Unser Appetit auf immer mehr und immer schnellerer Mode wächst: Nach einem Bericht von McKinsey & Company aus dem Jahr 2016 soll die Bekleidungsproduktion jetzt mehr als doppelt so groß sein wie im Jahr 2000. Die Konsequenzen sind verheerend. Konventionelle Herstellungsprozesse sind mit schätzungsweise 20.000 Liter Wasser, um ein Kilo Kleidung zu produzieren, unglaublich ressourcenintensiv. Ganz zu schweigen von der Umweltverschmutzung, die aus dem Einsatz chemischer Farbstoffe oder Pestiziden resultiert. Darüber hinaus haben niedrige Löhne und gefährliche, ausbeuterische Praktiken, die in den Textilfabriken der Zulieferer weit verbreitet sind, große soziale Auswirkungen.
Gestern jährte sich zum vierten Mal die Katastrophe von Rana Plaza, bei der ein achtstöckiges Gewerbegebäude in Bangladesch zusammenbrach. 1.129 Menschen wurden getötet, tausende verletzt und unzählige andere traumatisiert. Es ist als das tödlichste Unglück der Bekleidungs-Industrie bekannt. Das tragische Ereignis führte zur Schaffung des Fashion Revolution Day (der zu einer ganzen Woche ab 2016 wurde). Die Kampagne ist ein Versuch, auf die in der Bekleidungsindustrie vorherrschenden Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen und positive Impulse für Veränderungen zu setzen. Gleichzeitig richtet das Event den Blick auf Hersteller und Marken und fordert Verbesserungen.
#whomademyclothes – eine Forderung nach Transparenz
Die Social-Media-Kampagne der Fashion Revolution-Week ruft dazu auf, die Kleidung von außen nach innen zu drehen, um vom eingenähten Etikett ein Foto zu machen. Dann soll mit dem Markenhersteller online mit dem Hashtag #whomademyclothes in Kontakt getreten werden. Anstatt lediglich anzuprangern ist die Idee dahinter, eine positive Diskussion zu beginnen, ethische und nachhaltige Praktiken hervorzuheben und das öffentliche Bewusstsein für unseren Konsum zu schärfen.
Dank Facebook und Twitter sind wir Verbraucher in der Lage, führende Marken anzusprechen und Transparenz zu fordern. Es ist vielleicht nicht möglich, den weltweiten Hunger nach schneller, günstiger Mode zu stoppen. Aber indem du die Markenhersteller wissen lässt, dass dir faire Arbeitsbedingungen wichtig sind, kannst du sie ermutigen, ihre Praktiken offen darzustellen. Dadurch werden sie sich dann auch von Produzenten lösen müssen, die nötige Standards nicht erfüllen.

Weitere Möglichkeiten mitzumachen
Auf der offiziellen Fashion Revolution Website findest du eine ganze Reihe von Informationen, wie du einen Beitrag zu dieser sehr lobenswerten Kampagne leisten kannst.
- Nimm an einem der vielen weltweit stattfindenden Events zu Fashion Revolution Week teil.
- Downloade die Broschüre „How to be a Fashion Revolutionary“ (englisch) mit Informationen, wie du deine Stimme einsetzt, um die Mode-Industrie das ganze Jahr über zu ändern.
- Erzähle eine Mode-Liebesgeschichte – anstatt etwas Neues zu kaufen, entdecke ein altes Kleidungsstück, das dir sehr am Herzen liegt, und widme ihm ein Foto, Video oder einen Liebesbrief, den du teilst.
- Check deine #Haulternative: ein Guide für Mode-Liebhaber mit Ideen, wie du deine Garderobe auffrischen kannst, ohne neue Sachen zu kaufen.
- Schreibe in Form eines altmodischen Briefes oder einer Postkarte an eine Marke und frage, wer deine Kleidung hergestellt hat (#whomademyclothes)? Die Website bietet sowohl eine Postkarte als auch eine Briefvorlage, die du kostenlos herunterladen und verwenden kannst.
Ein Highlight der Kampagne 2015 war das preisgekrönte Video „The 2 Euro T-Shirt – A Social Experiment“, das am Berliner Alexanderplatz gefilmt wurde. Zwei Jahre später ist dessen Botschaft leider noch nicht weniger relevant.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Julian Furtkamp und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.