Bevor der Mensch den Boden in Besitz nahm und einzäunte, später dann Traktoren darauf herumdonnern ließ, den Wasserkreislauf zerstörte und die Erde mit Pestiziden verseuchte, kamen Insekten eigentlich auch ganz gut ohne uns aus. Der Mensch wiederum ist und bleibt von diesen kleinen Geschöpfen abhängig, denn Bienen und andere Insekten wie Schmetterlinge, Käfer und Fliegen bestäuben ca. 70 Prozent der Nutzpflanzen, die dem Menschen als Nahrungsgrundlage dienen.
Nun schwinden seit einigen Jahren die Bienen- und Insektenpopulationen in den meisten Teilen dieser Erde, allen voran in den USA und Europa. Die Gründe hierfür sind zahlreich: Düngemittel, die aus Stickstoffverbindungen bestehen und in der Landwirtschaft eingesetzt werden, Abgase von Autos und Fabriken, die ebenfalls Unmengen an Stickstoffverbindungen in die Umwelt befördern und nicht zuletzt die einseitige Bewirtschaftung der Felder, die vielen Blühpflanzen die Lebensgrundlage raubt und einer vielfältigen Landschaft im Wege steht – und somit auch einer artenreichen Tierwelt.
All dies ist bekannt, doch Maßnahmen, die dem entgegensteuern werden bisher nicht in ernstzunehmendem Maße ergriffen. Entsprechend verschlimmert sich das Problem, das in der Folge auch uns Menschen massiv betrifft, immer weiter. Doch Wissenschaftler glauben nun etwas gefunden zu haben, das die fatale Entwicklung aufhalten könnte: Solarparks.
Insektenfreundliche Solarparks
Forscher des Argonne National Laboratory des U.S. Department of Energy (DOE) Argonne haben untersucht, ob grundsätzlich das Leben für Insekten in der Nähe von Solaranlagen möglich ist. Die Wissenschaftler prüften 3.000 Solaranlagen in den USA und kamen zu dem Schluss, dass das Gebiet um die Solarmodule sogar ein idealer Standort für bestäubungsfreundliche Pflanzen sei und bei besserer Bepflanzung auch zahlreiche Vorteile für Bestäuber (und folglich für uns) bieten könnte.
Die Flächen um Solaranlagen sind derzeit meist mit Schotter oder Torfgras bedeckt, um die Erde unter den Modulen abzudecken – keine guten Voraussetzungen für eine blühende Vegetation. Für eine artenreiche Pflanzenwelt braucht es das Ausbringen spezieller Saatgutmischungen, was zunächst mit höheren Kosten verbunden ist, langfristig allerdings die Wartungskosten senken kann, da Mäharbeiten und Anwendungen mit Herbiziden überflüssig werden. Darüber hinaus sorgt die richtige Mischung aus niedrig wachsenden Blütenpflanzen dafür, dass hohe Gräser und Unkräuter keine Schatten auf die Solarmodule werfen.
Die Schaffung neuer Lebensräume hat außerdem noch einen positiven Effekt auf die Ernteerträge in der Umgebung der Solarparks, da Insekten, allen voran Bienen, die sich im Solarpark ansiedeln, auch umliegende Flächen anfliegen. Den Landwirten käme dies zugute: Laut Forschern sind nur ein Prozent Ertragssteigerung auf den Feldern notwendig, um die Ernteeinnahmen um Millionen von Dollar zu verbessern. Die Kombination von bestäubungsfreundlichen Pflanzen und Solarpanels in der Nähe von landwirtschaftlichen Standorten wäre somit eine Win-Win-Win-Situation für saubere Energie, Landwirtschaft und natürlich für alle Insekten.
Man muss übrigens nicht Eigentümer eines Solarparks oder Imker sein, um den Insekten zu helfen: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat eine App für Bienenfreunde entwickelt, die darüber aufklärt, wie man das Insekt auf dem heimischen Balkon oder im Garten am besten schützt und pflegt (z.B. Bestäuber-freundliches Saatgut verwenden, um den Insekten Nahrung und Schutz zu bieten). Auch das von der Berliner Stadtgüter GmbH initiierte Projekt Mitschwärmen! setzt sich für kleinen Krabbler ein: Gemeinsam mit vielen Pächtern von Freilandflächen werden spezielle Blühstreifen an den Feldsäumen angelegt, Hecken zwischen den Feldern gepflanzt, Totholz als Nisthöfe einfach liegengelassen und Streuobstwiesen angelegt. Der Einsatz von Chemie wird dabei möglichst vermieden.
Wir haben hier noch viele weitere Tipps zusammengetragen, wie du selbst zum Bienenretter werden kannst!
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Thorge Jans. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.