Die Plattform Horizon wird momentan bei den laufenden Klimaverhandlungen in Paris getestet und soll den unzähligen dortigen Experten, NGOs, PolitikerInnen, Unternehmen und Medien die Meinung der Öffentlichkeit auf einem Blick aufbereiten.
Die Öffentlichkeit eines jeden Landes auf einem sich bewegenden Globus – Really?
Um genau zu sein, spiegelt das Tool laufende Diskussionen bei Social-Media-Plattformen wie Twitter und den unzähligen Internetforen wieder. Damit beschränkt sich „Öffentlichkeit“ auf die Menschen mit Internetzugang, die sich über Klimawandel austauschen. Dennoch kann das Tool helfen, um bei den Entwicklungen der zahlreichen Streitfragen und öffentlichen Meinungsbilder auf dem Laufenden zu bleiben. Da jedoch nur themenspezifische Meinungsbeiträge erfasst werden, wird es wohl auch in Zukunft ganz normale Umfragen geben, um repräsentative Meinungsbilder zur erstellen.
Und was hab ich damit zu tun?
Interessant sind die Daten der Meinungsbilder nicht nur für EntscheidungsträgerInnen und Pressevertretende. Zum einen mag es manchmal beruhigend sein, mit einer Meinung nicht alleine dazustehen. Zum anderen werden auf der Plattform aber auch die Positionen der Verhandlungsführernden, der NGOs und Medienschaffenden in Echtzeit dargestellt. Deren Argumente sind zudem gewichtet.
Zusammengefasst: Das Tool hat keinen geringeren Anspruch, als die Klimaverhandlungen mit ihren etwa 40.000 Teilnehmenden, die dort mal mehr und mal weniger effektiv auf den Prozess einwirken, abzubilden.
Doch auch ohne diese Abbildung der Verhandlungen ist es ziemlich interessant, die öffentlichen Meinungen der verschiedenen Länder zu vergleichen. Der Frage ob Klimawandel Migration verursacht, stimmen beispielsweise in Deutschland nur 63 Prozent zu – in Nigeria sind es 91 Prozent. Klimaflucht ist vor allem für 40 Inselstaaten, die sich vornehmlich im Pazifik befinden, bereits heute ein drängendes Problem. 68 Prozent der Internetnutzer stimmen für den Status „Klimaflüchtling“ – in Japan sind es jedoch nur 46 Prozent. Die verhaltene Einstellung der dortigen Bevölkerung spiegelt sich in der Haltung ihrer Regierung wieder – im vergangenen Jahr wurden nur 11 von 5.000 Asylanträgen stattgegeben.
Zu analysieren, was du schreibst ist oldschool – jetzt sind deine Gefühle dran!
Seit kurzem gibt es zusätzliche Funktionen und Analysen, die das Ausmass des Engagements und der Emotionen, die ein Thema auslöst, beschreiben. Horizon beschreibt dabei auch die Arten der Emotionen, also etwa Überraschung, Ekel oder Ärger. Im Hinblick auf das Artensterben dominieren beispielsweise „Angst“ und „Erwartung“ die erfassten Internetnutzenden.
Langfristig könnte das Tool bei weiteren Konferenzen, Wahlen oder aber auch für Marketingzwecke genutzt werden. Entwickelt wurde es durch das Social Media Lab der ETH Lausanne mit Unterstützung der Avril Group, einem im Nahrungs- und Futtermittelsektor tätigen Unternehmen.