Der Climate Action Tracker (CAT) der beiden Non-Profit-Institute Climate Analytics und NewClimate erfasst und analysiert seit über einem Jahrzehnt die Politik in Bezug auf Kohlenstoffemissionen. Die Berichte zeichnen in der Regel ein düsteres Bild. Der Dezember-Report 2020 deutet jedoch darauf hin, dass sich die Erwärmung des Klimas in Zukunft verlangsamen könnte – wenn sich die Staaten an ihre Vereinbarungen halten.
Nach dem Scheitern des Kopenhagener Klimagipfels im Jahr 2009 ging der Climate Action Tracker davon aus, dass die globale Temperatur bis zum Jahr 2100 um 3,5 Grad steigen würde. Diese Zahl wurde später nach unten korrigiert, insbesondere nach der Unterzeichnung des Pariser Abkommens im Jahr 2015. Doch noch im September dieses Jahres ging CAT von einer Steigerung um 2,7 Grad aus. Ihr Dezember-Bericht, der diese Woche veröffentlicht wurde, wurde diese Zahl allerdings weiter auf 2,1 Grad reduziert. Laut dem Bericht waren die wichtigsten Entwicklungen in diesem Zeitraum die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten und die chinesischen Zusagen, bis 2060 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Bidens Klimapolitik wird als eine große Umkehr von Trumps Politik gesehen, auf dessen Bestreben die USA das Pariser Abkommen verlassen hatten. Stattdessen hat Biden zugesagt, sich der internationalen Gemeinschaft bei den Klimabemühungen wieder anzuschließen und versprochen, den Netto-Null-Status in den USA bis 2050 zu erreichen. Laut CAT könnte die Politik der USA und Chinas allein den Temperaturanstieg um 0,1 bzw. 0,3 Grad reduzieren. Japan, Südkorea, Kanada und Südafrika haben ebenfalls ähnliche Ziele skizziert und auch die EU hat bereits nachgezogen.
Der Bericht betont jedoch, dass die Zahl von 2,1 Grad der Mittelwert eines „optimistischen Szenarios“ sei, bei dem sich die Staaten an die Vereinbarungen halten und sie effektiv umsetzen. Abgesehen davon ist diese Zahl immer noch höher als die in Paris festgelegten 1,5 Grad. Das ’nicht-optimistische‘ – manche würden wohl sagen das ‚realistische‘ – Szenario nennt dagegen einen mittleren Wert von 2,6 Grad Temperaturanstieg.
Kurzfristig müssen die Staaten noch mehr tun
Doch die meisten Klimawissenschaftler*innen sind sich sicher, dass wir den globalen Temperaturanstieg unter 1,5 Grad halten müssen, um katastrophale Umweltschäden und -auswirkungen zu vermeiden. Würden die Staaten keinerlei Klimaschutzmaßnahmen ergreifen und einfach den Trend der aktuellen Emissionen fortsetzen, könnten wir bis zum Ende des Jahrhunderts einen Anstieg der globalen Temperatur um bis zu 4,8 Grad erwarten.
Daher lobt der Bericht zwar die Staaten dafür, dass sie Maßnahmen ergreifen, fügt aber auch hinzu, dass viele Regierungen mehr tun müssen, um ihre kurzfristigen Ziele mit denen ihrer neuen Netto-Null-Versprechen in Einklang zu bringen. Der CAT-Bericht stellt fest:
„Die Frist für die Einreichung neuer und aktualisierter NDCs (Nationally Determined Contributions) Ende 2020 rückt schnell näher. Diese verstärkten NDCs sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Regierungen ihre Netto-Null-Ziele Mitte des Jahrhunderts erreichen können. Die Regierungen müssen auch detaillierte Umsetzungspläne entwickeln, um diese Ziele zu unterstützen.
Allerdings gibt es seit Paris im Jahr 2015 nur wenig positive Bewegung bei den Regierungen, um ihre NDC-Ziele für 2030 zu verbessern. Bis November 2020 hatte kein großer Emittent wesentlich aktualisierte NDCs seit der Verabschiedung des Pariser Abkommens vorgelegt. Darüber hinaus befinden sich die Regierungen mit ihrer aktuellen Politik auf einem Erwärmungspfad, der 0,8 Grad über unserer optimistischen Einschätzung des Netto-Null-Ziels liegt.“
Es gibt noch weitere Hindernisse auf dem Weg. Erstens haben nur Großbritannien und Neuseeland derzeit eine gesetzlich verankerte Netto-Null-Politik, alle anderen nationalen Pläne befinden sich erst in frühen Stadien der Entwicklung oder Diskussion. Es gibt auch mehrere große Staaten, die sich nicht auf eine ernsthafte politische Diskussion über Netto-Null-Ziele eingelassen haben oder diese später fallen gelassen haben, darunter Russland, Australien und Saudi-Arabien. Um den globalen Temperaturanstieg effektiv zu reduzieren, brauchen wir jedoch globale Anstrengungen, die alle großen Verschmutzerländer der Welt einschließt.
Dieser jüngste Bericht deutet darauf hin, dass sich die Weltgemeinschaft – zumindest auf dem Papier – weitgehend in die richtige Richtung bewegt. Und der verstärkte Fokus auf Umweltthemen über Länder, Regionen und unterschiedliche Demografien hinweg wird hoffentlich auch für Unterstützung und Druck sorgen, um sicherzustellen, dass die Ziele vereinbart und letztendlich erreicht werden.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.