Secondhand kaufen bei Modemarken: Resale-As-A-Service-Software macht das möglich

Resale-as-a-Service-Software ist die Technologie, die Secondhand-Plattformen für Mode antreibt – und dafür sorgt, dass Kleidung länger im Umlauf bleibt.

Autor*in Kezia Rice:

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut, 04.11.24

Secondhand-Kleidung gibt es längst nicht mehr nur auf dem Flohmarkt oder über Apps wie Vinted, Depop oder eBay. In den letzten Jahren ist eine weitere Option auf dem „Re-Commerce“-Markt aufgetaucht: Der Kauf gebrauchter Kleidung direkt von einer Marke selbst. Von Patagonia über Dr. Martens bis hin zu Balenciaga – sie alle haben ihre eigenen Wiederverkaufsplattformen eingerichtet. Und alle setzen dazu auf Resale-as-a-Service-Software.

Genug Kleidung für die nächsten sechs Generationen

Laut dem British Fashion Council gibt es auf der Welt genug Kleidung, um die nächsten sechs Generationen an Menschen einzukleiden. Daher muss es für Verbraucher:innen und Marken gleichermaßen Priorität werden, Kleidung im Kreislauf zu halten.

Was ist Resale-as-a-Service-Software?

Resale-as-a-Service, auch bekannt als RaaS, gibt es seit 2017. Die Software ermöglicht es Marken, ihre eigenen Wiederverkaufsmodelle zu erstellen. Die Software kümmert sich um alle Elemente eines Wiederverkaufsgeschäfts, von der Annahme, Bewertung und Auflistung des Lagerbestands bis hin zum Versand an die Käufer:innen. Resale-Plattformen beziehen ihren Bestand von Kund:innen, die ihre gebrauchte Kleidung im Austausch gegen eine Gutschrift an die Marken zurückgeben. Neben diesen Rücknahmesystemen können Marken zurückgesandte oder beschädigte Bestände auf ihrer Plattform verkaufen. RaaS unterstützt auch digitale Verkaufsplattformen, die es Verbraucher:innen ermöglichen, Secondhand-Artikel direkt über eine Website zu kaufen.

Wiederverkaufsgeschäfte bringen andere Herausforderungen mit sich als der Verkauf von fabrikneuer Ware, wie zum Beispiel die Bewertung der Qualität von Secondhand-Kleidung. Durch die Zusammenarbeit mit einem RaaS-Unternehmen erhalten Modemarken Zugang zu Expert:innen, die ihren Resale-Service schnell auf den Markt bringen können.

Immer mehr Marken profitieren vom wachsenden Secondhand-Markt

Schon bald wird Umweltverantwortung mehr sein als ein Greenwashing-Trick – sie wird eine Notwendigkeit für alle Modemarken sein. In Ländern wie Frankreich und den Niederlanden gibt es bereits eine EPR-Gesetzgebung, die besagt, dass Marken für Produkte in der Post-Consumer-Phase verantwortlich sind. Weitere europäische Länder sowie Kalifornien und New York werden bald folgen.

RESET sprach mit Jamin Nieri, Chief Operations Officer bei Trove, einer Resale-as-a-Service-Plattform. Nach eigenen Angaben sollen deren Partnerschaften mit Marken allein im Jahr 2023 über 200.000 Kilogramm Abfall von der Mülldeponie ferngehalten haben. „Die meisten Marken kommen zu uns, weil sie verstanden haben, dass Wiederverkauf nicht mehr nur ein nettes Extra ist“, erklärt Nieri. „Es ist ein Muss, um mit ihren Verbrauchern in Kontakt zu treten.“

37 Prozent der Verbraucher:innen in den USA gaben im Jahr 2022 an, einen größeren Anteil ihres Kleidungsbudgets für Secondhand als für Neuware auszugeben. Daher riskieren Marken, Kunden:innen zu verlieren, wenn sie keine Wiederverkaufsplattform haben. Gewinn ist eine Motivation für Marken – die Wiederverkaufsprogramme einiger Marken erzielen laut dem RaaS-Unternehmen Archive die doppelte Marge ihres Kerngeschäfts. Aber Marken profitieren auch vom ökologischen Ansehen eines zirkulären Geschäftsmodells.

Besteht also die Möglichkeit, dass Marken in den Wiederverkauf investieren, um ihr Image zu verbessern, anstatt dem Planeten zu helfen? Möglicherweise. Viele der Fast-Fashion-Marken nehmen mit Sicherheit den Wiederverkauf lediglich in ihr Angebot auf, weil Secondhand im Trend liegt. Aber es gibt auch einige Marken, die sich in ihrer gesamten Lieferkette für nachhaltige Praktiken einsetzen – und deren Resale-Plattformen gliedern sich darin ein.

Wiederverkauf als Dienstleistung verursacht CO2-Emissionen durch Versand und Server

Der Versand von Paketen ist die Achillesferse des Resale-Markts. Der ansonsten überwiegend ökologische Ansatz, der Kleidung im Kreislauf hält, beruht auf dem Versand gebrauchter Kleidung quer durchs Land. Während auch online verkaufte, nagelneue Kleidung verschickt wird, kann es sein, dass Wiederverkaufsmodelle mehr Versand erfordern, wenn die Kleidung zunächst über Rücknahmesysteme an die Marke zurückgeschickt wird.

Der CO2-Fußabdruck von Paketen

Ein kleines Paket mit einem Gewicht von 0,45 kg stößt beim Versand über eine Strecke von 800 Kilometern auf dem Landweg circa 0,59 kg CO2 aus, verglichen mit 0,98 kg beim Versand per Flugzeug.

„Einer der Gründe, warum wir uns entschieden haben, unser Angebot weiterzuentwickeln und auf ein Resale-as-a-Service-Programm umzusteigen, bei dem Marken Betriebssoftware erwerben und in ihrem eigenen Lager installieren können, war die Reduzierung der Anzahl der Bewegungen, die der Bestand durchführen muss“, erklärt Nieri. Durch die gemeinsame Unterbringung von Gebrauchtwaren und Neuwaren – und die Bewertung und Erfassung des gesamten Warenbestands am selben Standort – reduzieren Trove und die Marken, mit denen sie zusammenarbeiten, die Transportemissionen ihrer Betriebe. Nichtsdestotrotz gilt auch für Secondhand-Shopping, Retouren möglichst zu vermeiden.

Als Softwaremodell stößt auch RaaS durch seine digitalen Abläufe CO2 aus. Der Betrieb auf grünen Servern muss für die Branche zur Priorität werden, wenn sie ihre Umweltauswirkungen insgesamt reduzieren will.

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Der Wiederverkauf von Markenartikeln expandiert in weitere Branchen

Resale-Plattformen sind nicht mehr nur in der Modebranche zu finden. Trove zählt die Reise- und Lifestyle-Marke BÉIS zu seinen neuesten Kunden, während die Resale-as-a-Service-Plattform Treet kürzlich ihre Partnerschaft mit der Keramikmarke Heath Ceramics bekannt gab. IKEA ist mit seinem Circular-Market-Programm ebenfalls ein früher Anwender eines Wiederverkaufsmodells.

Für Nieri ist ein entscheidender Vorteil des Wiederverkaufsbooms die Steigerung der Produktqualität. „Marken verändern die Art und Weise, wie Produkte hergestellt werden“, sagt sie. Da der potenzielle Gewinn aus dem Wiederverkauf ein Anreiz für Marken ist, „müssen Produkte langlebiger sein“.

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