Als 1853 der Schweinfurter Fritz Fischer das bis dahin gängige Laufrad mit einem Pedal ausstattete, begann ein Siegeszug des Rades und ließ es zu einem Verkehrsmittel werden, das aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Alleine in Deutschland besitzen fast alle Bürgerinnen und Bürger einen Drahtesel. 2017 gab es in der Bundesrepublik mehr als 73 Millionen Räder und die Tendenz ist steigend.
Doch kaum eine Stadt wird so mit dem Radfahren verbunden wie Amsterdam, das sich selbst als „Stadt der Fahrräder“ bezeichnet (obwohl Kopenhagen immer wieder als fahrradfreundlichste Stadt weltweit ausgezeichnet wird). Täglich werden in der niederländischen Hauptstadt rund zwei Millionen Kilometer mit dem umweltfreundlichen und muskelbetriebenen Verkehrsmittel zurück gelegt. Schätzungen zufolge entspricht die mit den Pedalen erzeugte Energie rund 19.500 Kilowattstunden – und das jeden Tag. Damit könnten 19.500 Kühlschränke zwei Tage laufen, 19.500 Essen für vier Personen gekocht werden oder 19.500 Menschen sich alle drei Teile der Herr der Ringe-Trilogie anschauen.
Für Guillaume Roukhomovsky and Blaž Verhnjak ist das jedenfalls viel zu viel ungenutzte Energie. Mit ihrem Startup S-Park wollen die beiden Niederländer dies nun ändern. Eine eingebauter Akku im Vorderreifen soll die erradelte Energie speichern und an spezielle Fahrradständer abgeben, die dann wiederum den gewonnen Strom ins Stromnetz einspeisen. Zwar ist S-Park erst am Anfang und ein Prototyp noch nicht fertig gestellt, doch hoffen die beiden Gründer auf den grünen Willen der niederländischen Hauptstadt.
Bis 2025 will Amsterdam ein Viertel seines Strombedarfs aus regnerativen Energien beziehen und darüber hinaus rund 90 Millionen Euro in den nächsten Jahren in Fahrradinfrastruktur investieren. Doch auch darüber hinaus will S-Park Fördermittel für den ersten Prototyp gewinnen. S-förmige Radständer sollen es werden, an denen 30 Drahtesel angedockt werden und so innerhalb kürzester Zeit ein Kilowatt Strom ins Stromnetz einfließen können. Die Clean Energy Challenge hat die Idee bereits aufgenommen und das Startup aus Amsterdam für den Wettbewerb 2019 nominiert.