Der noch immer andauernde Bürgerkrieg in Syrien hat tiefe Spuren hinterlassen. Hunderttausende Menschen sind umgekommen, Millionen haben das Land verlassen. Viele Städte sind großflächig zerstört, die Infrastruktur liegt brach. Öffentliche Einrichtungen können meist nur ungenügend mit Strom versorgt werden. Besonders Krankenhäuser trifft die fehlende Stromversorgung hart.
„In den vergangenen drei Monaten wurden 34 medizinische Einrichtungen im Nordwesten Syriens bombardiert. Nach acht Jahren des Konflikts ist das Stromnetz in weiten Teilen Syriens dysfunktional geworden, so dass viele Gesundheitseinrichtungen von Dieselgeneratoren für den Strom abhängig sind“, sagte Dr. Anas Al Kassem, Vorstandsmitglied von UOSSM (Union of Medical Care and Relief Organizations), im Juli 2019 in einer Pressemitteilung der Organisation.
Die Abhängigkeit von Diesel bedeute jedoch ein Risiko: Die regelmäßigen Versorgungsengpässe sowie die Erhöhung der Dieselpreise gefährdet die Patienten. 2015 führte ein solcher Engpass zu einer humanitären Katastrophe: Die Städte Aleppo, Idlib und weitere Regionen wurden damals von der Dieselversorgung abgeschnitten. Für 25 Tage waren die dortigen Krankenhäuser ohne Strom; die schlechte Versorgungslage forderte Todesopfer. In der Folge gründete Mitglieder der UOSSM eine der größten medizinischen NGOs in Syrien mit über 2.000 Mitarbeitern. 2016 wurde die Initiative Syria Solar ins Leben gerufen, mit dem Ziel, das Gesundheitssystem landesweit auf erneuerbare Energien umzustellen.
Sonne statt Diesel: Syria Solar installiert Photovoltaikanlagen
Die erste Photovoltaik-Anlage installierte die Initiative 2017 in einem Krankenhaus im Norden Syriens. Diese Solaranlage deckt 20 bis 30 Prozent des täglichen Energiebedarfes. Bei Dieselmangel werden die wichtigsten Bereiche – Operationssäle, Intensivstationen und Notaufnahmen – weiterhin mit Solarstrom versorgt. Im Juli 2019 erfolgte die Installation der zweiten Solaranalage in einem Krankenhaus im Nordwesten, welches mit seiner Spezialisierung auf Orthopädie als eines der wichtigsten gilt. Die Initiative erwartet, dass durch die Anlage 60.000 Liter Dieselkraftstoff pro Jahr eingespart werden können, was etwa 40 bis 45 Prozent der jährlichen Energiekosten für das Krankenhaus entspräche.
„Erneuerbare Energie ist insbesondere für Gesundheitseinrichtungen notwendig, um sicherzustellen, dass die Versorgung der Bevölkerung auch weiterhin ohne Unterbrechungen erfolgen kann. Sie hat nicht nur das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Energie nutzen, zu demokratisieren, sondern kann auch die wichtigsten Faktoren für ein funktionierendes Gesundheitssystem identifizieren“, erklärte Talal Kanaan, Gründer der Initiativen Syria Solar und HIRS in einer Pressemitteilung.
Bis 2020 sollen mehr als 45 Gesundheitseinrichtungen im Nordwesten Syriens Solarenergie als Hauptstromquelle nutzen, dies soll in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden im Nordwesten Syriens erreicht werden. Die Umstellung auf Solarenergie wird von verschiedenen internationalen Organisationen und syrischen NGOs umgesetzt.