl anklicken schaltet sich One Sec dazwischen und regt auf dem Handydisplay zu einer Atemübung an. Dadurch wird der Start der eigentlichen App um einige Sekunden verzögert. Im Anschluss erscheint dann die Frage auf dem Display, ob die gestartete Anwendung tatsächlich ausgeführt werden soll. Zusätzlich zu dieser Frage gibt es eine Statistik über vergangene Startversuche, anhand derer wir unser eigenes Verhalten bewerten können.

Mit dieser Verzögerung sollen App-Öffnungen aus reiner Gewohnheit verhindert werden. Laut einer von den Entwickler:innen von One Sec und Forscher:innen der Princeton-Universität durchgeführten Studie funktioniert diese Mechanik durchaus. Innerhalb von sechs Wochen konnten Nutzer:innen der App die Anzahl der App-Öffnungen um 57 Prozent verringern. Gleichzeitig gaben die Nutzenden an, dass sich ihre Zufriedenheit in Bezug auf die App-Nutzung positiv verändert habe. Auch in unserem Selbstversuch ist uns aufgefallen, wie wir immer seltener unüberlegt und automatisiert auf Apps getippt haben.

Bei einer kostenlosen Nutzung von One Sec gibt es allerdings das Problem, dass nur eine einzige App gesperrt werden kann. Alle weiteren sind weiterhin uneingeschränkt nutzbar. Eine Woche lang können Interessierte jedoch den vollen Funktionsumfang ausprobieren und zahlen anschließend 14,99 Euro im Jahr.

Neben der beschriebenen Atemübung gibt es dann auch andere Arten der Intervention, aus denen sich wählen lässt. Darunter ein digitaler Spiegel, der die Frontkamera öffnet oder Aktionen wie ein Drehen des Smartphones. Hinzu kommen ein erweiterter Zeit-Tracker, Interventionsmaßnahmen beim Aufrufen bestimmter Webseiten und eine Erweiterung für Desktop-Browser.

Alternativ gibt es aber auch andere Apps und Anwendungen, die Digital Detoxing erleichtern. Darunter die App "Forest", die ein ähnliches Konzept mit Aufforstungsinitiativen verbindet. Oder die Funktionen "Digitales Wohlbefinden" und "Bildschirmzeit" in den Handy-Betriebssystemen von Google und Apple. Verwendet man diese, muss man keine zusätzlichen Apps installieren oder bezahlen.

Wie viele Emissionen verursachen soziale Netzwerke überhaupt?

Wie viele CO2-Emissionen unsere Internetnutzung freisetzt, ist recht schwierig zu beziffern. Unser digitaler Fußabdruck ist stark davon abhängig, welche Dienste wir nutzen und ob die Betreiber dieser Dienste nachhaltig agieren. Die Suchmaschine GOOD zum Beispiel verzichtet für weniger Bandbreite bewusst auf Werbeanzeigen und setzt auf grüne Server, die in Deutschland arbeiten. Die bekanntere Alternative Ecosia nutzt ebenfalls Ökostrom und verwendet Einnahmen für Aufforstungsprojekte. Für eine bestimmte Anzahl an Suchen wird dann ein Baum gepflanzt.

Während es in der Welt der Sozialen Netzwerke zwar immer mehr dezentrale und unabhängige Anbieter wie Mastodon oder Pixelfed gibt, mangelt es noch an grünen Alternativen. Und die großen Plattformen teilen nicht konsequent mit, wie viele CO2-Äquivalente eine durchschnittliche Nutzung verursacht. Untersuchungen der Seite Greenly zufolge ist der jährliche CO2-Fußabdruck von TikTok etwa größer als der von Griechenland. Bei einer durchschnittlichen Nutzung von 45,5 Minuten am Tag sei das laut dem Guardian äquivalent zu einer Autofahrt von etwa 200 Kilometern.

Nutzer:innen auf TikTok verursachen so im Schnitt knapp 50 Kilogramm an CO2-Äquivalenten im Jahr - bei YouTube sind es laut Analysen etwa 40 Kilogramm und bei Instagram 30 Kilogramm. Darüber, wie ressourcenintensiv ein Dienst ist, entscheidet vor allem die Art der Inhalte. TikTok ist eine reine Videoplattform und für Videos müssen dessen Server dementsprechend mehr Daten übertragen, als für das Hochladen von Fotos auf Instagram oder einen Artikel bei RESET lesen benötigt werden.

Plattformen wie Instagram, YouTube und seit 2023 auch TikTok wollen nach eigenen Angaben allerdings ihre CO2-Emissionen verringern. Mit dem "Project Clover" möchte TikTok beispielsweise einen stärkeren Fokus auf die Datensicherheit und die Nachhaltigkeit ihres Dienstes legen. Ein neues Datencenter in Norwegen laufe laut Unternehmensangaben etwa zu 100 Prozent mit grünem Strom, der lokal in Wasserkraftwerken gewonnen wird.

In Bezug auf das Klima hat der übermäßige Konsum von Sozialen Medien aber noch einen weiteren Nachteil.

