Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt. Mit der Jahrtausendwende lebten zum ersten Mal mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Laut einem UN-Bericht werden 2050 rund zwei Drittel der Menschheit in Städten zuhause sein. Waren es 2015 noch vier Milliarden Menschen, wird voraussichtlich bereits 2030 eine weitere Milliarde Menschen in die Städten wohnen. Aus vielen Städten werden so immer größere Megacities. Bessere Arbeitsbedingungen, höherer Lebensstandards und soziale Vernetzung veranlassen die meisten Menschen zur Landflucht. Spitzenreiter in Deutschland sind Freiburg und Dresden. Innerhalb von 16 Jahren (im Zeitraum von 2000 bis 2016) wuchs die Bevölkerung in Freiburg um zehn und in Dresden gar um 16 Prozent.
Doch der enorme Zuwachs der Städte birgt auch etliche Herausforderungen. Stadtgrenzen verschieben sich, Energie- und Mobilitätskonzepte (Lösungen könnten bspw. Sharing-Modelle sein) müssen neu angepasst werden und der Bau von Wohnungen lässt ganze Stadtteile entstehen oder verändert die Infrastruktur bestehender Viertel (eine Lösung könnte bspw. eine futuristische Hochbahn sein). Anpassungsfähigkeit wird immer wichtiger – nicht nur für die Bewohner, sondern auch im Bereich der Stadtplanung. Insbesondere, da Städte als hochkomplexe Gebilde völlig unterschiedlich und nicht miteinander vergleichbar sind. Topographie, Geographie oder der Charakter der Stadt sind dabei nur einige Beispiele, die bei der Stadtplanung berücksichtigt werden müssen und somit keine einheitliche übertragbare Lösung zulassen.
Spielerisch die Städte planen
Zwar werden immer mehr Daten kombiniert und führen im urbanen Raum zu smarten Projekten, doch werden vor allem nur Teilbereiche abgedeckt. Das französische Startup ForCity will dies ändern. Mit einer Software-Plattform, die detailgetreue Stadtpläne in 4D-Modellen nachbauen lässt, können dynamische Zeitabläufe der nächsten 20 oder 30 Jahre simuliert werden. So können künftige Herausforderungen nachgestellt und abgebildet werden, beispielsweise angepasste und variable Routen von Buslinien, Schwächen im Versorgungsnetz oder der Zuwachs der Bevölkerung in ausgewählten Gebieten. Was sich wie eine Computerspiel-Simulation anhört, könnte sich vielmehr als Basis für stadtplanerische Entscheidungen entwickeln oder das frühzeitige Agieren bei Engpässen ermöglichen. Das benutzerfreundliche Interface verspricht, dass die Software auch von Stadtplanern und interessierten Menschen ohne (Computer-)Fachwissen verwendet werden kann. Die Chance, die eigenen Pläne und Simulationen mit einer Crowd zu sharen, ermöglicht zudem ein thematischen Austausch.
Mit dem 4D-Simulationsmodell scheint das 2014 gegründete Unternehmen ins Schwarze getroffen zu haben. 82 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile in den Büros in Lyon, Rennes und Paris. Zum Kundenstamm gehören neben Wasserwerken ebenso Architekturbüros oder Immobilienfirmen. Zudem kamen bei einem Investitionsaufruf Anfang 2018 innerhalb kürzester Zeit rund acht Millionen Euro zusammen und ForCity wurde kürzlich in der Kategorie „Intelligente Netze und Plattform“ mit dem SET-Award ausgezeichnet, für den sich rund 400 nachhaltige Unternehmen beworben hatten. Ob die Juroren in ihrer Jugend SimCity-Spieler waren, wurde bei der Laudatio allerdings nicht verraten.