Drohnen, intelligente Maschinen und Sensortechnik – laut einer repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom und des Deutschen Bauernverbands (DBV) sind das für jeden zweiten Bauern bereits täglich Brot. Denn das, was nach Science Fiction und Raumfahrt klingt, hilft Bauern ihre Erträge ökologisch verträglicher zu steigern, auf das Wohl einzelner Tiere einzugehen und Verbraucher an den Produktionsbedingungen teilhaben zu lassen.
„Die Landwirtschaft steht derzeit vor riesigen Herausforderungen: hoher Preisdruck, harte internationale Konkurrenz, weltwirtschaftliche Zwänge sowie steigende Anforderungen an die Qualität von Lebensmitteln und Umweltschutz.“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Eine effiziente und ressourcenschonende Bewirtschaftung ist deshalb wichtiger denn je. Dabei helfen digitale Technologien“, so Rohleder weiter.
Das kann die Landwirtschaft 4.0
Neue Sensortechniken und miteinander kommunizierende Maschinen geben dem landwirtschaftlichen Unternehmer ganz neue Möglichkeiten an die Hand: Die im Betrieb gewonnenen digitalisierten Daten werden ausgewertet und verknüpft, um Betriebsabläufe zu optimieren, die Tierhaltung zu verbessern und die Umwelt zu schonen. Landmaschinen, mit denen die Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzenpflege und Ernte digital erfolgt, nutzen bereits vier von zehn Landwirten beziehungsweise Lohnunternehmern (39 Prozent). Auch die Haltung der Nutztiere verändert sich durch die Digitalisierung: Über 50 Prozent aller Landwirte nutzen die sogenannte „tierindividuelle“ Fütterung. Dabei stellen Fütterungsautomaten eine alters- und leistungsoptimierte Ernährung des einzelnen Nutztieres sicher und alarmieren den Landwirt, wenn es bei der Fütterung Probleme gibt. So werden zum Beispiel kranke Tiere, die zu wenig fressen, schnell erkannt. Mehr als ein Drittel der Agrarunternehmer (37 Prozent) setzt außerdem auf Robotertechnik, mit der zum Beispiel der Stall gesäubert oder das Melken tiergerechter durchgeführt werden kann. Die Technologisierung der Landarbeit bedeutet für die modernen Bauern außerdem eine enorme körperliche Entlastung.
Sorge um Datensicherheit bremst die Digitalisierung
Ein weiterer Vorteil des Einsatzes neuer digitaler Technologien in der Landwirtschaft: Durch die real erhobenen Daten, Drohnen- oder Webcam-Videos aus dem Stall können sich Verbraucher in Echtzeit über die Produktionsbedingungen verschiedener Betriebe informieren. Nach diversen Lebensmittelskandalen stehen Agrarunternehmer unter großer Nachweis- und Dokumentationspflicht. Die neuen Technologien könnten hier den Zeitaufwand für die Dokumentation stark reduzieren.
Doch bei allen Vorteilen machen sich laut der Studie immerhin vier von zehn Befragten Sorgen um die Sicherheit ihrer Daten. 54 Prozent der Landwirte und Lohnunternehmer befürchten mehr staatliche Kontrollmöglichkeiten durch die Digitalisierung.
Wer sicher sein will, dass sein Steak von einer glücklichen, gesunden Kuh stammt und auf den Feldern – und sei es punktgenau programmiert – keine Pestizide und Pflanzengifte versprüht werden, sollte dennoch statt auf die Webcam auf Produkte mit einschlägigen Kennzeichnungen wie etwa Demeter oder Bioland zurückgreifen und im Zweifel selbst einmal auf dem Bauernhof vorbeifahren. Hilfe zur Orientierung bieten übrigens auch Apps wie beispielsweise die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entwickelte App „Siegelklarheit“, die wir für euch im App-Check unter die Lupe genommen haben.