Social-Media-Missbrauch steigert Klimaangst

Im letzten Jahr haben wir bei RESET in einem Artikel erkundet, wie wir Soziale Medien für mehr Aktivismus in Bezug auf Klimathemen nutzen können. Bewegungen wie "Fridays For Future" wären ohne soziale Medien kaum denkbar gewesen. Studien zeigen allerdings, dass ein übermäßiger Medienkonsum auch das genaue Gegenteil bewirken kann.

Untersuchungen von BMC Psychology sehen einen Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Schüler:innen. Gleichzeitig legt die Studie nahe, dass die Nutzung von Achtsamkeits-Apps diese Effekte abschwächen kann. Der Psychologe Stephan Heinzel erwähnt gegenüber ZDF Heute zudem internationale Studien, laut denen sich Untersuchte im Alter zwischen 16 und 25 Jahren verstärkt große bis extreme Sorgen wegen der Klimakrise machten. Demnach berichtete jede:r Zweite, große Ängste im Alltag zu erleben.

Ein übermäßiger Konsum von Inhalten, die sich mit den Gefahren des menschengemachten Klimawandels auseinandersetzen, verstärkt diese Ängste. Es ist also gesund, sich bewusst und achtsam mit Nachrichten auseinanderzusetzen, statt solche Inhalte permanent zu konsumieren.

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Spätestens seit der Corona-Pandemie haben die meisten Menschen schon einmal von Halbleitern gehört. Da die Lieferketten damals zur Eindämmung der Pandemie angehalten wurden und die Nachfrage stark anstieg, mangelte es in Europa und den USA an Halbleitern und Computerchips. Diese wichtigen Komponenten, die in allen technischen Geräten stecken, werden von Unternehmen wie TSMC, Samsung und UMC produziert. Und die agieren fast vollständig in Südkorea und Taiwan.

Während Halbleiter und ihre Produktion in den letzten Jahren als geopolitisches Thema an Relevanz gewonnen hat, bleibt ein Aspekt dabei oft unerwähnt: Die Herstellung von Halbleitern ist extrem energieintensiv, benötigt Unmengen an Wasser und basiert auf hochreinen Materialien, deren Gewinnung ebenfalls aufwändig und vor allem umweltschädlich ist. So soll die Fertigung von Halbleitern im Jahr 2021 mit 175 Megatonnen an CO2-Äquivalenten die Menge der jährlichen Emissionen von rund 30 Millionen Menschen verursacht haben.

Ein Team aus Forschenden von der ehemals als Stiftung Neue Verantwortung bekannten Organisation Interface möchte für mehr Transparenz in den Umweltauswirkungen der Halbleiterindustrie sorgen. Julia Hess verriet uns im Interview, wie ihr „Semiconductor Emission Explorer“ funktioniert.

Tool soll unzureichende Datenlage ausgleichen

Entwickelt haben Julia und ihr Team den Emission Explorer, da sie bei ihrer Forschung zu den Umweltauswirkungen der Halbleiterproduktion auf ein Problem gestoßen sind: „Sehr viele sensible Daten und Geschäftsgeheimnisse werden nicht nach außen getragen. Die Informationen, mit denen wir arbeiten konnten, stammen eigentlich nur aus Jahresberichten und Social-Responsibility-Reports“, erzählte Julia uns im Gespräch via Videocall (und somit auch via Halbleiter!). „Alle anderen Informationen sind in teuren Datasets nur schwer zugänglich.“

Diesem Missstand ist das Team mit Pioniergeist entgegengetreten: „Wir wollten überlegen, was man aus den Daten machen kann, die wir haben und wollten dabei ursprünglich schauen, wie weit wir kommen.“ Mit dem „Semiconductor Emission Explorer“ ist daraus nun ein Tool entstanden, das Politiker:innen, Forschenden und Unternehmen mehr Entscheidungsmöglichkeiten gibt. Dazu sagt Julia:

„Über den Explorer kann man sich anschauen, wie hoch die Emissionen [… verschiedener Halbleiterhersteller …] sind und kann daraus politische Rahmenbedingungen schaffen. Darüber hinaus hilft es Unternehmen im asiatischen Raum einzuschätzen, wie es wäre, ihren Standort nach Europa oder in kühlere Länder zu verlegen.“ Das Tool sei zudem auch für Wissenschaftler:innen relevant, da es die Folgeprobleme der Produktion verschiedener Halbleiterarten in Bezug auf Energie- und Wasserverbrauch und deren Ressourcenintensität offenlegt.

KI-Prozessoren, Speicherchips und mehr – worum geht es hier überhaupt?

Um zu verstehen, warum ein zentraler Datensatz wichtig ist, müssen wir einmal auf die Halbleiterproduktion selbst eingehen. Aus technischer Sicht sind Halbleiter nach Stoffen benannt, deren Leitfähigkeit zwischen der eines Isolators und eines Leiters liegt. Durch eine komplizierte Verarbeitung von Materialien wie Silizium oder Germanium können diese so verändert werden, dass ihre Leitfähigkeit steuerbar wird, wenn ihre Temperatur oder elektrischen Felder verändert werden. Halbleiter haben daher eine wichtige Eigenschaft für Funktionsweise moderner Chipsätzen von Geräten wie Computern oder Smartphones.

