Geflüchtete sind mit einer Vielzahl von Hindernissen konfrontiert, wenn sie sich um eine Hochschulausbildung bemühen. Oft mangelt es ihnen an finanziellen Möglichkeiten, um die Studiengebühren zu zahlen, ihnen fehlen wichtige Dokument oder ihr rechtlicher Status ist ungeklärt. Auch die begrenzte Anzahl an Studienplätzen oder Sprachbarrieren stellen hohe Hürden dar. Als unmittelbare Reaktion hierauf – nach der Beratung mit Politikern und Bildungseinrichtungen – gründeten Markus Kressler und Vincent Zimmer gemeinsam die Initiative Kiron in Berlin.
Kiron ermöglicht Geflüchteten weltweit den Zugang zu Hochschulbildung über digitale Lösungen und Partnerschaften mit Universitäten. Die Initiative verlangt keine Gebühren und die Studierenden können unabhängig von ihrem Aufenthaltsort oder ihrer Aufenthaltssituation ein Studium beginnen. Kiron bietet Kurse in englischer Sprache an, weil Englisch die weltweit meist verbreitete Sprache und leicht zu erlernen ist.
So funktioniert Kiron Open Higher Education
Kiron hat ein innovatives Studienprogramm entwickelt, das aus zunächst zwei Jahren Online-Studium bei Kiron und zwei weiteren Jahren konventionellem Studium am Campus einer der Partneruniversitäten besteht.
Die Studierenden können aus fünf verschiedenen Studienrichtungen wählen: Business and Economics, Computer Science, Mechanical Engineering, Social Work oder Political Science. Die ersten zwei Jahre wird der Lehrplan von Kiron über sogenannte MOOCs (Massive Open Online Courses) gestellt. Diese Kurse wurden von führenden Universitäten konzipiert und über digitale Plattformen von externen Partnern bereitgestellt. Die MOOCs sind Teil von Kirons digitalem „Campus“, einer interaktiven Plattform, die über PCs und Mobilgeräte erreichbar ist und verschiedene Unterstützungsangebote und Foren für Studierende anbietet.
Nach zwei Jahren Kiron-Studium können die Studierenden sich bei einer der Partnerunis bewerben, um dort die nächsten zwei Jahre das gewählte Fach weiterzustudieren. Bei erfolgreichem Abschluss der Kurse bei Kiron und der Partneruniversität erlangen die Studierenden einen anerkannten Bachelor-Abschluss.
Kirons bisheriger Weg – und ein Blick in die Zukunft
Kiron wurde im März 2015 als Nichtregierungsorganisation gegründet und ist seitdem schnell gewachsen. Zu Beginn hatte die Organisation etwas über 1.000 eingeschriebene Studierende, jetzt sind es bereits 2.700. Zunächst war die Initiative ausschließlich auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen, heute beschäftigt Kiron mehr als 70 Angestellte, die von mehr als 400 Freiwilligen unterstützt werden. Darüber hinaus hat die Initiative bereits über 40 Partnerschaften mit Universitäten geschlossen. Kiron stellt regelmäßig eigene Studierende ein und hat mit zunehmendem Wachstum mehrere Standorte in verschiedenen Ländern eröffnet, vor allem in Deutschland, Frankreich und der Türkei.
Da ein großer Anteil der Dienstleistungen von Kiron auf digitalen Lösungen basiert, sind die Betriebskosten der Initiative gering: Ein komplettes Studienprogramm kostet pro Student 3.000 Euro bzw. 3.500 Euro, wenn zusätzlich ein Sprachkurs an der Kiron Language School absolviert wird. 2015 sammelte die Initiative über ein Crowdfunding 500.000 Euro ein, um das Projekt aufbauen zu können. Heute wird Kiron von mehreren großen Organisationen, Stiftungen, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen gefördert, u.a. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Derzeit sind nur 16 Prozent der Studierenden bei Kiron weiblich und die Organisation bemüht sich aktiv darum, mehr Studentinnen zu gewinnen, um diese Missverhältnis auszugleichen. Unter anderem hat die Organisation hierfür gerade den Women Recruitment Month ins Leben gerufen – eine öffentliche Kampagne, um für Chancengleichheit für Männer und Frauen zu werben und Frauen zu ermutigen, an den Kiron-Kursen teilzunehmen. Mit dem Hashtag #EmpowerFemaleEdu kannst zu der Kampagne beitragen oder mit #KironStudent oder #HigherEducation4Refugees dabei helfen, die Initiative bekannter zu machen.
Hier findet ihr alle wichtigen Jobbörsen und Initiativen für Geflüchtete auf einen Blick.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania und wurde zuerst auf unserer englischsprachigen Seite veröffentlicht.