Smart und grün soll die Wirtschaft werden. Beim diesjährigen Ecosummit im Berlin trafen sich Gründer und Investoren der Green Economy. Pläne, Konzepte und Geschäftsmodelle wurden präsentiert und in mehreren Pitches Kapitalgeber gesucht.
„Repower America” hieß es bei Al Gore und Ecosummit-Gründer Jan Michael Hess nahm seine Losung auf: „Repower Earth” gab er zur Eröffnung als Motto aus. Na dann mal los: Den Anfang beim Ecosummit machte die Keynote von Michael Braungart, einigen sicherlich als Co-Entwickler des Cradle-to-Cradle-Konzepts bekannt.
Braungart ging in seiner Keynote auf Fallstricke des ökologischen Denkens ein – er nennt es „Ökologismus”. Wir fühlen uns schuldig, sagt er, weil wir den Planeten herunterwirtschaften – und wollen unseren ökologischen Fußabdruck reduzieren. Aber das, so sein Argument, heißt immer nur „weniger schlecht” statt „wirklich gut”. Denkt man das zuende, wäre es eigentlich besser, wir wären gar nicht da – auch keine schöne Vorstellung. „Schuldmanagement wird uns nicht helfen”, sagt Braungart.
Auf Ethik allein zu setzen, reicht also nicht, folgt man ihm. Oder um es mit Bill Clinton zu sagen: It’s the economy, stupid. Claudia Kemfert, Energieexpertin am DIW, führte dann aus, weshalb Klimaschutz sich immer stärker als Wirtschaftsmotor der Zukunft abzeichnet. Wie eine solche zukunftsfähige Wirtschaft konkret aussehen könnte, konnte man anschließend in den parallelen Sessions schon einmal begutachten – in „Sonne” und „Wind”, wie die beiden Räume im Skandic-Hotel am Potsdamer Platz benannt waren.
Ich habe mir den „Early Stage Startup Pitch” angesehen – und sicherlich andere spannende Vorstellungen im gut gefüllten Programm verpasst. Hier eine Auswahl:
Mein persönliches Highlight waren die Präsentationen von tamyca und flinc. Zwei Startups, die die Idee „Nutzen statt Besitzen“ im Bereich der Mobilität aufgreifen: tamyca („Take my car”) ist eine Plattform für privates Carsharing. Wer sein Auto vermieten will, registriert es dort, legt einen Preis fest und auch, an wen es vermietet werden soll. Wer eins sucht, kann auf der Website ein passendes finden und gegen eine Pauschale und Benzinkosten ausleihen. Versicherung ist auch dabei.
Bei flinc wiederum geht es um Mitfahrgelegenheiten, wenn man ohnehin schon unterwegs ist – indem es Chaffeur und Mitfahrer per Navi und Mobilfon-App vermittelt. Sucht man eine Mitfahrgelegenheit, schaut die App nach, ob gerade jemand eine passende Route fährt. Treffen sich die Routen und man kommt überein, dirigiert das Navi den Chaffeur zum Mitfahrer-Standort. Mit der nötigen Nutzerbasis könnte das was werden.
Weitere Startups waren beim Pitch dabei:
Ein Dienstleister für virtuelle Events ist ubivent. Virtuelle Events sind zum Beispiel Messen im Internet. Das kann nicht nur Kosten, sondern auch CO2-Emissionen sparen.
Next Kraftwerke bündelt Notstromaggregate und andere Anlagen zu „virtuellen Kraftwerken“. Die können Schwankungen im Stromnetz ausgleichen und so einen Beitrag zu Smart Grids, also intelligenten Stromnetzen liefern.
Das Unternehmen FutureE arbeitet an neuartigen Brennstoffzellen-Systemen. Als Physik-Abwähler musste ich bei dieser Präsentation allerdings passen (Ergänzungen gern).
Bei ecogood kann man sich über seinen persönlichen CO2-Fußabdruck informieren und Kompensationsprojekte unterstützen.
Sunfire arbeitet an Verfahren, CO2 und Wasser wieder in Flüssigkraftstoffe umzuwandeln. Mehr dazu gibt es bei cleanthinking.
Fazit: Der Ecosummit hat viele innovative Ansätze für eine „smart green economy” versammelt und vorgestellt – sie werden gebraucht.
(Fotos gibt es hier leider noch nicht, da mein Akku sich auf der Konferenz verabschiedete. Wir reichen aber Fotos nach.)
RESET ist Medienpartner des Ecosummit 2011.