Obwohl diese Darstellung stark vereinfacht ist, enthält sie für das Thema Nachhaltigkeit zwei wichtige Details: Einerseits benötigen wir Materialien wie Silizium und Germanium für deren Produktion. Andererseits müssen wir diese technisch kompliziert anpassen, um sie für moderne Chipsätze nutzbar zu machen.

Prozessoren, wie sie in jedem Smartphone, Notebook, in jedem modernen Auto und auch massenhaft in Rechenzentren arbeiten, beschreibt Julia Hess daher als sehr komplizierte Halbleiter. "Das Problem ist, dass man bei der Produktion einen sehr hohen Energieverbrauch hat. Die Produktion eines modernen Halbleiters kann bis zu drei Monate lang dauern und besteht aus Kühlprozessen und automatisierten Abläufen. Eine Wafer-Scheibe muss zudem wiederholt mit ultrareinem Wasser gereinigt werden, was auch zu einem erhöhten Wasserverbrauch führt."

Wie können wir Halbleiter nachhaltiger herstellen?

Obwohl die Produktion von Halbleitern so kompliziert ist, steigt der Bedarf an Chipsätzen laut den Studienergebnissen von Julia und ihrem Team weiter an. „Das liegt einerseits am KI-Boom der letzten Jahre", sagt die Forscherin. "Doch es gibt auch andere Einflussfaktoren. Autonome Waffensysteme benötigen leistungsstarke Prozessoren, genauso wie Drohnen, der Bereich der Robotik, aber auch allgemein die Rüstungsindustrie. Zwar brauchen sie nicht immer die modernsten Chips, aber die Nachfrage steigt. Auch Entwicklungen wie eine Elektrifizierung der Mobilität sind auf Halbleiter angewiesen.“

In ihrer Studie konnte das Forschungsteam aber auch erkennen: „69 Prozent des Energieverbrauchs sind auf fünf Unternehmen zurückzuführen, die Logik- und Speicherchips für KI und Unterhaltungselektronik fertigen“. Wir kommen also schwer drum herum, Computerchips nachhaltiger herzustellen.

Eine neue Wunderlösung durch Künstliche Intelligenz, wie sie einige Expert:innen prophezeien, hält Julia Hess für unwahrscheinlich. Wie in anderen Sektoren sind nachhaltige Praktiken in der Halbleiterproduktion aber längst bekannt:

„Wir brauchen besseres Recycling, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, die Nutzung erneuerbarer Energien, das Recycling von Wasser und eine konsequente Überlegung darüber, wie wir Abfälle aus der Produktion in anderen Industrien weiterverwenden können“. All das werde nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit betrieben – und aktuell hätten Unternehmen dafür auch zu wenig Anreize.

„Unternehmen, die in Asien agieren, bekommen kaum Druck. Dabei weiß die ganze Industrie Bescheid und trotzdem wird sich auf kurzfristige Lösungen und weniger auf langfristige Veränderungen konzentriert.“

Der "Semiconductor Emission Explorer" ist genau hierfür also eine Orientierungshilfe. Mit transparenten Daten und einer besseren Vergleichbarkeit sollen Unternehmen und Politiker:innen nachhaltigere Entscheidungen treffen können. Dass das dringend nötig ist, zeigt laut Julia Hess ein aktuelles Beispiel.

AI Continent Plan unterstreicht Bedarf an zuverlässigen Daten

Mit ihrem "AI Continent Plan" strebt die Europäische Kommission eine weltweite Führungsrolle im Bereich der künstlichen Intelligenz an. Die erst im April 2025 vorgestellte Strategie schafft dabei wirtschaftliche und technologische Rahmenbedingungen, um eine europäische KI zu entwickeln und langfristig anzuwenden.

Teil dieses Plans ist die Errichtung von fünf AI-Gigafactories, die Entwickler:innen die technische Grundlage für die Entwicklung einer europäischen KI beziehungsweise eines europäischen LLMs stellen sollen. Jedes dieser Rechenzentren soll dabei rund 100.000 KI-Chips enthalten. Julia Hess nennt diesen Plan als Beispiel dafür, dass in der Technologiepolitik eine langfristige Strategie mit Augenmaß fehlt:

"Es fehlt an vielen Stellen eine Koordinierung von Strategien im Halbleiter- und KI-Bereich, die Ziele aneinander anzupassen und Synergien zu schaffen. Vielleicht sollten wir erst einmal überlegen: Wofür brauchen wir Gigafactories?" Deren Errichtung würde einerseits viel Geld verschlingen, das dann wiederum für Nachhaltigkeitsprojekte fehlt. Andererseits benötigen wir dafür wiederum Halbleiter, die aktuell nicht nachhaltig und lokal produziert werden – und die womöglich nach wenigen Jahren bereits wieder veraltet sind.

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