Die Ernährung der Weltbevölkerung stellt bereits jetzt eine große Herausforderung dar. Zwar wären grundsätzlich ausreichend Ressourcen für alle da, aber diese sind sehr ungleich verteilt. Die massive Lebensmittelverschwendung weltweit (ca. 1,3 Milliarden Tonnen jährlich) zeigt das leider eindrücklich. Hunger leiden Menschen vor allem in weniger entwickelten, ländlichen Regionen mit mangelnder Infrastruktur. Mit wachsender Weltbevölkerung wird es zunehmend schwieriger, Ernährungssicherheit für alle zu erreichen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden bis 2050 etwa zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Mit einem besonders starken Bevölkerungswachstum wird dabei vor allem in den ärmsten Ländern der Welt gerechnet.
Um alle Menschen ausreichend und gesund ernähren zu können, müssen nachhaltige Konzepte für die Landwirtschaft her. Monokulturen und massive Tierhaltung mit enormen Methan-Emissionen, viel zu hohe Nitratwerte durch Überdüngung, aggressive Pflanzenschutzmittel, die zum Insektensterben beitragen – ein „Weiter so!“ wie bisher kann es nicht geben. Denn dann machen wir unsere Böden so kaputt, dass dort über kurz oder lang gar nichts mehr wachsen kann. Und zusätzlich würden wir weitere hohe CO2-Emissionen verursachen, die wiederum den Klimawandel beschleunigen. Mit Fortschreiten des Klimawandels droht wiederum der Verlust landwirtschaftlich nutzbarer Flächen… Ein Teufelskreis?
Es geht auch anders: Viele Projekte zeigen, dass es Wege aus diesem negativen Kreislauf gibt und entwickeln innovative Lösungen für einen nachhaltigen Anbau. Dazu gehört auch das niederländische Startup SOLHO, das ein besonderes Energie(speicher)system für Gewächshäuser entwickelt. Das modulare System ist unabhängig von einem Zugang zum Stromnetz und versorgt das Gewächshaus rund um die Uhr mit der nötigen Energie aus ausschließlich erneuerbaren Quellen. Und nach Angaben von SOLHO können dabei bis zu 90 Prozent der Betriebskosten sowie bis zu 75 Prozent der CO2-Emissionen gegenüber herkömmlichen Systemen eingespart werden.
Der Anbau ohne Strom – so funktioniert’s
Beim sogenannten SPRHOUT-System („Solar PoweRed Horticultural Off-grid Unit“) wird Solarenergie mit thermischen Sonnenkollektoren in Form von Wärme gewonnen. Diese wird in einem effizienten thermischen Energiespeichersystem, einem Meer- oder Abwasserbassin, zwischengespeichert. Über Algorithmen werden die genauen Anforderungen des Gewächshauses bestimmt – und genau diese Bedarfe an Wärme oder Kühlung, Strom, Frischwasser und CO2 dem System zugeführt.
SOLHO hat sein Off-Grid-System vor allem für den Einsatz in Regionen des globalen Südens entwickelt, wo es viel Sonnenschein, aber oft nur einen begrenzten Zugang zu anderen Ressourcen und Infrastruktur gibt. SPRHOUT soll für Anbauprojekte von 0,1 bis 30 Hektar skalierbar sein und ist auch ohne umfangreiches technisches Know-how bedienbar.
Aktuell arbeiten die Niederländer an der Design-Finalisierung ihres Projekts. Getestet wird das System in Kooperation mit einem der größten niederländischen Gewächshaushersteller im Süden Frankreichs. Noch in diesem Jahr soll das System einsatzbereit sein. Zudem wird weiter am thermischen Energiespeichersystem getüftelt, um es noch effizienter zu gestalten. Für sein SPROUHT-System wurde SOLHO bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem bei den Startup Energy Transition Awards 2018.
Wir haben bei RESET schon häufiger über innovative Gewächshäuser berichtet, z.B. über das Projekt Seawater Greenhouse, das die Wüste zu einem ertragreichen Garten machen und dazu noch Strom und Süßwasser liefern soll. Und auch in der Arktis können nachhaltig Lebensmittel angebaut werden: Dort testet das Non-Profit-Unternehmen Growing North spezielle Vertical-Farming-Gewächshäuser.