So setzen junge Gründer aus Europa bereits die Circular Economy um

Circular Economy: Was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Miriam Kehl von Green Alley erklärt, worum es dabei geht und stellt Pioniere vor.

Autor*in Gast , 12.07.16

Mit der Circular Economy ist eine Wirtschaft gemeint, in der Ressourcen gespart und möglichst viele wiederverwertet werden. Damit schonen wir nicht nur Umwelt und Klima, sondern verschaffen unserer Industrie auch Wettbewerbsvorteile, neue Technologien und Arbeitsplätze. Es entsteht eine ganz neue Art zu denken und zu handeln: weg vom bisherigen Konzept  des „Herstellens, Benutzens, Wegwerfens“ hin zu „Kreisläufe schließen“. Was wir bisher als Abfall bezeichnen, wird zur Ressource. In der Bevölkerung ist dieses Bewusstsein bereits angekommen: Immer mehr Verbraucher schätzen umweltfreundliche Produkte, nutzen Sharing-Konzepte oder An- und Verkaufsplattformen und trennen ihre Abfälle.

Die europäische Politik diskutiert derzeit noch heiß, welche Ziele eine Circular Economy erfüllen soll. Doch es sind mutige junge Gründer, Macher mit ihren Startups aus ganz Europa, die bereits aktiv sind und diese neue Art des Wirtschaftens umsetzen. Mutig sind sie deshalb, weil sie erst einmal viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um neue Ansätze zu etablieren. Das erleben wir von Green Alley immer wieder und helfen und fördern genau solche Umdenker mit ihren Geschäftsmodellen.

Drei Pioniere der Circular Economy

Da ist zum Beispiel der Brite Tom Robinson: Der ehemalige Architekturstudent Robinson konnte nicht verstehen,  wie umweltschädlich Gipsplatten sind und dennoch weiterhin und bedenkenlos eingesetzt werden. Zur Trennung von Räumen sind sie bislang unerlässlich, doch allein beim Bau der Wände fallen Tonnen von Verschnitt an – allein in Deutschland etwa eine halbe Million. Zudem ist die Entsorgung kritisch: der Baustoff enthält Gifte wie Sulfate und daher gehören die Plattenreste in den Sondermüll. Der heute 29-jährige Robinson hat deshalb das Start-up Adpatavate gegründet und das „Breathaboard“ entwickelt, eine 100 Prozent recycelbare Wandverkleidung, die zu größten Teilen aus Abfällen der Landwirtschaft hergestellt ist. Mit seiner gesunden Alternative zu Gipsplatten will Tom die Baubranche revolutionieren.

Einem ganz anderen, drängenden Problem nimmt sich das finnische Start-up RePack an. Fast jeder von uns tut es – es ist ja auch so einfach und bequem: Online einkaufen. Egal ob Kleidung, Bücher oder auch Essen; mit unserer Lieblingsbestellung landen auch Verpackungsmaterialien in unseren eigenen vier Wänden. Pro Kopf und Jahr sind dies im Durchschnitt mehr als 200 Kilogramm, Tendenz steigend. Jonne Hellgren und das Team von RePack haben deshalb eine Versandtasche entwickelt, die bis zu 20 Mal wiederverwendet werden kann. Der Käufer zahlt beim Online-Shopping eine Art Pfand für die wiederverwendbare Versandtasche RePack. Sobald er seine Ware erhalten hat, wirft er RePack in den nächsten Briefkasten ein und erhält einen Gutschein für den nächsten Einkauf. Das finnische Start-up konnte bereits die ersten Modelabels für sich gewinnen – und ihre Ware wird bereits in der wiederverwendbaren Tasche verschickt.

Auch in Deutschland gibt es Circular Economy-Pioniere: zum Beispiel FoodLoop aus Köln. Die App verrät den Konsumenten in Echtzeit, welche Lebensmittel in welchem Supermarkt nah an ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum sind und zu einem reduzierten Preis angeboten werden. FoodLoop will damit der Lebensmittelverschwendung ein Ende bereiten. Ein wichtiger Auftrag: Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat errechnet, dass in Europa jährlich 280 Kilogramm Lebensmittel pro Einwohner im Müll landen. Und das, obwohl ihr Verfallsdatum noch nicht erreicht ist. Erst jüngst hat auch das Umweltministerium erklärt, dass es dieses Problem dringend anzugehen gilt und auch in dem Circular Economy Package der europäischen Union ist dies als eins von fünf Schwerpunktthemen definiert worden. Mit seiner praktischen App ist FoodLoop der Politik einen Schritt voraus.

Wenn wir es ernst meinen mit der Umsetzung einer Circular Economy und ihre Vorteile nutzen wollen, braucht es noch viel mehr solcher Ideen wie die von Adaptavate, RePack und FoodLoop. Sie alle sind übrigens Gewinner des Green Alley Awards – Europas einzigem Gründerpreis in der Kreislaufwirtschaft.

In diesem Jahr läuft die Bewerbungsfrist übrigens noch bis zum 27. Juli: Gründer können sich mit ihren Ideen und Geschäftsmodelle bei uns bewerben – packen wir es gemeinsam an: www.green-alley-award.com!

Über die Autorin:

Miriam Kehl ist Referentin des Vorstands der Landbell AG und Associate Director bei Green Alley, ein Gründerförderer für Start-ups aus dem Umweltbereich, insbesondere für innovative Ideen im Bereich Recycling, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft.

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