Solarbertriebener Wassererhitzer ist in nur 15 Minuten einsatzbereit

Geräte, die mithilfe von Sonnenwärme Wasser erhitzen, gibt es schon seit einiger Zeit – aufgrund ihrer hohen Kosten und der Größe aber meist nur für eher wohlhabende Menschen. Eine neue Flat-Pack-Version will das ändern.

Autor*in Mark Newton:

Übersetzung Lara Sophie Sander, 25.04.22

Heißes Wasser ist ein Luxus, der für viele von uns selbstverständlich ist. Wir drehen den Wasserhahn auf und im Handumdrehen kommt kochend heißes Wasser heraus. Natürlich ist das nicht überall auf der Welt der Fall und selbst im Globalen Norden ist heißes Wasser mit Kosten verbunden. So werden zum Beispiel 78 Prozent der Warmwasserboiler im Vereinigten Königreich immer noch mit Gas betrieben.

Neue Technologien sind jedoch in der Entwicklung, um diesen Kreislauf aufzubrechen. Denn es gibt bereits einen riesigen, natürlichen Wassererhitzer: die Sonne. Solarthermie – die Erwärmung von Wasser mit Hilfe der Sonnenenergie – existiert schon seit Jahren, trotzdem ist diese Technologie nicht ganz ohne Schwierigkeiten. Herkömmliche solarthermische Heizungen sind groß und unhandlich, erfordern Spezialisten und sind oft von zweifelhaftem wirtschaftlichem Nutzen. Das schottische Startup-Unternehmen SolarisKit will nun all diese Herausforderungen mit einer einfach bedienbaren Lösung angehen.

SolarisKit hat mit dem SolarisKit S400 die weltweit erste flach verpackbare Solarheizung entwickelt. Mit einfachen Bauteilen soll jede und jeder in der Lage sein, einen Warmwasserbereiter innerhalb von nur etwa 15 Minuten aufzubauen. Der Bausatz besteht aus einem pyramidenförmigen Kunststoffrahmen und einem Prisma, in den ein gewickeltes Kunststoffrohr eingebaut ist. Kaltes Wasser aus dem Leitungsnetz wird in das untere Ende des Geräts gepumpt, das dann die Länge des gewundenen Rohrs durchläuft und dabei die Wärme der Sonne aufnimmt. Am anderen Ende kommt warmes Wasser zum Baden oder Waschen mit einer Temperatur von bis zu 50 Grad Celsius heraus.

Eine günstigere, sauberere Methode, Wasser zu erwärmen

Nach Angaben von SolarisKit bietet ihre Konstruktion einige große Vorteile gegenüber bisherigen Systemen. Erstens ist das Gerät viel einfacher zu transportieren, denn herkömmliche solarthermische Anlagen sind oft groß und zerbrechlich. Ihre sperrige Form bedeutet auch, dass sie besondere logistische Anforderungen erfüllen müssen, was ihren Transport teurer und unbequemer macht. Im Vergleich dazu benötigt das SolarisKit keine besonderen Transportbedingungen und kann, wie jedes andere Produkt, mit der Post verschickt werden. Durch die robusten Basismaterialien ist auch die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass der Bausatz beim Transport beschädigt wird.

All dies trägt zu einem weiteren großen Vorzug des Geräts bei: den Kosten. Vollständige solarthermische Systeme kosten in der Regel zwischen 3.000 und 7.000 USD, einschließlich Ausrüstung und Arbeitsaufwand für ihre Installation. Das macht sie daher meist nur für wohlhabendere Hausbesitzer*innen zugänglich. Tatsächlich werden die meisten solarthermischen Anlagen als Poolheizungen beworben, was schon auf ihre typische Käuferschaft hindeutet. Das SolarisKit hingegen kostet dank seines einfachen Designs und Transports nur 100 USD, was es für unterschiedliche Haushalte in verschiedenen Regionen der Welt attraktiv macht.

Schließlich wirbt SolarisKit auch damit, dass es umweltfreundlicher ist als andere Technologien. Die Verwendung von Solarthermie spart im Vergleich zu Systemen auf Grundlager fossiler Brennstoffe bereits große Mengen an Energie und CO2-Emissionen. Die Heizungen werden nach „gCO2eq/kWh“ eingestuft – oder einfacher ausgedrückt, wie viele Gramm Kohlendioxidäquivalent pro Kilowattstunde Strom erzeugt werden. Ölheizungen liegen im Bereich von 310-550, während Gasheizungen etwa 210-380 erreichen. Ein solarthermisches Gerät erzeugt nur etwa 10-35, wobei der größte Teil davon auf die Herstellung und den Transport entfällt.

Für das SolarisKit S400 gibt es verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Obwohl es in Nordeuropa schon gut funktioniert, wird seine Fähigkeit, Wasser zu erwärmen, drastisch verbessert, wenn man sich dem Äquator nähert. In einer Diskussion mit der BBC hob CEO Faisal Ghani das Potenzial des Flachheizgeräts hervor, die Gesundheits- und Sanitärversorgung im Globalen Süden zu verbessern. Denn vielerorts werden fossile Brennstoffe, manchmal in geschlossenen Räumen, zur Warmwasserbereitung verwendet. Im Rahmen eines Pilotprojekts verteilte Solariskit den S400 an Hausbesitzer*innen in Ruanda, um die Leistung des Geräts unter realen Bedingungen zu testen. Ein Nutzer berichtete, dass das Gerät seine sechsköpfige Familie mit gleichmäßig warmem Wasser (15 Grad Celsius) versorgte.

Es gibt jedoch einige Einschränkungen für den Einsatz des SolarisKit in benachteiligten oder unterversorgten Gebieten. Vor allem ist ein aktiver Wasseranschluss erforderlich, was bedeutet, dass er vermutlich nur Familien mit mittlerem Einkommen in Ruanda und anderswo zur Verfügung stehen dürfte. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Pilotprojekts 60 Kits an 5 Standorten verteilt, was bedeutet, dass jeder Pilothaushalt mehrere S400 betreiben müsste, um die benötigte Menge an warmem Wasser zu erhalten – und das würde die Kosten drastisch erhöhen.

Vor diesem Hintergrund vermarktet SolarisKit seine Produkte weiter vor allem an Haus- und Poolbesitzer*innen, Unternehmen und die Industrie sowie an Campingplätze.

Das Start-Up sucht jedoch weiterhin nach Möglichkeiten, die Solarthermie für mehr Menschen zugänglich zu machen. Derzeit entwickelt das Unternehmen eine neue, durch Schwerkraft gespeiste Version, die ohne Wasseranschluss oder Pumpe auskommt, was die Anwendung für Nutzer*innen im Globalen Süden potenziell sehr viel einfacher machen könne.

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