Im globalen Kampf gegen den Klimawandel stehen Unternehmen vor einer Herausforderung: Sie müssen ihren CO2-Fußbadruck verringern. Während die Reduzierung der direkten Emissionen für viele ein Schwerpunkt ist, bleibt die Bewältigung oder auch nur das Verständnis der indirekten Emissionen aus Lieferketten eine große Hürde. Diese Emissionen nennt man allgemein „Scope-3-Emissionen“ und das Berliner Climate-Tech-Unternehmen ClimateChoice möchte nun gegen sie angehen.
Scope 1, 2 und 3 – Was bedeutet das?
Um den Fortschritt in Richtung Netto-Null zu verfolgen, bewerten Unternehmen die Treibhausgasemissionen in drei Bereichen (Scopes).
Scope 1 bezieht sich auf direkte Emissionen aus Quellen, die dem Unternehmen gehören oder von ihm kontrolliert werden. Etwa die Verbrennung von Kraftstoff in der eigenen Fahrzeugflotte.
Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus der Erzeugung von eingekaufter Energie. Etwa die Emissionen aus dem Stromverbrauch in Unternehmensgebäuden.
Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette des Unternehmens. Etwa die Emissionen von Zulieferern, Produktnutzung und Entsorgung.
Verwirrung um Scope 3 lösen
Ein altes Sprichwort besagt: „Was man nicht messen kann, kann man auch nicht ändern“. Und die Messung von Scope-3-Emissionen ist bekanntermaßen schwierig. Aber diese Emissionen – alles, was mit eingekauften Waren, Transport und Betriebsabfällen zu tun hat – machen den Löwenanteil des CO2-Fußabdrucks von Unternehmen aus. Nach Angaben von Carbon Trust können Scope-3-Emissionen 70-90 Prozent des Kohlenstoff-Fußabdrucks eines Unternehmens ausmachen.
Genaue und verwertbare Daten über verschiedene Aktivitäten in der Lieferkette zu sammeln ist eine schwierige Aufgabe. Ein Bericht von IBM aus dem Jahr 2023 ergab, dass nur 38 Prozent der Unternehmen derzeit ihren Scope-3-Fußabdruck messen. Der Bericht stützt sich auf Daten aus 13 Ländern und eine Stichprobe von 3.250 Unternehmensleiter:innen und Entscheidungsträger:innen.
Die Studie zeigte, dass die schlechten Zahlen nicht unbedingt auf ein mangelndes Interesse zurückzuführen sind. 45 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen zeigten sich zuversichtlich, dass sie bis Ende 2023 in der Lage sein werden, über ihre Scope-3-Treibhausemissionen zu berichten.
Während „das Bewusstsein und die Dringlichkeit für die Reduzierung von Scope 3 zunehmen, angetrieben durch regulatorischen Druck wie CSRD, CBAM und SEC-Vorschriften zur Offenlegung von Klimadaten“, erklärte Josepha Niebelschütz, Growth Marketing Lead von ClimateChoice, gegenüber RESET, dass „nur etwa 40 Prozent der Unternehmen derzeit Scope 3-Daten melden. Noch weniger haben umfassende primäre Daten von ihren Zulieferern.“
Darüber hinaus werden die Unternehmen oft durch fragmentierte Prozesse, mangelnde Standardisierung und begrenzte Zusammenarbeit mit den Interessengruppen gebremst. Infolgedessen haben viele, denen die Emissionsreduzierung am Herzen liegt, immer noch Schwierigkeiten, ihre Lieferketten mit ihren Netto-Null-Zielen in Einklang zu bringen.
Die Lösung: Eine KI-gesteuerte Klima-Intelligenz-Plattform
Die KI-gestützte Klimainformationsplattform ClimateChoice versucht, die Lücke zwischen klimabewussten Ambitionen und umsetzbaren Erkenntnissen zu schließen. Die in Berlin ansässige Plattform ermöglicht es Unternehmen, solche Daten zu sammeln und zu analysieren. So befähigt sie sie dann, nach den Ergebnissen zu handeln.
Die Plattform sammelt eine große Anzahl klimarelevanter Datenpunkte von den Lieferanten. Anschließend wandelt sie diese in individuelle ClimateChoice-Scorecards um. Unternehmen erhalten so ein klareres Bild von der Leistung des Lieferanten in fünf Bereichen: CO2, Emissionstrends im Zeitverlauf, Klimaziele, Strategie und Governance sowie Dekarbonisierungsbemühungen.
Dadurch entfallen die zeit- und kostenintensiven manuellen Bemühungen, die oft auf ungenauen Daten beruhen. Unternehmen können die Bereiche mit den größten Auswirkungen zudem einfacher identifizieren und aktiv mit Strategien zur Emissionsreduzierung reagieren.
Die Technologie von ClimateChoice ermöglicht es Unternehmen nicht nur, ihre Emissionen im Nachhinein zu überprüfen, sondern versetzt auch die Beschaffungsteams in die Lage, klimabewusste Lieferanten zu priorisieren. Unternehmen können fundierte Entscheidungen treffen, die mit ihren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen. In der Zwischenzeit werden die Lieferanten auf der Grundlage ihrer klimafreundlichen Referenzen geprüft und ausgewählt.
Ihr flexibles Preismodell macht die Investition auch für kleinere Unternehmen lohnenswert. „Durch die Automatisierung des Lieferantenengagements und der Klimadatenerfassung sehen unsere Kunden eine deutliche Reduzierung des Zeit- und Arbeitsaufwands für manuelle Prozesse“, erklärt Niebelschütz. Die Innovation überzeugte beim Green Startup Slam 2024 und gewann den ersten Preis in Los Angeles.
„Nicht mehr optional“
Angesichts des wachsenden Drucks von Interessengruppen, Regulierungsbehörden und Verbraucher:innen können es sich Unternehmen nicht länger leisten, ihre Emissionen in der Lieferkette zu übersehen. Lara Obst, Mitbegründerin und Chief Climate Officer von ClimateChoice, erklärt: „Mit dem Inkrafttreten neuer Vorschriften wie der europäischen CSRD werden ab 2025 mehr als 50.000 Unternehmen über [Scope 3]-Emissionen berichten und diese berücksichtigen müssen.“
Tools wie die Climate Intelligence Platform von ClimateChoice sind daher nicht nur hilfreich, sondern unerlässlich, um die Komplexität der Scope-3-Dekarbonisierung zu bewältigen.
„Die Dekarbonisierung der Lieferkette ist nicht mehr optional, sondern unerlässlich für die Einhaltung von Vorschriften und die Führungsrolle im Bereich der Nachhaltigkeit.